Hagen. Starker Schneefall führt in der Region zu zahlreichen Unfällen. Viele Schulen bleiben Donnerstag geschlossen. Der Überblick aus den Städten.
- Schnee: Wintereinbruch in Südwestfalen
- Präsenzunterricht fällt an vielen Schulen auch Donnerstag aus
- Busse konnten in vielen Städten nicht fahren
Über große Teile Südwestfalens ist am Mittwoch massiv der Winter hereingebrochen. Wegen starker Schneefälle kam in den Kreisen Siegen-Wittgenstein und Olpe am Nachmittag der Busverkehr zum Stillstand.
Präsenzunterricht fällt an vielen Schulen aus
Wie am Mittwoch fällt auch am Donnerstag in vielen Schulen in Südwestfalen der Präsenzunterricht aus. Am Nachmittag verkündete die Bezirksregierung Arnsberg den abermaligen Unterrichtsausfall für die Kreise Olpe, Siegen-Wittgenstein und für den Hochsauerlandkreis, ausgenommen ist diesmal der Märkische Kreis. „Falls in anderen Bereichen punktuell die Wetterverhältnisse schwierig sind, entscheiden die Eltern, ob sie ihre Kinder in die Schule schicken“, sagte Behördensprecher Christoph Söbbeler.
Über die kurzfristige Absage am Mittwoch war offenbar der allergrößte Teil der Schüler rechtzeitig informiert. Dem Digitalzeitalter sei Dank: „Über die Klassen-Chats haben die Klassenlehrer jeden Schüler erreicht“, sagte Andreas Schauerte, Leiter der Agnes-Wenke-Sekundarschule in Arnsberg-Neheim. Und auch das kurzfristige Umschalten von Präsenz- auf Distanzunterricht habe mithilfe der „sehr gut funktionierenden digitalen Schulplattform problemlos“ funktioniert.
Verspätungen und Ausfälle im Bahnverkehr
Das Winterwetter bremste auch den Bahnverkehr im Land aus. Es sei zu Verspätungen und Ausfällen im Regional- und Fernverkehr gekommen, so eine Sprecherin der Deutschen Bahn. Vorsorglich wurde die Höchstgeschwindigkeit von ICE-Zügen auf Tempo 200 begrenzt.
Die Polizeibehörden in Südwestfalen vermelden Dutzende Autounfälle, allerdings blieb es bis zum Abend bei Blechschäden. Unweit des Seelbacher Weihers in Siegen war sogar ein Räumfahrzeug in die Böschung gerutscht. Es musste aufwändig geborgen werden.
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Räumfahrzeuge auf Autobahnen rund um die Uhr unterwegs
Max Stahl, Straßenwärter in der Autobahnmeisterei Lüdenscheid der Autobahn GmbH, ist am Mittwoch im Winterdienst-Dauereinsatz auf der Sauerlandlinie zwischen Lüdenscheid und Meinerzhagen. Sein Arbeitstag hat um 6.45 Uhr angefangen, sein Feierabend wird gegen 18.45 Uhr sein. „Gegen 12 Uhr hat leichter Schneefall eingesetzt“, berichtet der Mann am Steuer des orangefarbenen Räumfahrzeuges. Und kurz danach: „Die Straßen fangen langsam an, weiß zu werden.“
A45, Lüdenscheid, da ist doch etwas: Wie agiert eigentlich der Schneepflug-Fahrer vor der gesperrten Rahmedetalbrücke? „Mit Überholen ist da nichts“, sagt Max Stahl, „schließlich muss ja die Fahrspur geräumt werden.“ Stau rund um Lüdenscheid – das ist auch das tägliche Brot für einen Winterdienst-Mitarbeiter.
