Hagen. Vor allem das Borkenkäfer-Holz muss in den kommenden Wochen entfernt werden. Doch derzeit können kaum schweren Maschinen in den Wald.
Der überdurchschnittlich feuchte Winter bereitet dem ohnehin in Not geratenen Wald in Südwestfalen neue Sorgen. „Dieses Jahr ist es schon extrem“, sagt Jan-Hinrich Brötje, Fachgebietsleiter im Regionalforstamt Kurkölnisches Sauerland. Die hohen Niederschlagsmengen gegen Ende des vergangenen Jahres, der schmelzende Schnee und erneuter Regen haben die Böden so aufgeweicht, dass im Wald vielerorts derzeit kaum gearbeitet werden kann. Schadholz - entstanden durch Borkenkäferbefall oder Sturm - verbleibt im Wald.
Unwiederbringliche Schäden befürchtet
„Wenn man mit schweren Maschinen auf dem vorbelasteten Boden fährt, dann muss man mit unwiederbringlichen Schäden rechnen. Auf den meisten Flächen ist daher die Holzernte zwischenzeitlich eingestellt worden“, sagt Brötje, dessen Zuständigkeitsgebiet den Kreis Olpe umfasst. „In den benachbarten Kreisgebieten dürfte es ganz ähnlich aussehen.“
Das Regionalforstamt in Siegen-Wittgenstein bestätigt die Problematik. „Wir fahren im Moment nicht in den Wald“, sagt Jan Zimmermanns, zuständig für den Privatwald. „Die Holzernte wird sich massiv nach hinten verschieben.“ Einige Tage am Stück bis zu einer Woche müsse es schon trocken bleiben, damit in den betroffenen Gebieten die Arbeiten wieder aufgenommen werden könnten. Allerdings: Gegen Ende der Woche ist mehrheitlich wieder Regen angesagt. Zumindest im Bereich Siegen-Wittgenstein halte sich aber nach Auskunft des Forstamts die Menge an Schadholz in Grenzen.
Im Regionalforstamt Oberes Sauerland ist die Lage heterogen. In den Hochlagen bei Winterberg gebe es auch noch Frost im Boden und könnten einige Arbeiten ausgeführt werden. In den tieferen Lagen - zum Beispiel in Sundern - „werden die Maßnahmen derzeit aufgeschoben“, sagt der für den Privatwald zuständige Jens Hückelheim.
Noch sei das Warten kein Problem. „Das alte Käferholz ist weitestgehend aufgearbeitet. Bei den letzten Stürmen ist nicht dramatisch viel Schadholz angefallen. Wenn kein weiteres großes Sturmereignis hinzukommt, kriegen wir das bis März oder April aufgearbeitet“, so Hückelheim.
Für gewöhnlich findet die Holzernte auf festgefrorenen, harten Böden im Winter statt. Auf weichen Böden wird das Erdreich durch den Einsatz schwerer Maschinen verdichtet - und dadurch nachhaltig geschädigt. „Im aufgeweichten und durchnässten Boden entstehen durch die Befahrung - abgesehen von der Verdichtung - Furchen und Abscherungen. Das sind Schädigungen, die sich nicht so einfach wieder rückgängig machen lassen. Das dauert Jahrzehnte, bis da eine Verbesserung eintritt“, sagt Jan-Hinrich Brötje.
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Vor allem beschädigtes Holz muss derzeit raus aus dem Wald. Zum einen das Holz, das der Borkenfäfer auf dem Gewissen hat. Zum anderen jenes, das der starke Wind der vergangenen Wochen umgeworfen hat. Doppeltes Problem ist, sagt Brötje, „dass die Wurzeln im durchweichten Boden nicht so gut halten und die Bäume bei Wind leichter geworfen werden“.
Abtransport, bevor der Käfer kommt
Doch so lange die Böden so weich sind, muss abgewartet werden - auch wenn die Zeit drängt. „Das Problem ist, dass das Fichtenschadholz bis zum Frühjahr aus dem Wald raus muss, sonst steht es als Brutstätte für den Borkenkäfer bereit - und dann haben wir das alte Problem in neuer Potenzierung“, sagt Brötje. „Der Käfer braucht 15, 16 Grad, um aktiv zu werden. Von daher haben wir hoffentlich noch zwei Monate Zeit.“
Alarmstufe Rot herrscht also noch nicht - wenngleich die Waldbesitzer natürlich ihr Holz verkaufen wollten. „Am meisten betroffen sind derzeit die Holzernteunternehmen, deren Maschinen herumstehen, ohne Geld zu verdienen“, sagt Brötje.