Berlin. Vincent und Erwin haben ihren Prostatakrebs gemeistert. Gemeinsam mit der digitalen Selbsthilfegruppe yeswecan!cer stärken sie nun andere.

Mit gerade einmal 35 Jahren entdeckt Vincent Echenique geronnenes Blut in seinem Urin – und ist sofort alarmiert. Denn sowohl sein Vater als auch die beiden Großväter des heute 41-jährigen Frankfurters litten an Prostatakrebs. Er sucht Ärzte auf, doch die sehen keinen Handlungsbedarf. Für Prostatakrebs sei der Journalist „zu jung“, heißt es. Vincent Echenique vertraut seiner Intuition, lässt am Ende vier Meinungen von Medizinern einholen. Dann stellt sich heraus: Es ist Prostatakrebs – zum Glück noch in einem frühen Stadium.

Innerhalb weniger Monate steigt sein PSA-Wert stark an. Daher entscheidet sich der junge Mann zu einer Operation in der Urologischen Klinik der Berliner Charité. In einer sieben Stunden dauernden, robotergestützten OP entfernen Prof. Dr. Thorsten Schlomm und sein Team am im Juli 2019 die vom Krebs befallene Prostata. Heute ist der Journalist seit mittlerweile fünf Jahren krebsfrei, ohne Beschwerden oder Nebenwirkungen. Vincent Echeniques Aufruf lautet: „Jeder sollte zur Vorsorge gehen, vor allem bei genetischer Vorbelastung.“

Prostatakrebs: 65.000 Neuerkrankungen – früh entdeckt gut zu behandeln

Prostatakrebs ist in Deutschland bei Männern die häufigste Krebserkrankung. Jedes Jahr erhalten laut Robert-Koch-Institut (RKI) bundesweit etwa 65.000 Männer zum ersten Mal die niederschmetternde Diagnose. Etwa zwölf Prozent aller Männer in Deutschland erhalten im Laufe Ihres Lebens eine Prostatakrebs-Diagnose. Nur in selten Fällen sind die Betroffenen jünger als 50. Die Erkrankung ist altersabhängig.

Die Heilungschancen stehen vergleichsweise sehr gut: Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Mann fünf Jahre nach der Diagnose noch am Leben ist, liegt bei mehr als neun von zehn Fällen (91 Prozent) – das ist die zweithöchste Quote unter allen Krebserkrankungen in Deutschland. Anders gesagt: Mehr als neun von zehn Männern mit der Diagnose Prostatakrebs sterben nicht an diesem Krebs, sondern an einer anderen Ursache.

Man with prostate pain
Prostatakrebs: Früherkennung erhöht die Heilungschancen deutlich. Aber nur jeder fünfte Mann bundesweit geht zur Vorsorge. © iStock | ljubaphoto

Die Früherkennung ist auch hier das alles Entscheidende: Rund zwei von drei Tumoren werden in einem frühen Stadium der Erkrankung entdeckt, belegen aktuelle Krebsregisterdaten. In diesen Fällen wächst der Prostatakrebs in aller Regel langsam, die Prognose ist dadurch sehr gut. Vorsorge ist der beste Schutz: früh entdeckt, ist dieser Krebs besser zu behandeln. Allerdings nehmen noch viele das Risiko nicht ernst: Nur etwa ein Fünftel der Männer (20 Prozent) geht zur Krebsvorsorge.

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Dafür ist es nie zu spät, wie der jüngere Fall von Erwin Bernhard zeigt. Der 70-jährige Rentner erhält Anfang 2024 von seinem Hausarzt – nach einer Routinekontrolle und erhöhtem PSA-Wert – die Diagnose Prostatakrebs. Die Biopsie bestätigt: auf beiden Prostatalappen befinden sich Krebszellen, die allerdings auf die Prostata begrenzt sind. Erwin Bernhard entscheidet sich für eine Bestrahlung im Kurzzeitschema im Uniklinikum Mannheim (UMM). An fünf Tagen in Folge, mit einem Wochenende dazwischen. Für Erwin Bernhard der richtige Schritt: „Insgesamt fühlte sich die Behandlung nicht wie eine Krebstherapie an. Die Nebenwirkungen waren minimal.“

Krebserkrankung: Talkrunde und digitale Selbsthilfegruppe bieten Unterstützung

Auch in Fällen, wo bei Betroffenen das Prostatakarzinom schon fortgeschritten ist oder gestreut hat, leben Männer immer häufiger noch viele Jahre gut mit der Krebserkrankung. Dennoch ist eine frühzeitige Behandlung entscheidend für bessere Heilungschancen. Aus diesem Grund veranstaltet die digitale Selbsthilfegruppe yeswecan!cer (gehört wie diese Redaktion zur FUNKE Mediengruppe) regelmäßig Informationsveranstaltungen. In Expertenrunden werden dabei die jüngsten Erkenntnisse zu verschiedenen Krebserkrankungen diskutiert. Außerdem können sich Betroffene vernetzen und sich über Möglichkeiten der Diagnose und Therapien austauschen.

Am Montag (11. November) steht das Thema Prostatakrebs im Mittelpunkt, wenn in Berlin die nächste Veranstaltung von yeswecan!cer ansteht. Im Rahmen des „HalloDoc! Krebsforum“ wollen die Expertinnen und Experten die unterschiedlichen Behandlungsmethoden mit ihren Vor- und Nachteilen erörtern: Was sind besonders schonende Therapien mit wenig Nebenwirkungen? Worauf sollten Patienten bei der Therapie bestehen? Zudem geben die Ärzte einen Überblick zum jetzigen Forschungsstand beim Prostatakarzinom. Darunter sind

  • Prof. Dr. Thorsten Schlomm, Direktor der Klinik für Urologie der Berliner Charité,
  • Prof. Dr. Frank A. Giordano, Direktor der Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie der Universitätsmedizin Mannheim (UMM),
  • Prof. Dr. Holger Amthauer, stellvertretender Klinikdirektor und Leiter Arbeitsbereich Klinische Nuklearmedizin der Berliner Charité und
  • Dr. Nadine Biernath, Oberärztin interdisziplinäre Uro-Onkologie und Leiterin Molekulare Diagnostik der Berliner Charité Berlin.

Die Experten beantworten Fragen und geben Patienten und Interessierten Tipps zur Therapiewahl und dem Umgang mit der Behandlung. Die Talkrunde wirft nicht zuletzt einen Blick auf die Zukunft der Therapieoptionen für PCA-Patienten.

Zudem sprechen die eingangs genannten Patienten Vincent Echenique und Erwin Bernhard über ihre Diagnose, ihren Umgang mit der Erkrankung und ihre Therapie. Die ehemaligen Handballnationalspieler Uli und Michael Roth sowie Ex-Fernsehrichter Alexander Hold sollen per Videobotschaft persönliche Erfahrungen einbringen.

„HalloDoc!“-Expertentalk zu Prostatakrebs: So können Sie teilnehmen

Sie möchten dabei sein? Betroffene und Interessierte können vor Ort in Berlin an der Veranstaltung teilnehmen oder den Talk kostenlos im Livestream verfolgen:

  • Am Montag, 11. November von 17 bis 20 Uhr
  • Bar Amélie, Auguststr. 2, 10117 Berlin
  • Telefon-Hotline/Kartenreservierung: 0152 126 89 355
  • Zur kostenlosen Anmeldung für Besucher auf eventbrite.com
  • Fragen per E-Mail: hallodoc@yeswecan-cer.org
  • Den Livestream finden Sie ab Montag, 11. November, 17 Uhr an dieser Stelle oder auf der Veranstalter-Website yescon.org/HD
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