Lüdenscheid. Michael Schneider (63) ist seit mehr als 40 Jahren Sprengmeister. Der Einsatz im Sauerland vor einem Jahr war eine Herausforderung.

Michael Schneider (63) war am 7. Mai 2023 der Sprengmeister, als um Punkt 12 Uhr die Rahmedetalbrücke in sich zusammenfiel. Der Projektleiter Sprengtechnik bei der Richard Liesegang GmbH in Hürth über den anspruchsvollen Job im Sauerland.

Nach der erfolgreichen Sprengung sind Sie wie ein Popstar mit Szenenapplaus gefeiert worden. Wie haben Sie in der Rückschau Ihre Arbeit erlebt?

Kurz nach dem Sprengsignal habe ich in meinem Monitor gesehen, dass die Brücke kerzengerade nach unten fällt. Exakt so, wie geplant. Aus höchster Anspannung wurde Riesenerleichterung. Nicht auszudenken, was alles hätte passieren können, wenn der große steile Hang abgerutscht wäre.

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Sie haben mehr als 40 Jahre Berufserfahrung. Die Sprengung der Rahmedetalbrücke war für Sie kein alltäglicher Einsatz, oder?

Solch eine Sprengung macht man nicht alle Tage. Es war eine außergewöhnliche Aufgabe. Die 70 Meter hohe Brücke war die höchste Autobahnbrücke, die in Deutschland gesprengt wurde. Und Sie dürfen das schwierige landschaftliche Umfeld mit seiner engen Bebauung nicht vergessen.

Alle Augen schauten auf Sie...

Und ob. Der Bauherr hatte 130 Journalisten zugelassen. Wenn bei der Sprengung etwas nicht funktioniert hätte, wäre ich genauso schnell, wie ich nach oben gelobt wurde, nach unten getreten worden. Aber das muss man als Sprengmeister aushalten können.

Ein Bild von der Sprengung der Rahmedetalbrücke bei Lüdenscheid am 7. Mai 2023.
Ein Bild von der Sprengung der Rahmedetalbrücke bei Lüdenscheid am 7. Mai 2023. © FUNKE Foto Services | Ralf Rottmann

Sind Sie weiter hochzufrieden mit dem Verlauf?

Unbedingt. Es war eine Bilderbuchsprengung, die Vorbereitungen waren schon herausfordernd. Aus Gründen der Statik durften wir nicht wie sonst für Vorarbeiten mit dem Jeep auf die Brücke fahren. Und wir hatten nicht die Möglichkeit, mit Baggern Öffnungen in die Fahrbahnplatte einzubringen. Wegen der akuten Einsturzgefahr durften maximal eine Schubkarre und zwei Mann die Brücke belasten.

Gebäude im Rahmedetal wurden mithilfe von Containern geschützt. Und doch gab es bei der Sprengung Schäden auf Grundstücken.

Nicht schön, aber wegen der enormen Druckwelle beim Aufkommen der Brücke nicht zu vermeiden.

Sie sind 63. Denken Sie an den Ruhestand?

Meine Frau glaubt, dass ich nie aufhören werde. Jedenfalls geht die Arbeit nicht aus. Manchmal sage ich im Scherz, dass es eines Tages mehr zu sprengende Brücken als Sprengmeister geben wird.