Grevenstein. Carl-Clemens Veltins hat seine Schwestern verklagt. Brauerei in Meschede-Grevenstein reagiert gelassen. So geht es in dem Fall weiter.

Carl-Clemens Veltins hat einen Plan B, wenn er in dem Millionen-Erbstreit in seiner Familie unterliegen sollte: „Ich habe ein Buch schon fast fertig“, sagt er gegenüber dieser Zeitung. Geschrieben habe er es zusammen mit einem Ghostwriter. Das Werk werde dann eine Mischung aus Autobiografie, verbunden mit der Erzählung der „nicht so heilen Welt von Veltins“, sagt er, denn: „Beides kann man so nicht trennen.“ So reagiert die Brauerei Veltins in Grevenstein bei Meschede.

Erster Prozess-Termin steht fest

Juristisch geht es 2025 weiter. Das Landgericht Arnsberg hat das Datum für einen ersten Prozess-Termin bekanntgegeben. Für den 5. Juni 2025, 10.30 Uhr, ist in dem Zivilverfahren ein Gütetermin angesetzt, bei dem den Parteien die Gelegenheit gegeben wird, sich außergerichtlich zu verständigen. Weitere, möglicherweise (nicht) erforderliche Verhandlungstermine stünden noch nicht fest. Das erklärte ein Gerichtssprecher.

In der Auseinandersetzung zwischen Carl-Clemens Veltins und seinen Schwestern Susanne und Frauke geht es laut Carl-Clemens Veltins um einen Streitwert von 30 Millionen Euro. Möglicherweise aber sogar um noch mehr. Viel mehr.

Er könne sich auch einen Pflichtteil vom Erbe bezogen auf den heutigen Wert der Brauerei vorstellen, die zuletzt einen Umsatz von 441 Millionen Euro ausgewiesen hatte. Über seinen möglichen Anspruch sagt Carl-Clemens Veltins im Gespräch mit der Westfalenpost: „Unter 100 Millionen Euro kommt man dann nicht.“

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Familieninterna vor Gericht besprechen

Grund für die Zivilklage gegen seine Schwestern sei, dass ihm nach dem Tod seiner Mutter Rosemarie Veltins (am 30. April 1994) eigentlich ein Drittel der Unternehmensanteile zugestanden hätte. Er habe aber bereits als 18-Jähriger notariell darauf verzichtet und sei daher leer ausgegangen. Wie es dazu kam?

Die Veltins Brauerei in Grevenstein.
Die Veltins-Brauerei sieht sich in der Eigentümer-Familie mit der Klage von Carl-Clemens Veltins konfrontiert. © FUNKE Foto Services | Ralf Rottmann

Vor mehr als vier Jahrzehnten habe er in seinen 18. Geburtstag reingefeiert und sei noch halb betrunken gewesen, als seine Mutter ihn morgens um 9.30 Uhr zum Anwalt nach Menden geschleppt habe. Von dem Juristen habe er noch einen Rotwein geschenkt bekommen, Jahrgang 1962 - „sehr lecker!“, erzählt Carl-Clemens Veltins. Dann habe er ein ihm vorgelegtes Verzichtsdokument unterschrieben, weil seine Mutter ihm erklärt habe, es sei wichtig für den Fortbestand der Brauerei, dass das Unternehmen nicht gedrittelt werde. „Das habe ich auch eingesehen, nicht aber, dass ich als Jüngster gar nichts bekomme“, so Carl-Clemens Veltins nun, der schon einmal betont hat: „Ich hätte mir gewünscht, dass meine Schwestern auf mich zukommen.“

Weil dies aber nicht geschehen sei, hatte er fast 30 Jahre nach dem Tod seiner Mutter Klage gegen seine Schwestern eingereicht, um gegen das Testament vorzugehen und seinen Pflichtteil noch einklagen zu können. Mit Blick auf den nun terminierten Prozessstart im Juni kündigt er an, dass er auch bereit sei, in der öffentlichen Verhandlung Familieninterna zu thematisieren. „Ich habe 30 Jahre lang keinen Termin mit meiner Familie bekommen. Jetzt muss ich es öffentlich machen“, so Carl-Clemens Veltins.

