Hagen. Schneckenkorn, Kupferband, Lavagranulat - alles, was gegen die Invasion der Schnecken im Garten hilft, wird gesucht. Wen das freut.
Ob Hobbygärtner oder Profi, momentan gibt es im Garten und auf Feldern ein riesiges Schneckenthema. Seit einigen Tagen herrscht in vielen Gartenabteilungen in Baumärkten und Gartencentern Hochbetrieb. Das vordringliche Ziel: Die Regale mit Schneckenabwehrmitteln. „Schneckenkorn ist der Renner. Gefühlt kauft es gerade jeder zweite Kunde“, sagt ein Mitarbeiter in der Gartenabteilung des Bauhauses in Hagen. Seit es warm geworden ist, geht das Produkt offenbar wie besagte Semmeln. Auch Kupferband, Schneckenschutzringe und Lavagranulat seien gefragt. „Über Granulat bewegen sich Schnecken nicht gern. Das Schneckenkorn wird allerdings am liebsten gekauft“, so der Bauhaus-Mitarbeiter. Zwischenzeitlich sei das Produkt ausverkauft gewesen. Mittlerweile sei aber eine neue Lieferung angekommen und die Versorgung mit Schneckenabwehrmitteln wieder komplett.
Ganz ähnlich scheint es bei anderen Baumärkten und Gartencentern derzeit auch zu sein. Im „Hellweg“-Baumarkt, wo in einer Dortmunder Filiale das Schneckenkorn am Samstag zumindest zwischenzeitlich ebenfalls ausverkauft war. Auch aus einem Baumarkt in Iserlohn heißt es, „alle wollen Schneckenkorn“.
Der Bedarf scheint nicht nur in heimischen Gärten in Nordrhein-Westfalen gerade besonders hoch zu sein. „Tatsächlich ist es so. Es ist wieder ein Schneckenjahr“, sagt eine Sprecherin des Herstellers Neudorff aus Emmerthal im Weserbergland. Das mittelständische Unternehmen hat mit seinen Produkten zur Schneckenabwehr gerade wieder Hochkonjunktur. Die Nachfrage ist demnach bundesweit hoch. Neudorff habe sogar die Produktion hochgefahren, weil die Märkte sich kaum noch Produkte auf Lager legen. „Wir verkaufen fröhlich und müssen gelegentlich Extraschichten einlegen, weil die Nachfrage so hoch ist und die Märkte nicht mehr einlagern“, sagt Deutschlandsprecherin Sabine Klingelhöfer.
Sogar Profigärtner aus Japan bestellen im Weserbergland
In den Werken in Lüneburg und am Stammsitz im kleinen Emmerthal werde nicht nur für den deutschen Markt und nicht nur für Hobbygärtner produziert. „Wir liefern im Hobby- und Profibereich nach ganz Europa, nach Nordamerika und sogar bis Japan“, sagt Klingelhöfer gegenüber unserer Redaktion. Neudorff hat eine Tradition seit Mitte des 19. Jahrhunderts als Hersteller von Pflanzenpflege- und Pflanzenschutzmitteln für den Hobby- und den Profibereich. Nach eigenen Angaben habe man 2009 als erstes Unternehmen in der Branche eine Eisen-III-Phosphat-Rezeptur auf den Markt gebracht, die auch für den Bioanbau geeignet und schonend für Haustiere und Igel sei. Erstmals seit 30 Jahren sei damals ein neues Mittel in diesem Bereich auf den Markt gekommen.
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Eisen-III-Phosphat kommt auch in der Natur vor. Die chemische Verbindung zerstört den Hautschutz der Schnecken. In der Regel „schleimen“ die Weichtierchen dann aus. Anekdote: Als das Mittel vor 15 Jahren in die Regale kam, habe es erst einmal Reklamationen gehagelt. Die Neudorff-Forscher seien dem nachgegangen. Auflösung: Beim Einsatz der Vorgängermittel seien die Schnecken sichtbar verendet, beim neuen Mittel zögen sie sich aber unter die Erde zurück und zersetzten sich, ohne eine Schleimspur zu hinterlassen. „Wir haben das dann groß auf die Packungen geschrieben“, erzählt Klingelhöfer. Im Forschungszentrum in Hameln würden die neuen Mittel entwickelt, beispielsweise für den Einsatz beim Reisanbau oder nach nationalen Vorgaben: „In Japan muss das Korn weiß oder cremig sein, in Europa blau“, sagt die Sprecherin.
Mittel gegen Buchsbaumzünsler gefragt - auch Läuse werden Hobbygärtner bald plagen
Schneckenkorn sei für Neudorff eines der wichtigsten Produkte und ein Türöffner im Ausland gewesen, wo auch immer mehr auf Nachhaltigkeit gesetzt werde. Neben Schneckenabwehrmitteln werden auch Mittel gegen Läuse oder den Buchsbaumzünsler hergestellt. Letzteres sei gerade vergriffen und müsse nachproduziert werden. „Wir dachten, es gäbe gar keine Buchsbäume mehr, aber nichts da.“ Es dürfte für Neudorff mit seinen mittlerweile 290 Beschäftigten und 140 Millionen Euro Jahresumsatz ein gutes Jahr werden. Kleiner Tipp an Hobbygärtner: „Läuse wird es in diesem Jahr auch viele geben“, ist Sabine Klingelhöfer sicher. Vielleicht also schon einmal im Gartencenter des Vertrauens schauen, bevor es akut wird.