Eiserfeld. Durch die Stahlindustrie und ihre Abgase wuchsen früher kaum Bäume. Heute macht Trockenheit Siegen Probleme. Wiederaufforstung kostet Millionen.
Schon vor 12 Jahren, vor der Katastrophe, hat die Eiserfelder Waldgenossenschaft angefangen, sich mit dem Thema Windkraft auf ihren Flächen zu beschäftigen. Seinerzeit plante die Stadt Siegen Vorrangzonen für Windenergieanlagen und schon damals war die Situation für sie nicht einfach, erinnert sich Waldvorsteher Klaus Runkel. Trockenheit und Borkenkäfer haben die forstwirtschaftlichen Flächen nicht nur im Siegener Süden schwer getroffen.
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675 Hektar Wald gehören den Waldgenossen in Eiserfeld, darunter auch der Bereich am Pfannenberg, wo die Düsseldorfer Grünwerke Siegens ersten Windpark Kreuzeiche errichten wollen. Durch die Dürrejahre ab 2018 gingen fast 300 Hektar Nadelwald verloren. „Das aus eigenen Mitteln wiederaufzuforsten, wäre nicht zu stemmen“, sagt Klaus Runkel. „Minimum 3,5 Millionen Euro.“ Die haben sie nicht, sie brauchen ein neues Standbein.
Waldgenossenschaft Siegen-Eiserfeld: Hohe Ausgaben für Verkehrssicherung
Die Areale auf den Höhenzügen an der Grenze zu Neunkirchen, Herdorf und Mudersbach zu „opfern“ sei dabei kein Problem: Bäume stehen auf den Kalamitätsflächen ohnehin kaum noch, die vier geplanten 250-Meter-Windräder benötigen im Vergleich nur sehr wenig Platz. Dafür spülen sie Geld in die Kasse. Eine Waldgenossenschaft in einer Großstadt, sagt Klaus Runkel, verschlinge enorme Summen. Denn die riesigen Gebiete, für die sie zuständig ist, grenzen vielfach an die umliegende Wohnbebauung und wird durchschnitten von einer wichtigen Verkehrsachse, der Landstraße 531, die Siegen und Neunkirchen verbindet. Als Eigentümerin ist die Waldgenossenschaft für die Verkehrssicherung zuständig, „das sind sehr viele Ausgaben“, sagt der Waldvorsteher. Durch Holzverkauf kommt nicht mehr annähernd genug Geld herein.
Entsprechend sei die Zustimmung zum Windpark-Projekt bei allen Anteilseignern sehr groß gewesen. 302 gibt es, davon sind etwa 50 Erbengemeinschaften, „alle stehen dahinter“, berichtet Klaus Runkel. Widerspruch habe es kaum gegegen, „mal etwas Gegrummel“. Gerade die älteren könnten sich noch gut erinnern, als Eiserfeld geprägt war von der Siegerländer Schwerindustrie: Rund um die Uhr waren die Hüttenwerke und Gruben in Betrieb, die Berge waren wegen der Abgase nicht bewaldet, nie gab es die heutige Ruhe. „Bis in die 1950er Jahre war Eiserfeld ein verseuchtes Dorf“, blickt Runkel zurück. Mit dem Ende der Montanindustrie in Siegen regenerierte sich der Wald; ein Windpark bringe nicht annähernd solche Beeinträchtigungen wie damals mit sich.
Waldgenossen nicht nur in Siegen-Eiserfeld vor historischer Weichenstellung
Dauerhaft werden die Windenergieanlagen den Waldgenossen nicht das Überleben sichern. Sie sind ein Baustein, die Gemeinschaft zukunftsfähig aufzustellen. Als die Holzkohle als Haubergs-Erzeugnis wegfiel, kam die Niederwaldwirtschaft zum Erliegen, es wurde umgestellt auf Hochwald. „Das war mit das beste, was unsere Vorfahren machen konnten“, sagt Klaus Runkel, auch wenn man dafür angegriffen worden sei, weil die schnell wachsende Fichte mit den sich wandelnden klimatischen Bedingungen nicht gut klarkommt. Aber bis dahin sicherte sie den Waldgenossen ein Einkommen.
Nun müssen die Waldgenossen wieder eine historische Umstellung bewältigen, auf Baumarten, für die jährlich 1200 Millimeter Niederschlag reichen. Nicht nur die Fichte, auch ursprünglich heimische Hölzer kämen damit nicht klar.
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Schwere Entscheidungen, diese Weichenstellung, sagt Runkel, man müsse sich variabel aufstellen, die Windenergie sei dabei eine Unterstützung, um den neuen, klimastabilen Wald zu finanzieren und überhaupt wieder aufzubauen. „Ich hoffe, dass wir das hinkriegen.“