Burbach. Viele Heime verbieten Hunde. Sabine Llulluni setzt sich dafür ein, dass sich das ändert: Situation der Pflege könne sich so deutlich verbessern.
Findus und Noah spielen im Garten hinter dem Haus. Schnee mögen sie gern, sie buddeln und graben. Als Sabine Llulluni pfeift, rennen die beiden Hunde zur Tür und in die Wohnung. Sie sind auf ihr Frauchen fixiert, gut erzogen und kommen, wenn sie gerufen werden. „Ich habe mit beiden einen Teamtest gemacht und bestanden“, erzählt sie. Stolz zeigt sie ihre Medaille und die zugehörige Urkunde, die bescheinigt, dass Findus und Noah sozialverträglich und gehorsam sind. Getestet wurde das von einer professionellen Hundetrainerin.
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Seit sie 17 Jahre alt ist, arbeitet Sabine Llulluni in der Pflege. „Da gibt es oft Druck und Tage, an denen ich gestresst oder wütend nach Hause komme“, sagt sie. Findus und Noah lenken sie von ihren Sorgen ab. „Sobald ich meinen Hunden einmal durch das Fell gehe, fühle ich mich besser“, sagt die 54-Jährige. Die Hunde und ihren Beruf unter einen Hut zu bringen, ist nicht immer leicht. Nicht jedes Pflegeheim erlaubt Hunde im eigenen Haus – viele haben Bedenken wegen der Hygiene oder der Bewohner. Doch Sabine Llulluni ist sich sicher: Hunde helfen den Menschen, die ihren Lebensabend im Altersheim verbringen. „Viele der Bewohner haben vorher selbst Hunde gehabt. Denen fehlen die Tiere im Heim“, glaubt sie.
Burbacherin weiß: „Fast immer unterbesetzt“ – Lage in der Pflege ist schwierig
Die Situation in den Pflegeheimen hat sich in den vergangenen Jahren verändert, sagt die 54-Jährige – und nicht zum Guten. Als sie über ihre Arbeit spricht, wird sie emotional. „Überall wird Geld gespart und es gibt Anordnungen, die nur schwer zu verstehen sind. Außerdem sind wir fast immer unterbesetzt“, sagt Sabine Llulluni. Auch die Arbeitsbereitschaft der jüngeren Kolleginnen und Kollegen kritisiert sie: „Viele sind am Handy und machen nur noch Arbeit, wenn man es ihnen sagt. Die sehen die Arbeit nicht, die gemacht werden muss.“ Am meisten würden die Bewohner unter dieser Situation leiden. „Ich merke, dass die Menschen in den Altenheimen nicht mehr so zufrieden sind wie früher. Das finde ich schade.“ Um das zu verbessern, hat sie eine Idee: Hunde im Pflegeheim, mit denen sich die Bewohnerinnen und Bewohner beschäftigen können. „Das würde sicher viele von ihren Sorgen ablenken.“
Burbach: Ein Dreivierteljahr und 800 Euro – Ausbildung für Besuchshunde ist teuer
Für sogenannte Besuchshunde gibt es eine eigene Ausbildung. Dabei lernen Hunde, wie sie sich in Pflegeheimen verhalten müssen. Findus hat diese Ausbildung bereits absolviert, Noah ist gerade dabei. „Am Ende wird geschaut, wie die Hunde auf Menschengruppen oder laute Geräusche reagieren“, erklärt Sabine Llulluni. Außerdem gibt es einen Freilauftest, bei dem die Hunde in einem Bereich mit anderen Hunden beobachtet werden. Wird ein Hund anderen Hunden gegenüber aggressiv, ist er als Besuchshund ungeeignet. „Es kann ja immer mal sein, dass ein anderer Hund mit ins Pflegeheim kommt“, sagt Sabine Llulluni.
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Die Ausbildung dauert ein Dreivierteljahr und kostet ungefähr 800 Euro pro Hund. Nach Abschluss erhält der Hundehalter eine Mappe mit sämtlichen wichtigen Unterlagen. Zertifikate, Umgangsregeln und Hygienemaßnahmen sind dort zu finden sowie aktuelle Befunde des Tierarztes. „Ich kann hier belegen, dass Findus als Besuchshund geeignet und gesund ist und alle Anforderungen erfüllt“, sagt Sabine Llulluni. Trotzdem entscheidet am Ende das Pflegeheim, ob ein Besuchshund sinnvoll ist oder nicht.
Es gibt verschiedene Studien, die den positiven Effekt von Hunden auf Menschen zeigen. Träger von Pflegeeinrichtungen, zum Beispiel der Arbeiter-Samariter-Bund, setzen vermehrt Besuchshunde in ihren Einrichtungen ein und weisen auf die positiven Erfahrungen hin. Auch Sabine Llulluni hat schon einige gute Erfahrungen mit ihren Hunden gesammelt. „Mehrmals habe ich Bewohnern meinen alten Hund zum Gassigehen mitgegeben. Die haben sich immer total gefreut. Spaziergänge machen sie oft, aber mit Hund – das ist für die alten Menschen was Besonderes.“ Darüber hinaus kann Findus sich im Pflegeheim nützlich machen, denn er hat ein besonderes Kunststück gelernt. Als Sabine Llulluni einen kleinen Teppich eingerollt auf den Boden legt, macht sich Findus direkt an die Arbeit. Schnell rollt er den Teppich mithilfe seiner Schnauze und den Pfoten aus, sodass dieser flach auf dem Boden liegt. „Er erkennt die Stolperfallen und hilft, sie zu beseitigen“, erklärt Sabine Llulluni stolz.
Siegen: Besuchshunde in Pflegeeinrichtungen sind in der Region eher selten
Für Sabine Llullini ist es unverständlich, warum so viele Pflegeheime keine Besuchshunde wollen. „Ich kenne einige Kollegen, die auch Hunde haben. Es wäre für uns alle eine Erleichterung, wenn wir unsere Hunde mit zur Arbeit nehmen dürften und für die Bewohner wäre es auch schön“, sagt sie. Immer wieder versucht sie ihren Arbeitgeber zu überzeugen, mit wenig Erfolg. Sie wechselt auch öfter das Pflegeheim. Lange lebt und arbeitet sie im Sauerland und im Rheingebiet. Um ihren kranken Vater zu pflegen, kommt sie zurück ins Siegerland. „Hier sind die Pflegeheime leider skeptisch beim Thema Besuchshunde. Andere Regionen sind da schon weiter“, sagt sie. Sie wünscht sich, dass Verantwortliche in der Pflege mehr Fragen stellen. Eine grobe Biografie der Bewohner erstellen die Pflegeheime immer. „Aber was die Bewohner mögen, wie sie ihre Freizeit verbracht haben oder ob sie Haustiere hatten, das ist meistens nicht wichtig“, sagt Sabine Llullini. Würde man die Bewohner fragen – da ist sich die 54-Jährige sicher – würden viele sich über einen Hund im Pflegeheim freuen.
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