Die mehr als 40 Räumfahrzeuge der Autobahnmeistereien Ehringshausen, Freudenberg, Lüdenscheid, Hagen und Werl sind am weißen Mittwoch rund um die Uhr im Einsatz – unter anderem auf der A45 zwischen dem Gießener Südkreuz und Dortmund, auf der A46 zwischen Hagen und Hemer, auf der A1 zwischen Wuppertal-Langerfeld und der Raststätte Lichtendorf, auf der A44 zwischen Werl und Geseke sowie auf der A445/A46 zwischen Werl und Olsberg. „Insbesondere die Talbrücken“, so Susanne Schlenga von der Autobahn GmbH, sind angesichts möglicher Glättegefahr besondere Aufmerksamkeitspunkte.
Bis zum Abend ist es zum Glück noch nicht zu größeren Unfällen auf den Autobahnen gekommen. Die Autobahnmeisterei Freudenberg meldet zu dem Zeitpunkt einige kleine Blechschäden. Angesichts des starken Schneefalls ist das Hauptziel der Schneepflug-Fahrer, zunächst die rechte Fahrspur zu räumen. Die Autobahnmeistereien in Westfalen unterstützen sich gegenseitig im Winterdienst.
Freude über neuen Schnee in Wintersportgebieten
Die Wintersportgebiete im Sauerland freuen sich hingegen über den angekündigten Neuschnee. In den vergangenen kalten Tagen hätten die Schneekanonen etwa in Winterberg schon viel technischen Schnee produzieren können. Wenn jetzt noch Naturschnee dazukomme, sei das optimal für die Pisten, teilte das Skiliftkarussell Winterberg mit. Am Wochenende rechnen Meteorologen zudem mit einigen Sonnenstunden im Sauerland.
Im Skiliftkarussell seien bei 80 Zentimetern Schneehöhe derzeit 20 Lifte in Betrieb, weitere könnten bis zum Wochenende dazukommen. Auch viele andere Skigebiete im Sauerland haben geöffnet. Insgesamt drehten sich nach Angaben der Wintersport-Arena Sauerland am Mittwoch 52 Lifte. Die Wintersport-Arena ist ein Zusammenschluss der Skigebiete in den Kreisen Hochsauerland, Siegen-Wittgenstein, Olpe und der nordhessischen Gemeinde Willingen.
Siegen-Wittgenstein: Busverkehr am Mittwoch vollständig eingestellt
In Siegen-Wittgenstein wurde der Busverkehr am Mittwoch weitgehend eingestellt. Auch der Unterricht in dem Kreisgebiet fällt aus, die Schulen weichen auf Distanzlehre aus, eine Notbetreuung ist gewährleistet. In der Region könne mit Neuschnee von 10 bis örtlich 30 Zentimetern in Staulagen gerechnet werden, so Carsten Beyer, Betreiber des regionalen Wetterdienstes Meteo Siegerland.
Die Schneefälle sorgten in dem Kreisgebiet zu Verkehrsbehinderungen. Bis zum frühen Abend zählte die Kreispolizeibehörde witterungsbedingte Unfälle im niedrigen zweistelligen Bereich, eine Person wurde demnach leicht verletzt. Die Ordnungshüter seien ab dem Nachmittag schwerpunktmäßig damit beschäftigt gewesen, Gefahrenstellen abzuarbeiten – an Steigungsstrecken etwa, wo sich häufiger Lastwagen festgefahren hatten.
Unweit des Seelbacher Weihers ist ein Räumfahrzeug in die Böschung gerutscht. Gegen 11 Uhr kündigte der Landesbetrieb Straßen NRW an, dass die Heisberger Straße (L 565) wegen der Bergung gesperrt werden müsse. Inzwischen ist die wieder frei.
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Kreis Olpe: Lkw wird aus Graben geborgen
Aufgrund der extremen Wetterbedingungen wurde der Busverkehr im gesamten Verkehrsgebiet (Kreise Siegen-Wittgenstein und Olpe) vollständig eingestellt.
Die Schülerinnen und Schüler lernen im Distanzunterricht, in den Kindergärten herrschte am Vormittag weitgehend normaler Betrieb. In den Grundschulen fällt der Präsenzunterricht ebenfalls aus, eine Notbetreuung wird angeboten. Auch einige Arbeitgeber schicken ihre Mitarbeiter aufgrund des Wetters heute frühzeitig nach Hause.
