Bad Berleburg. Juliana Römer (20) ist Pflegefachfrau beim ambulanten Pflegedienst Mobi-Care in Bad Berleburg. Sie erzählt, warum sie ihren Beruf liebt.
„Das Vorurteil, in der Pflege muss ich nur Hintern abwischen, stimmt nicht. Das muss den Leuten bewusst werden, dann würden auch mehr Menschen den Beruf machen“, sagt Juliana Römer.
Für sie kommt kein anderer Beruf in Frage. „Schon als Kind habe ich gerne Menschen geholfen. Mit fünf oder sechs Jahren habe ich gesagt, ich werde Krankenschwester. Das hat sich nicht geändert, ich habe es schon immer gewollt“, erklärt die 20-Jährige. Ihre Praktika in der Schulzeit hat sie im Altenheim oder im Krankenhaus absolviert. „Ich habe immer nur was in diesem Bereich gemacht.“ Nach dem Realschulabschluss stand deswegen für die Berghäuserin fest, dass sie die Ausbildung in diesem Bereich macht. „Ich war zuerst in Frankenberg im Krankenhaus. Aber mit 16 Jahren aus dem Haus der Eltern raus, da lief es nicht so gut mit der Schule“, gibt sie zu. Sie ist dann wieder nach Bad Berleburg und hat sich nach einem Probetag bei Mobi-Care für ihre Ausbildung bei dem ambulanten Pflegedienst entschieden. „Ich helfe alten Menschen und mache das, was sie nicht mehr können: anziehen, waschen, Wunden versorgen“, erklärt sie ihren Beruf.
Juliana war Teil des ersten Jahrgangs, der die generalistische Pflegeausbildung gemacht hat. Das heißt Alten-, Kranken- und Kinderkrankenpflege werden zusammen in einer Ausbildung gebündelt. Drei Jahre dauert die Ausbildung zur Pflegefachfrau oder zum Pflegefachmann. Seit insgesamt fast dreieinhalb Jahren ist die 20-Jährige bei Mobi-Care.
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Ein typischer Arbeitstag in der mobilen Pflege
Wie ein typischer Arbeitstag aussieht? Das kann Juliana gar nicht so genau sagen, denn jeder Tag ist anders: Morgens kommt sie in die Büroräume, die Tourenpläne liegen bereit mit Adresse und der Reihenfolge der Patienten, dann werden Handschuhe sowie Desinfektionsmittel gepackt und ab ins Auto, los geht’s. Das Beste an diesem Beruf: „Wie die Menschen strahlen, wenn man ihnen einfach mal die Haare schön macht. Das ist toll! Dann sieht man, dass man alles richtig gemacht hat.“ Für einige Patienten ist nicht nur die fachgerechte Versorgung, sondern auch der soziale Kontakt wichtig. „Es gibt Patienten, die beeilen sich beim Duschen, damit mehr Zeit zum Sprechen bleibt. Manche wollen aber auch gar nichts sagen – und das ist auch in Ordnung“, sagt Juliana.
Bis zu 20 Patienten betreuen die Pflegekräfte am Tag. Das sind meist ältere Personen, die auf Hilfe angewiesen sind. Es gibt drei Touren im Frühdienst und zwei im Spätdienst. Welche Tour welche Fachkraft fährt, ist unterschiedlich. Deswegen ist jeder Tag unterschiedlich, mit verschiedenen Aufgaben. „Im Büro zu arbeiten, wäre nichts für mich. Ich muss mich bewegen, ich muss reden, viel gefordert werden. Dann macht es Spaß“, sagt die Pflegefachfrau.
Etwas anderes kann sich die 20-Jährige nicht vorstellen. „Es macht Spaß, weil man sieht, wie dankbar die Menschen sind.“ Erstmal will Juliana beim ambulanten Pflegedienst bleiben. „Allein schon, um ins Berufsleben reinzukommen“, sagt sie. „Vielleicht gehe irgendwann wieder ins Krankenhaus, aber erst mal bleibe ich.“ Denn auch hier gibt es noch einiges zu lernen: „Wunden verbinden ist meins, da möchte ich noch eine Fortbildung machen“, sagt sie. Genauer gesagt im Wundmanagement: Hier kann sie lernen, was es für Wunden gibt, wie sie entstehen und wie sie mit verschiedenen Verbandstechniken verbunden werden. „Chronische Wunden dürfen nur noch von Personen mit Weiterbildung verbunden werden“, erklärt Juliana. Deswegen sind Fachkräfte mit solchen Fortbildungen erforderlich.
Auch Kinder werden versorgt
Nicht nur alte Menschen benötigen Hilfe, auch Kinder bekommen Unterstützung. Kinder mit Diabetes, werden teilweise vormittags in der Grundschule von einer Pflegekraft betreut, weil die Lehrer sich nicht um die medizinische Versorgung kümmern dürfen. „Die Betreuung machen viele, die einen Bandscheiben Vorfall hatten und nicht mehr heben dürfen. Kinder würden mir zu nahe gehen, wenn sie schwer krank sind. Außerdem ist es mir zu langweilig, sechs Stunden nur in der Schule zu sitzen“, lacht Juliana.
Es gibt viele Patienten mit denen die junge Pflegefachfrau gut klar kommt und auch mal privat redet. „Das ist das Schöne im ambulanten Dienst: jeder kennt jeden“, sagt Juliana. Manche Momente bleiben einem da in Erinnerung: „Eine Patientin war dement und total lustig drauf, sie hat immer gesungen, wenn wir morgens zu ihr kamen.“ Natürlich kommt es auch vor, das Patienten versterben. „Das geht mir nicht nah. Bei einem Patienten, der mich kannte, seit ich klein war, da tat es weh. Aber man muss Abstand halten, sonst funktioniert das nicht.“
Umfassende Ausbildung
Während ihrer Ausbildung hat Juliana verschiedene Stationen durchlaufen: Altenheim, Krankenhaus, Kinderkrankenpflege, eine psychiatrische Einrichtung, Nachtdienste – mindesten 80 Stunden – zwischendurch war sie immer wieder im Ausbildungsbetrieb. Dass sie in alle Sparten reinschauen konnte, fand Juliana gut. „Die Ausbildung müsste länger sein. In drei Jahren alle drei Fachbereiche abzudecken ist viel – sehr viel.“ Aber sie hat sich bei Mobi-Care gut auf den Arbeitsalltag vorbereitet gefühlt. „Ich habe von vielen aus der Ausbildung gehört, dass sie Angst haben allein loszumüssen. Hier wurde ich gut vorbereitet und mir wurde erklärt, wie ich alles dokumentiere. Auch wenn ich abends noch eine Frage habe, kommt immer eine Antwort von den Kollegen.“ Außerdem mag Juliana das Persönliche im Team. „Sie gehen auf Wünsche ein, es macht einfach Spaß.“
Ein paar Tipps für alle, die sich auch eine Ausbildung in der Pflege vorstellen können hat Juliana auch noch: „Sich drauf einlassen, einfach mit den Menschen arbeiten. Sie merken, wenn man schlecht drauf ist. Deswegen nie das Privatleben mit auf die Arbeit nehmen. Und sich selbst keinen Stress machen. Wenn man ruhig bleibt, ist auch der Job nicht stressig.“