Siegen/Bad Berleburg. Mit der Vamed-Akutklinik in Bad Berleburg und der DRK-Kinderklinik in Siegen sind zwei wichtige Standorte von negativen Entwicklungen bedroht.

Hier herrscht Einigkeit: Die Politik und die Kreisverwaltung in Siegen-Wittgenstein sorgen sich um die Auswirkungen der Krankenhausreform in NRW. In der Sitzung des Kreisausschusses im Bad Berleburger Bürgerhaus stellte Dezernent Thiemo Rosenthal die Stellungnahme des Kreises Siegen-Wittgenstein vor, die an das Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen geschickt wird.

Auch interessant

Auch wenn es grundsätzlich gelungen sei ein ausbalanciertes Konzept zu erstellen, dass die Grundversorgung erhalte, gibt es Probleme. Rosenthal kehrt die Besonderheit Siegen-Wittgensteins heraus, das neben der Großstadt Siegen stark ländlich geprägt sei. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Lage im Dreiländereck zwischen mit Hessen und Rheinland-Pfalz. Aus den Nachbarbundesländern aber auch den Nachbarkreisen Olpe und Hochsauerland kämen viele Patienten in die Kliniken in Siegen und Bad Berleburg. „Die zentralisierte Versorgungsstruktur im Bereich Siegen mit vier Leistungserbringern führt zu einer schwierigen Erreichbarkeit aus den ländlich geprägten Gebieten, vor allem aus dem Altkreis Wittgenstein“, macht er deutlich.

Auch interessant

Und weiter heißt es in der Resolution: „Wir appellieren an Sie, einen Kurs von Maß und Mitte für die Träger im Versorgungsgebiet zu halten. Leistungen bedingen einander oder sind für die gesamtwirtschaftliche Situation des Krankenhauses entscheidend. Das Herauslösen einer Leistung kann das Kartenhaus zum Einsturz bringen und zu einer existenzbedrohenden Gefahr werden. Neben wirtschaftlicher Unsicherheit wären Attraktivitätsverlust und Personalmangel die Folge. Allgemein stellen wir fest, dass die von den Häusern einzeln oder in Summe geforderten Leistungen in nahezu jeder Leistungsgruppe die Zuweisungen des Landes übersteigen. In der Gesamtschau liegt das Versorgungsgebiet 16 mit einer Abweichung von -13 Prozent beantragten zu zugewiesenen Fallzahlen auf dem traurigen vierten Platz landesweit. Rund drei Viertel der Einbußen des Versorgungsgebietes verzeichnet dabei der Kreis Siegen-Wittgenstein. Wir ersuchen Sie nachdrücklich, die Besonderheiten der Region im Drei-Länder-Eck erneut zu prüfen und das große Einzugsgebiet der Siegen-Wittgensteiner Kliniken durch einen Aufwuchs an zugewiesenen Fallzahlen zu berücksichtigen.

Auch interessant

Einzelne Träger generieren bis zu 40 Prozent der Fallzahlen aus den angrenzenden Kreisen und Bundesländern: Die Vamed-Klinik in Bad Berleburg versorgt in nicht unwesentlichem Umfang Menschen aus dem hessischen Einzugsgebiet der Kreise Waldeck-Frankenberg und Marburg-Biedenkopf. Die Kliniken im Oberzentrum Siegen leisten Grund- und Schwerpunktversorgung für Menschen aus den Kreisen Olpe (NRW), Altenkirchen und Westerwaldkreis (jeweils RLP) sowie dem Lahn-Dill-Kreis (Hessen). Wir empfehlen, die Versorgungsdaten des Jahres 2023 in diese Berechnungen einzubeziehen, da die tatsächlichen Fallzahlen in verschiedenen Leistungsgruppen die zugewiesenen Fallzahlen bereits jetzt deutlich übersteigen. Viel spricht dafür, dass hier der vor Ort tatsächlich bestehende Bedarf mit dem Planungsvorschlag nicht vollständig abgedeckt werden kann, sodass zusätzliche Fallzahlen für den Kreis vorzusehen sind.

Auch interessant

Mit Verwunderung nehmen wir den beabsichtigten Wechsel der Trägerschaft im Leistungsbereich Neonatologie zur Kenntnis. Die erstmalige Ausweisung der Neonatologie bei einem anderen Träger und der damit verbundene erstmalige Aufbau von Strukturen führt kurz- und mittelfristig zu einer neonatologischen Unterversorgung weit über die Kreisgrenzen hinaus. Die pädiatrische Intensivmedizin der DRK-Kinderklinik Siegen kann sich zudem ohne die Synergien aus der Intensivmedizin und der Neonatologie weder personell noch finanziell erhalten lassen. Mit der beabsichtigten Ausweisung würde das restliche Versorgungsangebot der DRK-Kinderklinik Siegen deutlich eingeschränkt und die gesundheitliche Versorgung der Familien im weiten Umkreis erheblich verschlechtert.“