Unter anderem der DRK-Ortsverein aus Attendorn bereitet sich auf ein mögliches Chaos vor. Man rüste sich für eine mögliche Betreuungslage und habe einzelne Fahrzeuge mit Schneeketten versorgt, so der Ortsverein.
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Arnsberg/Sundern: Busverkehr eingestellt
Wie angekündigt, beginnen am Mittwochmittag die Schneefälle in Arnsberg und Sundern. Der Westen des Hochsauerlandkreises um Arnsberg und Sundern ist stärker betroffen als der übrige HSK. Hier hatte es zwischenzeitlich schon kurzzeitige Sperrungen der Autobahnauffahrten zur A46 in Neheim und Arnsberg-Altstadt geben müssen. Vielerorts kommen Lkw ohne Schneeketten nicht mehr von der Stelle. Die Verkehrsgesellschaft RLG hat im Bereich Arnsberg und Sundern den Busverkehr komplett eingestellt.
Der Präsenzbetrieb in den Schulen im Hochsauerlandkreis fällt aus. Schülerinnen und Schüler erhielten Lernaufgaben, die sie selbstständig zu Hause erarbeiten. Die meisten Schulen haben Notbetreuungen und in den Kindertageseinrichtungen in Sundern werden Notgruppen eingerichtet.
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Altkreis Brilon: Einschränkungen im Busverkehr
Gegen 13 Uhr ist die Schneefront im HSK angekommen, der Schneefall hat eingesetzt. Laut Prognosen des DWD gilt auch für den Raum Winterberg Warnstufe rot (Stufe 3). Es werden bis zu 30 Zentimeter Neuschnee erwartet. In Staulagen können bis zu 40 Zentimeter fallen. Diese Vorhersage trifft der DWD auch für Hallenberg, Medebach und Schmallenberg – also den gesamten südlichen HSK.
Auf den Straßen im Hochsauerlandkreis blieb die Lage bis zum Nachmittag ruhig. Laut Polizei gab es bis circa 16 Uhr keine größeren Unfälle. Die Polizei warnt allerdings vor prekären Verhältnissen auf den Straßen. Es kann auch zu Schneeverwehungen kommen. Die RLG spricht von ersten Einschränkungen Linienbusverkehr.
WP-Wetterexperte Julian Pape schätzt die Situation wie folgt ein: Vermutlich würden keine katastrophalen Zustände auf den Straßen herrschen. Zumindest nicht im Hochsauerland. Die kritische Lage, so Pape, werde sich aber aller Voraussicht nach zwischen Westerwald und Hunsrück sowie in der Pfalz und in Baden-Württemberg abspielen.
+++ Weitere Infos unter: Schneefront im HSK: Es wird noch viele Stunden schneien +++
Meschede: Kein Präsenzunterricht am Donnerstag
Auch in Meschede findet der Unterricht am Mittwoch nur digital statt. Die Schulen sind weitgehend leer, die Nachricht, dass der Präsenzunterricht ausfalle, erreichte die Familien noch rechtzeitig. Auch am Donnerstag wird der Präsenzunterricht in der Region ausfallen.
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Tief verschneit zeigt sich aktuell das Schmallenberger Sauerland mit häufig um 20 Zentimeter, teilweise das auch rund 30 Zentimeter. Dabei handelt es sich vielfach um Pulverschnee und dies selbst in den tieferen Lagen. Eine solche Situation kennen viele aus den vergangenen Wintern nur ganz selten und das Schöne ist, dass diese Schneedecke zum Wochenende durchhält, denn das Schneetief der vergangenen Tage zieht am Donnerstagmorgen ab.
