Neunkirchen. Siegens erster Windpark wird auf der Kreuzeiche gebaut - direkt nebenan soll der Windrad-Ausbau auf dem Neunkirchener Pfannenberg weitergehen.

Siegen bekommt den ersten Windpark auf der höchsten Erhebung im Stadtgebiet: Geplant ist, dass sich schon im kommenden Jahr auf der Kreuzeiche, ganz im Südwesten, vier 250-Meter-Windenergieanlagen drehen (wir berichteten), die sich um den Bereich Kaiserschacht nahe Eiserfeld gruppieren. Investor sind hier die Düsseldorfer „Grünwerke“, die auf Flächen der Waldgenossenschaft Eiserfeld Erneuerbare Energie produzieren wollen. Und damit direkt nebenan weitermachen: Bau und Betrieb von elf Windrädern beantragen Grünwerke und „Jade Naturenergie“, letztere federführend, auf Neunkirchener Gemeindegebiet.

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Die Standorte des „Windpark Neunkirchen-Pfannenberg“ liegen laut Kurzbeschreibung der Vorhabenträger entlang des Höhenzugs, von Struthütten über Neunkirchen nach Salchendorf und bis fast nach Eisern, Wilden und Rinsdorf. Laut Gemeinde Wilnsdorf weniger als 1000 Meter zur nöchsten Wohnbebauung: Das östlichste Windrad stehe im Abstand von 628 Metern zur Straße „Im Gießenbach“. Eigentümerinnen der Flächen sind die jeweiligen Waldgenossenschaften. Bis Trockenheit und Borkenkäfer die forstwirtschaftliche Nutzung vorerst beendeten, stand hier im Wesentlichen Nadelwald, der in der Folge weitgehend gerodet werden musste. Da die Wiederaufforstung teuer ist und lange dauert, haben Waldgenossenschaften ein hohes Interesse daran, ihre Kalamitätsflächen wirtschaftlich zu nutzen. Vorgesehen sind, wie auch auf Siegener Gebiet, Windenergieanlagen mit einer Gesamthöhe von 250 Metern (169 Meter Nabenhöhe, 162 Meter Rotordurchmesser), die ganzjährig betrieben werden sollen. Für den Windpark Kreuzeiche wird mit einem jährlichen Energie-Ertrag von rund 60 Gigawattstunden (rechnerisch genug für 17.000 Haushalte) gerechnet - die Pfannenberg-Anlagen könnten also rund 150 GWh (etwa 40.000 Haushalte) bringen. Die Anlage auf dem höchsten Punkt ragt zwischen Klingelschacht und Schäfer-Werken 734 Meter in den Himmel.

Zwischen Siegen und Neunkirchen: Windpark Pfannenberg mit eigenem Umspannwerk

Für den Bau wollen die Investoren die vorhandenen Straßen und Wirtschaftswege nutzen, heißt es weiter, letztere sollen entsprechend ausgebaut werden - sofern nicht die Trassen nutzbar sind, die für den Windpark Siegen-Kreuzeiche angelegt werden. Während der Bauphase kommen die Baustellenfahrzeuge von Westen über die L 531 aus Neunkirchen, die Einfahrt zum Forstwegenetz befindet sich in der Nähe des Waldhauses Schränke. Die drei östlichen Windräder werden durch das Wilnsdorfer Gewerbegebiet Elkersberg erschlossen. Für den Netzanschluss an die Freileitung Mudersbach-Eiserfeld bei Birken ist ein eigenes Umspannwerk vorgesehen, die Kabeltrasse soll in bestehenden Forstwegen verlegt werden.

Planungsrechtlich ist das Vorhaben zulässig, der Kreis Siegen-Wittgenstein hat einen positiven Vorbescheid erteilt. Gleichwohl befinde man sich noch im Vorverfahren, teilt die Jade Naturenergie auf Anfrage mit: Derzeit werde an den erforderlichen Gutachten unter anderem zu Schall, Schattenwurf, Bergbau oder Artenschutz gearbeitet, die bis Jahresende im Wesentlichen erstellt sein sollen. Man habe bei den bundesweiten Projekten gute Erfahrungen damit gemacht, sich im Vorfeld intensiv mit den Genehmigungsbehörden abzustimmen, was im Verfahren selbst einiges an Zeit sparen könne. Wie bei der Zuwegung könne man womöglich auch bei den Gutachten Synergie-Effekte mit dem Nachbar-Projekt nutzen. Und auch mit der Gemeinde und der Bevölkerung pflege man im Sinne der Transparenz einen intensiven Austausch - so findet regelmäßig ein Runder Tisch in Neunkirchen statt. Man habe großes Interesse, im Dialog ein „rundes Ganzes“ hinzubekommen.

Die Landesgemeinschaft Naturschutz und Umwelt (LNU) hat sich bereits grundsätzlich gegen den Windpark ausgesprochen: Wälder seien keine Industriestandorte, schreibt Kreiskoordinator Jochen Niemand. Allein weil sie die Aussicht versperren, sollten Windenergieanlagen nicht genehmigt werden. Man sei nicht gegen Windräder, „nur so nicht“.

Siegen-Wittgenstein: Stockt die Energiewende? Schnelle Genehmigung ist nicht alles

Angesichts der aktuellen Herausforderungen ist die Jade Naturenergie aber vorsichtig, was konkrete Termine zu Baubeginn und Inbetriebnahme angeht. Der Gesetzgeber habe zwar das Genehmigungsverfahren beschleunigt, um die Energiewende voranzutreiben - wenn eine Behörde beispielsweise binnen Frist nicht reagiert, gilt das als Zustimmung -, aber damit sei der „Stau“ lediglich an eine andere Stelle verlagert worden. Die Anlagen selbst müssen nach der Genehmigung bestellt werden, ebenso das Umspannwerk, es braucht Schwerlast-Transporte, Großkräne, Montageteams - viele Hersteller könnten angesichts des voranschreitenden Windenergie-Ausbaus gar nicht so schnell so viel Personal aufbauen.

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Gerade die Trafos seien derzeit ein Engpass: Die Nachfrage nach Energie-Infrastruktur sei durch den fortwährenden russischen Beschuss auf Kraftwerke in der Ukraine massiv gestiegen, Lieferzeiten von zwei bis drei Jahren seien keine Seltenheit. So könne es vorkommen, dass eine Genehmigung verfallen ist, wenn der Trafo endlich geliefert wird.