Hagen. Der Deutsche Wetterdienst sagt starke Schneefälle für Südwestfalen vorher. Wie das Wetter die Menschen in der Region bewegt.
Joachim Wahle ist Sauerländer durch und durch. Schneeflocken können ihn nicht aus der in seiner Heimat so typischen Gelassenheit bringen. „Das kriegen wir hin. Es ist alles in ruhigem Fahrwasser“, sagt der Inhaber des Winterberger Lohnunternehmens Snow-Tec am Tag vor dem weißen Mittwoch, an dem so mancher Beobachter schon von einer „Schneewalze“ spricht, die über das Land zieht.
Schnee ist für Wahle im Winter das tägliche Brot, wenn man so will. Mit seinem Unternehmen und einem Dutzend Mitarbeitern übernimmt er Schneeräumdienste für Kommunen, Firmen und Privatleute. Gegen 3 Uhr in der Nacht zu Mittwoch wird die erste Crew Straßen und Wege sowie Hotel- und Häuserzugänge räumen, „die ersten Spuren ziehen“, wie Wahle es nennt. Per Maschine oder mit einer Schaufel in der Hand.
Die Schneemassen seien dabei nicht so sehr das Problem, sagt der Winterberger, „die Herausforderung ist eher die Uneinsichtigkeit mancher Mitmenschen“. Beispiel Berufsverkehr: Nicht jeder Verkehrsteilnehmer plane im Winter für die Fahrt zur Arbeit mehr Zeit ein. Die Folgen: „Da werden sogar Räumfahrzeuge überholt oder der Wagen wird nicht an den Rand gefahren, sodass die Spur für den Schneepflug blockiert wird.“ Womöglich seien solche Autofahrer aber die ersten, mutmaßt Wahle, die verärgert fragten, wo der Winterdienst denn bliebe.
Der Schnee von morgen ist das große Gesprächsthema Mitte Januar 2024. Von wegen „Alle reden vom Wetter. Wir nicht.“ Das war einer der erfolgreichsten Werbeslogans in der Geschichte der Deutschen Bahn (DB), der freilich dem Unternehmen vor 17 Jahren ein wenig vor die Füße fiel, als der Zugverkehr infolge des Orkans Kyrill bundesweit eingestellt werden musste.
Auswirkungen auf Zugverkehr
Und jetzt? „Wir erwarten nach den Abstimmungen mit dem DWD im Laufe der Nacht zu Mittwoch starke Schneefälle vor allem im Großraum Köln (Aachen/Siegen/Eifel), die Auswirkungen auf den Zugverkehr haben könnten“, sagt ein Bahnsprecher auf Anfrage. Die DB hebe am Mittwoch für betroffene Fahrgäste die Zugbindung auf.
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Das Unternehmen habe „auch in diesem Jahr unsere Wintervorbereitungen nochmals intensiviert, damit sich Reisende trotz winterlicher Witterungsverhältnisse auf die Bahn verlassen können“. Fast 18.000 Mitarbeitende bundesweit sorgten dafür, Bahnsteige und Gleise schneller von Schnee und Eis zu befreien. Und weiter, so der Bahnsprecher: „An strategisch wichtigen Punkten im Schienennetz stehen Räumfahrzeuge und schwere Loks bereit, viele Weichen sind inzwischen mit Weichen, mit Weichenheizungen und sogenannten Antriebsabdeckungen besser vor Schnee und Eis geschützt.“
„Nicht so alltägliche Wetterlage“
Wie wird das Wetter denn nun am weißen Mittwoch? Bei der Niederlassung Essen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) ist man nicht der erste Anrufer an diesem Tag und erfährt von Diplom-Meteorologin Ulrike Zenkner, dass es wegen der „weitflächigen, am Mittwochvormittag beginnenden und bis zu 24 Stunden anhaltenden Niederschläge“, sprich: starke Schneefälle, eine „nicht so alltägliche Wetterlage“ in Südwestfalen geben werde. Aber: Die Wettermodelle hätten im Vergleich zum Vortag noch etwas „zurückgerudert“. Gefährliches Blitzeis sei eher in Rheinland-Pfalz, Hessen, Baden-Württemberg und Bayern zu erwarten. In NRW eher nicht.
Nach den Worten der DWD-Meteorologin verläuft die Schneefallgrenze in NRW in etwa entlang der Linie südliches Ruhrgebiet - Paderborn - Warburg. Den meisten Schnee bekämen die nördliche Eifel sowie das Sieger- und das Sauerland ab.
Schon machte die Zahl von 40 Zentimetern Neuschnee die Runde. „Es wird weniger sein“, beruhigt die DWD-Meteorologin. In den Höhenlagen von Sauer- und Siegerland könnten es bis zu 25 Zentimeter werden. Die Temperaturen würden sich um den Gefrierpunkt bewegen, nachts sei leichter Dauerfrost bis minus 3 Grad zu erwarten. Dennoch: „Die Schneefälle werden sich auf die Straßenverhältnisse im Land auswirken“, sagt Ulrike Zenkner. „Wer kann, sollte im Homeoffice arbeiten.“
Homeschooling ist am Mittwoch für die Schülerinnen und Schüler in den Kreisen Olpe und Siegen-Wittgenstein, im Hochsauerlandkreis sowie im Märkischen Kreis angesagt. Die Bezirksregierung Arnsberg hat am Dienstagnachmittag den Präsenzunterricht in allen Schulformen in den betroffenen Kreisen abgesagt. „In welcher Form die Schulen Distanzunterricht anbieten, liegt in ihrer Entscheidungsgewalt“, sagt Bezirksregierungssprecher Christoph Söbbeler. Die Lehrerinnen und Lehrer sollen - wenn es die Witterungsverhältnisse erlauben - an diesem Tag zur Schule kommen. Für Schülerinnen und Schüler, die die kurzfristige Absage des Präsenzunterrichts nicht mitbekommen haben, soll es ein Betreuungsangebot geben.
Vater: Vernunftentscheidung
Volker Clauberg, Vater aus Iserlohn-Letmathe und Vorstandsmitglied der Landeselternschaft der Gymnasien in NRW, begrüßt die Entscheidung, „auch wenn sie sehr kurzfristig erfolgt ist“: „Man hat hier die Vernunft walten lassen und bringt die Kinder angesichts schwieriger Verkehrsverhältnisse nicht in Gefahr.“ Er hoffe, dass zumindest in den weiterführenden Schulen der in der Pandemie erprobte Online-Unterricht stattfinden werde.
Apropos schwierige Verkehrsverhältnisse: Auch die Regionalniederlassung Sauerland-Hochstift des Landesbetriebs Straßen NRW sieht sich gewappnet für den weißen Mittwoch. „Wir haben gerade hier im Hochsauerland den Winterdienst gelernt und gelebt“, sagt Sprecherin Christiane Knippschild. Seit dem vergangenen Oktober seien die Vorräte für das zum Streuen benutzte Salz- und Solegemisch angelegt und zu dem Zeitpunkt auch bereits die Schichtpläne geschrieben worden. „Bei Bedarf können diese kurzfristig angepasst werden.“
Die Winterdienste der Straßenmeistereien Arnsberg, Brilon, Meschede und Winterberg starteten in der Nacht zu Mittwoch rechtzeitig ihre Runden, verspricht Christiane Knippschild: „Sie werden ihre festgelegten Routen zuverlässig abfahren.“ Auch am weißen Mittwoch bleibt die Sauerländer Gelassenheit: „Wir sind gerüstet.“