Mutter sei „nicht Herr ihrer Sinne“ gewesen

Als Beispiel nennt er, dass er von der Krebs-Erkrankung seiner Mutter Rosemarie aus der Zeitung erfahren habe. Am Krankenbett habe sie ihn mit seinem Vater Klaus verwechselt, ihrem ersten Ehemann. „Ach, Klaus, schön, dass du auch da bist“, habe die Mutter zum Sohn gesagt. „Sie“, sagt Carl-Clemens heute, „war nicht mehr Herr ihrer Sinne.“ Da dies eine Rolle für den Inhalt des Testaments gespielt haben könnte, müsse in dem Zivilprozess vor dem Landgericht Arnsberg auch die ganze Leidensgeschichte seiner Mutter zur Sprache kommen. „Ich möchte genau wissen, wann sie noch klar im Kopf war“, sagt Carl-Clemens Veltins.

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Millionen sollen weg sein

Der 62-Jährige gilt als das schwarze Schaf der Familie – mit Drogengeschichten, halbseidenen Geschäften, illegalem Waffenbesitz, er wurde zu zwei Jahren Haft verurteilt. Heute lebt er laut eigener Auskunft in Berlin, von Bürgergeld. Er engagiere sich ehrenamtlich in einem Verein für Senioren- und Jugendbildung. Mit dem Geld aus dem Erbstreit wolle er seine beiden Kinder und die fünf Enkel unterstützen, zudem Schulden begleichen.

„Die Familie nimmt zu den inhaltlich unverändert fragwürdigen Anwürfen des außenstehenden Klägers öffentlich keine Stellung, sieht dem Fortgang des Verfahrens im Sommer 2025 weiterhin mit sehr großer Gelassenheit entgegen.“

Ulrich Biene
Sprecher der Brauerei Veltins

Von seiner Mutter soll er einst mehrere Millionen Euro erhalten haben. Angeblich sollten damit alle Erbansprüche des Sohnes abgegolten gewesen sein.

„Das Geld war schon bei ihrem Tod verbraucht. Ich hatte nach der Wende eine Diskothek in Leipzig, ein Diskozelt in Chemnitz und die Barbarossa-Brauerei in Artern an der Unstrut gekauft. Erst liefen die Geschäfte gut, dann gab es Probleme“, so Carl-Clemens Veltins, der angibt, dass das Testament seiner Mutter ihn und seine Nachkommen von jeglichen Tätigkeiten in der Brauerei ausschließe.

Familie bleibt „gelassen“

Nach dem Tod der Mutter hatte Carl-Clemens Veltins‘ Schwester Susanne die Geschicke der Brauerei als geschäftsführende Gesellschafterin und als alleinige Inhaberin übernommen. Die 65-Jährige hat angekündigt, sich (wie auch der langjährige Generalbevollmächtigte Michael Huber) zum Ende dieses Jahres aus der Geschäftsführung des Unternehmens zurückzuziehen.

Zu der Zivilklage und dem ersten Verhandlungstermin teilten die Schwestern über die Pressestelle der Veltins-Brauerei in Person von Pressesprecher Ulrich Biene auf Anfrage mit: „An dem Sachstand vom Frühjahr hat sich im Verlauf des Jahres nichts geändert. Die Familie nimmt zu den inhaltlich unverändert fragwürdigen Anwürfen des außenstehenden Klägers öffentlich keine Stellung, sieht dem Fortgang des Verfahrens im Sommer 2025 weiterhin mit sehr großer Gelassenheit entgegen. Überdies ist die Brauerei C. & A. ohnehin zu keinem Zeitpunkt Verfahrensbeteiligte gewesen.“

Carl-Clemens Veltins sagt, dass er bereit sei, sich mit seinen Schwestern zu einigen. Aber mit einer Million sei es nicht getan: „Die habe ich schon fast an Kosten.“ Um überhaupt klagen zu können, habe er sich professionelle Prozesskostenfinanzierer als Partner gesucht. „Anders hätte ich es nicht stemmen können“, sagt er.

Hintergrund: In Zivilverfahren muss der Kläger einen Gerichtskostenvorschuss hinterlegen, dessen Höhe sich am Streitwert orientiert. In diesem Fall betrug der Vorschuss laut Landgericht Arnsberg rund 360.000 Euro.

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