Siegen. Ein Rettungshund kann 50 Feuerwehrleute ersetzen - sie suchen 20.000 Quadratmeter in nur 20 Minuten ab. Natürlich ist das Mensch-Tier-Team entscheidend.
Der Hund ist des Menschen bester Freund. Mit seiner Spürnase kann er aber nicht nur seinem Herrchen oder Frauchen helfen, denn bei der Rettungshundestaffel des Deutschen Roten Kreuzes sind die Mitarbeiter auf vier Pfoten die Stars. Die Rettungshundestaffel Siegen hilft im Raum Westfalen-Lippe sowie in Teilen von Rheinland-Pfalz und Hessen bei der Suche nach vermissten Menschen.
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Seit Mitte des Jahres hat Kerstin Gerhard die Leitung der Rettungshundestaffel übernommen. Sie ist mit zwei Hunden in der Staffel, ihrer eigenen Schäferhündin Jule und einem weiteren Hund aus dem Familienkreis. „Mit 17 Jahren habe ich angefangen mit der Rettungshundearbeit im Deutschen Roten Kreuz. Dieses Jahr habe ich mit meiner jetzigen Hündin die erneute Überprüfung zur Einsatztauglichkeit Flächen- und Trümmersuche bestanden. Sie ist jetzt vier Jahre alt und kann sowohl in der Fläche als auch in Trümmern suchen“, berichtet Kerstin Gerhard. „Mit Fläche ist die Suche in Waldgebieten gemeint, wo die Hunde nach Menschen suchen, die sich verirrt oder verlaufen haben. Trümmersuchhunde werden in eingestürzten Gebäuden eingesetzt.“ Mantrail-Hunde suchen im Gegensatz zu Flächenhunden gezielt nach einer Person und versuchen, die Spur anhand des Geruchs zu verfolgen.
Siegen: Ein Hund der DRK-Rettungshundestaffel ersetzt bis zu 50 Feuerwehrleute
Ein Hund kann bei der Suche etwa 50 Feuerwehrleute ersetzen. „Ein Hund sucht eine Fläche von 20.000 Quadratmetern in 20 Minuten ab. Normalerweise braucht man dafür eine Menschenkette von 100 Metern“, sagt Kerstin Gerhard. „Insgesamt kann ein Rettungshund 40.000 bis 60.000 Quadratmeter in 45 bis 60 Minuten absuchen, dann hat der Hund erst einmal Pause.“ Die Rettungshundestaffel kommt meist mit mehreren Teams zum Einsatz, um die Suche abzusichern. Alle Hundeführer sind auch als Sanitäter ausgebildet und können bei Bedarf direkt Erste Hilfe leisten.
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Übung
Die Rettungshundeführer arbeiten ehrenamtlich mit ihren privaten Familienhunden. Es können ganz unterschiedliche Rassen sein. „Grundsätzlich sind die meisten Hunde unabhängig von der Rasse geeignet, aber es gibt ein paar Rahmenbedingungen, die der Hund erfüllen sollte. Idealerweise sollte er eine Schulterhöhe von etwa 40 Zentimetern haben und etwa 20 Kilogramm wiegen. Die Hunde dürfen nicht zu klein, aber auch nicht zu schwer sein, das ist vor allem bei der Trümmersuche wichtig“, erklärt Kerstin Gerhard. Besonders häufig sieht man Rassen wie den Deutschen oder Belgischen Schäferhund, Border Collie, Golden Retriever oder Australian Shepard, aber auch einige Mischlinge, so Kerstin Gerhard.
Siegen: Nicht jeder Hund kann ein Rettungshund beim Deutschen Roten Kreuz werden
Das Wichtigste sind die Charaktereigenschaften, die der Hund mitbringen muss, um als Rettungshund geeignet zu sein. „An sich muss der Hund energiegeladen sein und Lust auf Arbeit mit seinem Menschen haben. Wichtig ist, dass der Hund eine Belohnung hat, auf die er ganz verrückt ist, das kann Futter oder ein Spielzeug sein. Für die Hunde ist die Suche ein Spiel und sie müssen daran Spaß haben“, erklärt Kerstin Gerhard. „Dabei sollte der Hund aber neutral auf seine Artgenossen reagieren und keinen Jagdtrieb haben. Der Fokus muss auf der Suche liegen.“ Ein weiterer Aspekt ist, dass die Hunde unbedingt bellen müssen. Das Bellen gilt als Signal, um einen Fund anzuzeigen. „Für die Tiere ist es anfangs schwierig, Menschen anzubellen, weil es unhöflich ist, aber die meisten lernen es recht schnell. Es gibt zwar Alternativen wie das Zeigen eines Gegenstandes, aber das ist natürlich mit mehr Aufwand verbunden und nicht so eindeutig wie das Bellen.“
„Der Hundeführer muss sich darauf verlassen können, dass der Hund gewissenhaft sucht.“
Die DRK-Rettungshundestaffel Siegen hat derzeit fünf Hunde in der Staffel, alle sind für die Flächensuche ausgebildet, drei sind zusätzlich für die Trümmersuche zugelassen. Die Ausbildung der Hunde dauert bis zu zwei Jahre, die Prüfung muss alle zwei Jahre wiederholt werden, um die Einsatzfähigkeit zu gewährleisten. „Neben dem fundierten Wissen und der Ausbildung ist es sehr wichtig, dass die beiden ein Team bilden. Der Hundeführer muss sich darauf verlassen können, dass der Hund gewissenhaft sucht“, erklärt Kerstin Gerhard.
Siegen: Die DRK-Rettungshunde tragen maßgeblich zu Vermisstensuche bei
Nicht bei jedem Einsatz sind die Hunde erfolgreich und finden die Person. Viele Vermisstenfälle haben mit Demenz oder Suizid zu tun, da ist es gut, wenn schnell ein möglichst großes Gebiet abgesucht wird. „Es gibt auch ganz schwierige Fälle wie damals bei Luise, da ist man zum Teil froh, wenn man die Person nicht im Suchgebiet findet. Ich hätte sie auch nicht finden wollen, obwohl ich das schon lange mache“, erinnert Kerstin Gerhard an die Tötung des Mädchens in Freudenberg. „Darüber muss man sich im Klaren sein, wenn man bei der Rettungshundestaffel anfängt.“ Für die Einsatzkräfte und Hundeführer stehen jederzeit Seelsorger zur Verfügung.
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Die Rettungshundestaffel des Deutschen Roten Kreuzes ist nicht nur auf ehrenamtliche Helfer und Hundeführer angewiesen, sondern auch auf Spenden zur Finanzierung. Dank der Panini-Aktion „Siegen sammelt Siegen“ erhielten sie eine Spende in Höhe von 500 Euro. Marco Barleben fand den ersten goldenen Sticker und spendete seinen Gewinn an die Rettungshundestaffel, um auf die wichtige Arbeit aufmerksam zu machen.