Balve/Menden: Über 30 Unfälle im Gebiet
In Balve und Menden warnt der DWD vor Schneefall und Frost (Stufe 2). Auch hier bleiben die Schulen für den Tag geschlossen, Notbetreuungen wurden eingerichtet. Die Kindertageseinrichtungen sind geöffnet. Die Eltern entscheiden, ob sie ihre Kinder in die Einrichtung bringen.
Die Polizei meldet 32 Verkehrsunfälle oder Gefahrenstellen in der Region (Stand 17 Uhr). Die Unfallstellen verteilen sich im gesamten Kreisgebiet. Hinzu kommen zahlreiche steckengebliebene Lkw, Busse oder Fahrzeuge. Wo die breiten Fahrzeuge liegen bleiben, ist oft kein Durchkommen mehr. Betroffene müssen mit erheblichen Wartezeiten rechnen, da das Einsatzaufkommen sehr hoch ist. Dasselbe gilt für Abschleppdienste. Straßen sind zunächst nicht gesperrt. Der MGV stellt den Busverkehr im gesamten Märkischen Kreis ein.
+++ Weitere Infos: Schnee, Glätte: Jede Menge Unfälle in Balve, Menden und MK +++
Hagen: Winterdienst konzentriert sich auf Hauptverkehrsachsen
Für Hagen und Breckerfeld hat der DWD am Mittwochmorgen die Warnstufe 2 ausgerufen und so die ersten Prognosen vom Dienstagabend (Stufe 1) geändert. Für die Hagener Höhenlagen und Breckerfeld bedeutet das aktuell: Neuschnee von 5 bis 15 Zentimeter zwischen 12 mittags und 6 Uhr morgens. Die ersten Flocken sind bereits gefallen. Die Feuerwehr Hagen und Breckerfeld reagieren auf die Warnung. Im Ernstfall könne man die Einsatzfahrzeuge mit Schneeketten versehen. Auch die Kräfte des Hagener Entsorgungsbetriebs befänden sich in Alarmbereitschaft.
Die Hagener Straßenbahn hat ihren Verkehr in Teilen eingestellt. Der Winterdienst in Hagen konzentriert sich seit dem späten Nachmittag ausschließlich auf die Hauptverkehrsstraßen und die Zufahrten zu den Krankenhäusern. Aufgrund des Schneefalls konnte die Müllabfuhr nicht alle Tonnen leeren. Auch am Donnerstag könnte es zu ähnlichen Problemen kommen.
Die aktuelle Lage in Hagen
- Schnee in Hagen: Busse fallen aus oder kommen verspätet
- Schnee: Alarmbereitschaft - so wird in Hagen geräumt
- Winterdienst in Breckerfeld: Räumfahrzeuge im Dauereinsatz
EN-Südkreis: Mehrere Unfälle in den Städten, Busse leicht verspätet
In Schwelm und Ennepetal wird, wie auch in Hagen, mit bis zu fünfzehn Zentimetern Neuschnee gerechnet. Der DWD warnt auch vor Frost in der Region. In beiden Städten habe der Schneefall auch bereits eingesetzt. Die Polizei spricht weiterhin von einer ruhigen Lage. Es fällt zwar beständig Schnee, aber zum Glück nur seicht. Trotzdem gilt weiter höchste Vorsicht. Dort, wo nicht geräumt oder gestreut wurde, ist es glatt und glitschig. Für die Nachbarstadt Gevelsberg warnt der DWD nur vor leichtem Schneefall und rechnet mit „Menschen zwischen 1 und 6 Zentimetern.“
Durch die verschneiten Straßen erhöht sich merklich die Unfallgefahr: Die Polizei meldet bereits mehrere witterungsbedingte Unfälle in den drei Städten. Trotz des unaufhörlichen Schneefalles fährt der Busverkehr weiterhin wie gewohnt, es kommt aber vereinzelt zu Verspätungen. Grund dafür sind Unfälle auf den Straßen, die die Weiterfahrt der Busse verhindern. Wegen des Wetters stehen aktuell aber auch viele Busse an den Haltestellen und warten, dass die Straßen wieder geräumt werden.
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(mit dpa)