Hagen. . Der Verband “Erneuerbare Energien“ sieht im Wald viel Potenzial für Windkraft. Aber: Gegner aus der Region formieren sich zum Bündnis “Gegenwind“

  • Landesverband Erneuerbare Energien sieht im Wald noch Potenzial für Windkraft-Standorte
  • Gegner aus der Region formieren sich im Bündnis Gegenwind
  • In Südwestfalen stehen 497 Windkraftanlagen

Der Ausbau der Windenergie bleibt umstritten. Jeder Standort einer Windkraftanlage bringt Gegner und Befürworter auf den Plan. Kein Thema regt die Menschen in den Kommunen mehr auf. Für die einen ist es ein unverzeihlicher Eingriff in die Kulturlandschaft mit negativen Folgen für Leib und Seele, für die anderen ist es ein wesentlicher Baustein einer Energiewende, mit dem sich zudem Geld verdienen lässt. Eine Bestandsaufnahme in der Region.

Die Befürworter

Alles gut, meint Rot-Grün im Land. Stellvertretend eine Stimme: „Für NRW ist der Ausbau der Windenergie ein Motor der Energiewende“, sagt der SPD-Fraktionsvorsitzende im Landtag, Norbert Römer, jüngst beim Besuch der Niederlassung des Windenergieanlagenherstellers Enercon in Soest. Am Beispiel von Enercon spiegele sich dies vor Ort in einer umweltfreundlichen Stromproduktion, zukunftsorientierten Arbeitsplätzen und regionaler Wertschöpfung wider.

Der Bestand

NRW belegt im Vergleich der Binnenländer mit der Errichtung von 218 Windkraftanlagen und einer installierten Leistung von 586 Megawatt im vergangenen Jahr den Spitzenplatz. „77 Megawatt davon“ , sagt Jan Dobertin, Geschäftsführer des Landesverbandes Erneuerbare Energien NRW, im Gespräch mit der WESTFALENPOST, „wurden in Südwestfalen zugebaut.“ Insgesamt stehen aktuell in NRW 3276 Windräder mit einer Leistung von 4526 Megawatt. Aus Windenergie würden aktuell, so Dobertin, sechs Prozent des Stromverbrauchs in NRW gespeist. Insgesamt betrage der Anteil erneuerbarer Energien am Stromverbrauch im Land 13 Prozent.

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Das Konzept

Vor dem Wald macht die Windenergie keinen Halt, das betont Umweltminister Johannes Remmel (Grüne) (wir berichteten). Dobertin unterstreicht: „Wir brauchen den Wald, genauer gesagt, die weniger bedeutsamen ökologischen Wälder wie Fichtenmonokulturen als Standorte für Windkraftanlagen. Auch sie sind für uns Potenzialflächen.“

Dobertin appelliert an die Kommunen, „ich denke da an Schmallenberg, Winterberg oder Olsberg“, einen angemessenen Beitrag für die Energiewende zu leisten. „Die Kommunen, die Vorrangflächen für die Windenergie ausweisen wollen, sollten dies jetzt tun und nicht auf den Regionalplan der Bezirksregierung warten.“ Die Bezirksregierung in Arnsberg müsse das Verfahren, die Verabschiedung des Windenergiekonzeptes, bei allen Einwänden, mit Nachdruck zu Ende führen.

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Der Regionalrat Arnsberg hatte auf seiner Sitzung im Dezember einen neuen Entwurf in Auftrag gegeben. Kritische Punkte wie die Vermeidung der Umzingelung ganzer Ortschaften mit Windrädern und der Abstand der Anlagen von 1000 Metern zu Wohngebäuden seien von der Regionalplanung einzuarbeiten.

Die Gegner

Zum Umdenken will das regionale Bündnis „Gegenwind Südwestfalen“, ein Zusammenschluss von 34 Bürgerinitiativen, die verantwortlichen Politiker bewegen. „Wir wollen die Missstände dieser Politik aufzeigen“, sagt Sprecher Christof Gerhard der WESTFALENPOST. „In Südwestfalen müssen wir die Wälder vor den Grünen schützen. Unter dem Deckmantel des Klimaschutzes geht eine ganze Kulturlandschaft zugrunde.“ Besonders in der Kritik: Standorte auf den Höhenzügen. Auch sei der Rückbau der Fundamente der Windkraftanlagen, „wir sprechen hier von bis zu 3500 Tonnen Beton und Stahl, die wohl nie wieder aus dem Boden geholt werden“, finanziell nicht ausreichend abgesichert.

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Die Liste der Gegenargumente setzt sich fort. Bereits 2015 seien 30 Prozent des Stroms aus Windenergie und Photovoltaik exportiert, der Verkauf von 4,7 Terawattstunden mit Prämien, „unfassbar“, an die Abnehmer quasi verschenkt und 2,7 Terawattstunden in Folge von Netzüberlastung einfach abgeschaltet worden.

Die Windkraftgegner beziehen ihre Fakten von der Strombörse in Leipzig. Hier weist Gerhard beispielhaft auf den September 2016 hin. Die in diesem Monate gezahlte Umlage nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) für Wind- und Solarenergie habe 1,52 Milliarden Euro, der erzielte Preis an der Strombörse 230 Millionen Euro betragen. „Eine Differenz von 1,23 Milliarden Euro. Das nur in einem Monat. Ein Wahnsinn.“

Das Bündnis ruft vor der Landtagswahl am 14. Mai dazu auf, den Parteien, die Windkraft befürworten, keine Stimme zu geben.