Siegen. Belgischer Schäferhund Maximus arbeitet bei der Siegener Polizei. Er hat ganz spezielle Fähigkeiten, aber auch Schutzhunde werden irgendwann alt…
Maximus hat Rücken. So ist das, wenn man älter wird und das ganze Leben hart gearbeitet hat. Die bösen Jungs und Mädels fangen, Drogen sicherstellen, Betrunkene in Schach halten – das geht auf die Knochen. Bei belgischen Schäferhunden genauso wie bei Menschen. Maximus ist inzwischen 11 und in Hundejahren ist das auf jeden Fall schon fortgeschrittenes Alter. Bald geht er in den verdienten Ruhestand.
Hundeleben: Maximus wurde für die Polizei geboren – festes Team mit Diensthundführer in Siegen
Maximus wurde für die Polizei geboren. Buchstäblich: Er stammt aus einer landeseigenen Zucht für Malinois, einer Varietät des belgischen Schäferhundes. Die Rasse ist gelehrig und intelligent und ziemlich fleißig – sie arbeiten bis sie umfallen. Das macht sich die Polizei zunutze, auch das Militär setzt gerne „Malis“ ein. Und trotzdem schafft es nicht jeder Welpe zum Schutzhund: Es muss einfach alles passen. Körperliche Voraussetzungen, Belastbarkeit, Gelehrigkeit, Charakter. Bei Maximus passte alles, als er knapp vier Jahre alt war, kam er zu seinem Diensthundführer bei der Kreispolizeibehörde Siegen-Wittgenstein, da war er schon in Köln fertig ausgebildet worden. Nach drei Monaten hatten die beiden zueinander gefunden und bestanden die Prüfung zum Schutzhund.
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Die besteht nicht der Hund allein, die besteht nur das Team, Mensch und Tier. Und einmal bestehen reicht auch nicht, die wird regelmäßig wiederholt. Schutzhunde sind „Einsatzmittel“, wie es bei der Polizei heißt, und auf Einsatzmittel müssen sich die Beamtinnen und Beamten verlassen können. Maximus ist zwar kein Beamter auf vier Beinen, aber auch keine Sache, wie eine Schutzweste, die man in den Spind hängt. Auch wenn das ein wenig so klingt. Er kann einige Dinge einfach besser als Menschen und wenn der Einsatz das erfordert, dann soll er das zeigen.
Hundefähigkeiten: Wenn Maximus dabei ist, überlegen sich die bösen Jungs, ob sie aufmucken
Abschreckung zum Beispiel. An Maximus sieht man ziemlich deutlich, dass er mit dem Wolf verwandt ist. Wenn die Polizei eine angespannte Situation beruhigen muss, wenn sich zum Beispiel zwei Gruppen unter Alkoholeinfluss zoffen: Wenn Maximus dabei ist, überlegen sich die allermeisten, ob sie wirklich einen Polizisten schubsen, ob sie wirklich weiter stänkern wollen. Sie rücken dann doch lieber den Ausweis heraus oder verschwinden. Die Polizei droht Zwangsmittel an und in den allermeisten Fällen reicht das schon. Sie haben nämlich kein Interesse daran, Leuten auf die Nase zu hauen. Sondern dass alles friedlich bleibt. Wenn Maximus dazu beitragen kann – ist doch super. Am Ende ist keiner verletzt, weil niemand Lust hat, von 40 Kilo Hund angesprungen und gebissen zu werden. Deshalb Schutzhund. Maximus beschützt Einsatzkräfte vor Verletzungen. Und die Verdächtigen auch.
Spielen können Malinois gut. Sehr gut sogar, man muss sie ziemlich viel beschäftigen. Viele Hunde liegen am liebsten auf der Couch, belgische Schäferhunde sind Arbeitstiere. Beute machen liegt in ihrer Natur. Bei vielen Hunden ist der Beutetrieb weggezüchtet oder springt nur bei Kaninchen an. Schutzhunde lernen, dass auch Menschen Beute sein können. Oder eine Bedrohung, gegen die sie sich verteidigen müssen. Flucht oder Angriff. Maximus gibt nicht so schnell klein bei. Das wurde ihm in vielen hundert Trainingsstunden beigebracht: Spielen/Arbeiten, aber auf ganz bestimmte Art und Weise. Beißen ist das, was Hunde tun. Sie lernen, wann sie das dürfen und wann sie loslassen müssen. Immer. Keine Ausnahmen, keine Abkürzungen. Auch Hunde sind manchmal faul. Aber auf ihren Schutzhund muss sich die Polizei verlassen können – so wie auf die Schutzweste oder die menschlichen Kollegen. Im Einsatz müssen alle wissen, was sie zu tun haben. Und der Diensthundführer weiß, wie Maximus reagiert. Warum er so reagiert. Wie man das steuert. Sie sind schließlich ein Team.
Hunde können alles mögliche sehr viel besser als Menschen – die Polizei nutzt das für sich
Ablenkung. Der Verdächtigen. Im Ernstfall ist ein Täter mit dem Hund an seinem Arm beschäftigt; die Beamten können sicher ihren Job machen und die Person festnehmen, ohne selbst verletzt zu werden. Aber Hunde sind keine Waffen – wenn Verdächtige mit Messern und Äxten herumfuchteln, bedeutet das Gefahr auch für das Tier. Dann hat die Polizei andere, für diesen Fall besser geeignete Einsatzmittel. Reizgas, Schlagstock, zur Not auch Schusswaffe.
Aufspüren. Hunde haben einen hervorragenden Geruchssinn, sie können so gut wie alles finden. Sie müssen nur wissen, was sie für die Polizei finden sollen. Und sie müssen dem Diensthundführer mitteilen, dass da etwas ist. „Maximus weiß nicht, was wir von ihm wollen. Wir müssen ihm das zeigen“, sagt der Beamte. Hunde können Sprengstoff finden oder Täter, die sich versteckt haben. Viel schneller als die menschlichen Kollegen – bevor die alle Räume durchsucht und gesichert haben, hat ein Schutzhund den Übeltäter längst gestellt. Die Polizisten lassen den Hund dabei natürlich nicht alleine.
Hund Maximus hat in Siegen-Wittgenstein viel erlebt: Spektakuläre Drogenrazzia am Café del Sol
Für Maximus hat das Einsatzleben bald ein Ende. Er war dabei, als die Polizei 30 Kilo Rauschgift am Café del Sol beschlagnahmte. Einmal kämpften sie gegen einen zwei Meter großen Hünen, der nicht mal blinzelte, als Maximus auf ihn lossprang. Da mussten die Beamten schon schlucken. Hätten sie den Hund nicht dabeigehabt, wäre es eng geworden. Maximus war an vielen Tagen unterwegs in Siegen-Wittgenstein, auf Streife oder Anforderung, wenn das Team gebraucht wurde.
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Künftig ist er nur noch Hund, ohne Schutz- davor. Er lebt weiter wie bisher bei seinem Diensthundführer, zusammen mit seinem Vorgänger, der schon länger in Rente ist, und seiner Nachfolgerin, die er sozusagen mit eingearbeitet hat. Man wächst schließlich zusammen, hat jahrelang miteinander gelebt und gearbeitet. Außerdem ist Maximus weiter ein Hund mit ganz bestimmten Fähigkeiten, auch wenns knirscht und zwickt und er langsamer geworden ist, nicht mehr so fit wie er sein müsste. Trotz erstklassiger Versorgung: Irgendwann ist es halt so weit. „Man gibt ihn nicht ab“, sagt der Beamte. „Das macht man nicht. Das macht kein Diensthundführer.“