Bestwig. .
Wir sitzen auf Stühlen, die nur zu 60 Prozent abbezahlt sind. Eine Hinterlassenschaft der fünf Wochen langen „Ära“ Ziegler. Aber wenigstens sind die Wände weiß gestrichen - und die Fenster- und Türrahmen lilafarben.
Frage: Herr Reuvers, Sie sind ein alter Hase in der Branche. Haben Sie schon einmal Ähnliches erlebt wie den Fall Ziegler?
Jan Reuvers: Nein, wirklich nicht. Es war eine schwierige Situation für uns, als wir von der Staatsanwaltschaft Arnsberg informiert wurden, dass die Deutsche Bank Anzeige wegen gefälschter Bankgarantien erstattet hat. Von dem Kaufpreis in Höhe von 6 Millionen Euro hatten wir in einer ersten Zahlung 250 000 Euro erhalten, der Rest sollte am 31. Januar fällig sein. Wir haben uns nicht vorstellen können, Opfer eines Betrügers, eines Träumers zu werden.
Frage: War Ihr Unternehmen bei den Vertragsverhandlungen mit Ziegler zu gutgläubig?
Reuvers: Hinterher ist man immer schlauer. Unsere Experten haben sich über Ziegler informiert, zu diesem Zeitpunkt aber nicht die Informationen vorliegen gehabt, die wir jetzt kennen. Er ist sehr selbstbewusst und souverän aufgetreten, hat eine überzeugende Präsentation hingelegt.
Frage: Leiten Sie rechtliche Schritte gegen Ziegler ein?
Reuvers: Zunächst warten wir die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft ab. Da läuft uns die Zeit nicht weg.
Frage: Sie wollten zum Jahreswechsel den Park verkaufen, weil er nicht mehr zur Strategie Ihres Unternehmens passe. Was wird jetzt aus Fort Fun?
Reuvers: Die Compagnie des Alpes steht zu ihrer Verantwortung für den Park und seine Mitarbeiter. Die 30 fest angestellten Mitarbeiter werden weiter bezahlt. Das war die erste Entscheidung, die in unserer Konzernzentrale getroffen wurde. Von Ziegler haben sie kein Gehalt bekommen. Unsere Mitarbeiter sind sehr froh, dass wir wieder da sind und dass die Familie Ziegler nur fünf Wochen hier war. Wir können die Region beruhigen: Wir meinen es ernst mit dem Park - die neue Saison soll am 6. April starten.
Frage: Ziegler wollte den Park erweitern, Attraktionen holen und Hotels bauen. Was können wir von Ihnen erwarten?
Reuvers: Wir haben realistische Ziele. Beim Thema Übernachtungsmöglichkeiten haben wir immer die Pläne eines niederländischen Investors für einen Bungalow-Park in Andreasberg unterstützt. Davon versprechen wir uns sehr viel. Ich kann mir vorstellen, dass wir die Geisterbahn, die Ziegler hat abbauen lassen, wieder installieren. Wir arbeiten mit Hochdruck an den Plänen für die kommende Saison. Es gibt viel Arbeit, aber wir schauen sehr positiv nach vorne.
Frage: Werden Sie in den Park investieren?
Reuvers: Selbstverständlich. So wie wir es bislang auch getan haben. Unsere Strategie war es, jedes dritte Jahr groß zu investieren - im vergangenen Jahr mit der Show Tala Takenya. Aber es gilt: Investitionen hängen vom Umsatz ab, denn man braucht Geld dazu.
Frage: Was ist, wenn ein neuer Kaufinteressent kommt?
Reuvers: Ich kann mir nicht vorstellen, dass es in der kommenden Saison einen Besitzerwechsel geben wird - auch wenn man niemals nie sagen soll. Die Wogen müssen sich erst wieder glätten. Grundsätzlich hat mein Unternehmen nach einem Strategiewechsel alle kleineren Parks verkauft. Fort Fun ist jetzt der letzte dieser Art und unser einziges Objekt in Deutschland.
Frage: Heimische Handwerker haben in der Ziegler-Zeit Arbeiten erledigt, die noch nicht bezahlt sind. Übernehmen Sie hier auch Verantwortung?
Reuvers: Natürlich. Wir werden prüfen, ob vertraglich vereinbarte Arbeiten ausgeführt wurden, und diese Rechnungen dann bezahlen. Wir werden die Arbeiten würdigen, die gemacht wurden.
Frage: Glauben Sie an die Zukunft von Fort Fun?
Reuvers: Auf jeden Fall. Fort Fun ist sehr bekannt in Deutschland, wir haben viele treue Kunden. Und die Menschen besuchen auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten Freizeitparks. Die Leute wollen spielen.