Hagen/Düsseldorf. Die Wirtschaft in Südwestfalen erhöht angesichts der katastrophalen Lage der Verkehrswege in der Region den Druck auf die Politik.

Die Wirtschaft in Südwestfalen erhöht angesichts der katastrophalen Lage der Verkehrswege in der Region den Druck auf die Politik. In einem Brief an NRW-Verkehrsminister Oliver Krischer (Grüne) formulieren zahlreiche Firmen einen umfangreichen Forderungskatalog an die Landesregierung. Unterzeichnet ist der Brief von fast 50 Unternehmern, die mehrere 10.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter repräsentieren.

„Spätestens seit der Hochwasserkatastrophe vom Sommer 2021 und der Vollsperrung der Rahmedetalbrücke im Dezember 2021 versinkt das Märkische Südwestfalen, als Teil NRWs stärkster Industrieregion, in einem regelrechten Infrastrukturchaos“, schreiben die Unternehmer. Die Liste eingeschränkter oder vollgesperrter Verkehrswege, sowohl auf der Schiene als auch auf der Straße, wachse kontinuierlich. Im Bezirk der Südwestfälischen Industrie- und Handelskammer gebe es aktuell fast 100 Straßenbaustellen. Weitere Hiobsbotschaften seien zu erwarten.

Forderung: Beauftragten einsetzen

Die Unterzeichner fordern:

  • Die Einsetzung eines Infrastrukturbeauftragten für das Märkische Südwestfalen mit weitreichenden Vollmachten und Durchgriffsrechten. Er soll unter anderem die Tätigkeiten der Baulastträger koordinieren.
  • Eine Notlösung auf gesperrten der Bundesstraße 236 in Nachrodt-Wiblingwerde. Dort soll das THW oder die Bundeswehr eine Behelfsbrücke auch für den Straßenverkehr bauen.
  • Die Einrichtung eines Runden Tisches, der über aktuelle und geplante Infrastrukturmaßnahmen in der Region informiert und Betroffene einbezieht.
  • Einen Masterplan für die Sanierung der Verkehrsinfrastruktur. Ein koordiniertes Sanierungsprogramm der untergeordneten Verkehrsinfrastruktur in der Region müsse spätestens nach der Freigabe der A45 starten. „Die entsprechenden Planungskapazitäten und finanziellen Bedarfe müssen frühzeitig geplant und gesichert werden“, heißt es in dem Schreiben.
  • Der Bund soll sich verpflichten, den Erhalt und die Sanierung der regionalen Verkehrsinfrastruktur zu unterstützen.

„Wir erleben als Unternehmerinnen und Unternehmer eine vollständig unbefriedigende und unkoordinierte Kommunikation der verschiedenen zuständigen Stellen, die für erhebliche Verunsicherung sorgt und Planbarkeit auch im Akutfall so gut wie unmöglich macht“, kritisieren die Unterzeichner. Zudem würden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf ihren Wegen zur Arbeit zunehmend belastet; sie suchten zum Teil aktiv nach alternativen Arbeitsorten.

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In einem Gespräch des Märkischen Arbeitgeberverbandes mit NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur (Grüne) habe die Politikerin eingeräumt, dass die Region – wieder einmal – unverschuldet in eine Notlage geraten ist. Es solle geprüft werden, wie das Land möglichst schnell und unbürokratisch im Rahmen seiner Möglichkeiten unterstützen kann.

In einem Telefonat mit der SIHK am Donnerstag betonte Verkehrsminister Oliver Krischer, dass die Landesregierung die Sanierung der Verkehrsinfrastruktur forcieren wolle und dafür die entsprechenden Weichen gestellt habe. Für die Sanierung der Brückeninfrastruktur sei bereits ein konkreter Zeitplan vorgelegt worden. Bei regionalen Infrastrukturkonferenzen sollen die Beteiligten vor Ort einbezogen werden.

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Derweil will Landrat Marco Voge (CDU) einen eigenen Infrastrukturgipfel für den Märkischen Kreis einberufen, und das „so schnell wie möglich“, wie er dieser Zeitung sagte. Eingeladen werden sollen unter anderem die betroffenen Bürgermeister, Bundes- und Landtagspolitiker, die Verkehrsministerien in Düsseldorf und Berlin, Straßen NRW und die Bahn.

Diese Unternehmer haben unterschrieben

Diese Unternehmer haben den Brief unterschrieben: Ralf Stoffels, biw Isolierstoffe, Ennepetal; Frank Hoffmeister, Schrauben Betzer, Lüdenscheid; Hans-Toni Junius, C.D. Wälzholz, Hagen; Sarah Eliza Schniewindt, Neuenrade; Hermann Josef Schulte, HJS Emission Technology, Menden; Gudrun Winner-Athens, Winner Spedition, Iserlohn, Marc Werner, Commerzbank, Hagen; Hermann Dietrich AlbertsGust, Alberts, Herscheid; Dirk AlteWilhelm, Alte, Plettenberg; Martin Backhaus, RZV Rechenzentrum Volmarstein; Joachim Bade, Hofnagel und Bade, Hagen; Götz Bernecker, Hauer-Schmidt, Gevelsberg; Thomas Biermann, Sparkasse an Ennepe und Ruhr; Eckhard Berthold, Südwestfalen-Revision, Lüdenscheid; Matthias Bittern, Wema, Lüdenscheid; Burkhard Blesel, Hagen; Jens Breer, Breer Gebäudedienste, Iserlohn; Frank Brüggendieck, Willy Uhlenkott, Schwelm; Gustav Edelhoff, Lobbe Holding, Iserlohn; Patrick Hans Friedrich Fayner, Krugmann Markenspirituosen, Meinerzhagen; Christian Joachim Fehske, Rathaus Apotheke, Hagen; Jutta Fritsch, Märkische Mittelstands-Consult, Lüdenscheid; Thomas Gebehenne, Ideenpool GmbH, Hagen; Verena Grothe-Friedrich, Grothe Büroeinrichtungen, Hemer; Thorsten Hering, Metoba Metalloberflächenbearbeitung, Lüdenscheid; Erik Höhne, Enervie, Hagen; Britta Hölper, Möhling-Verwaltungsgesellschaft, Altena; Martin Honselmann, Honselmann-Verwaltungsgesellschaft, Schwelm; Christoph Hundertmark, Carl Bechem, Hagen; Jürgen Wolfgang Kirchhoff, Kirchhoff Witte, Iserlohn; Carsten Malkus, Malkus Veranstaltungstechnik, Iserlohn; Astrid Maurer, MWP Grundbesitz, Schwelm; Lutz Otto Menshen, Walter Stauffenberg, Werdohl; Heidemarie Pickard, Pickard Steuerberatungsgesellschaft, Lüdenscheid; Ernst Michael Gustav Piepenstock, Lüdenscheid; Heinrich Alexander Poll, Poll, Stein & Longerich, Hagen; Bodo Reinke, Walzwerke Einsal, Nachrodt-Wiblingwerde; Udo Schlüter, Schlüter-Systems, Iserlohn; Fabian Schmidt, Fr. u. H. Lüling Stahldrahtwerk, Altena; Meike Schmidt, Lumberg Connect, Schalksmühle; Jan Schriever, Lüdenscheid; Karin Schulze, Asbandus, Lüdenscheid; Jürgen Schwerter, Iserlohn; Marc Simon, Cosi Stahllogistik, Hagen; Dietrich Reinhard Turck, Escha, Halver; Georg Verfuß, Sotano Mörtel und Putze, Hemer; Kai Wilke, Risse + Wilke, Iserlohn; Frank Walter, Sparkasse an Volme und Ruhr.