Grevenstein. Er gilt als schwarzes Schaf der Familie: Carl-Clemens Veltins, Bruder von Susanne Veltins, droht der Brauerei-Familie mit einer Klage.
Die Brauerei Veltins in Meschede-Grevenstein begeht in diesem Jahr ihr 200-jähriges Bestehen. Unbeschwert und mit einigen Aktionen wollte man das Jubiläum feiern. Da droht plötzlich Ärger von unerwarteter Seite: Carl-Clemens Veltins, Bruder der alleinigen Gesellschafterin Susanne Veltins, hat in der vergangenen Woche Klage beim Landgericht Arnsberg gegen seine Schwestern eingereicht.
Die Brauerei reagiert, wie sie immer reagiert: Aus der Pressestelle kommt nur ein Satz dazu: „Der Brauerei C. & A. ist der Sachverhalt unbekannt, die Familie Veltins äußert sich traditionell nicht zu privaten Angelegenheiten“, sagt Ulrich Biene.
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Tod von Rosemarie Veltins
Der heute 61-jährige Carl-Clemens Veltins behauptet gegenüber der Illustrierten Bunte, er sei als Erbe übergangen worden. Im Interview mit der Zeitschrift erklärt er, dass ihm nach dem Tod seiner Mutter Rosemarie Veltins 1994 eigentlich ein Drittel der Unternehmensanteile zugestanden hätten.
Notariell verzichtet
Er habe aber bereits als 18-Jähriger notariell darauf verzichtet, damit das Unternehmen im Falle des Todes der Mutter nicht verkauft werden müsse - und sei daher leer ausgegangen. Im Bunte-Interview klagt er seine Mutter Rosemarie, die bis heute im Ort sehr verehrt wird, direkt an: „Welcher Sohn glaubt schon, dass seine Mutter ihn verrät?“
Veltins-Nachkomme fühlt sich übergangen
Das Millionenerbe sei unter seinen beiden Schwestern Susanne und Frauke aufgeteilt worden, so Veltins in dem Illustrierten-Bericht. Im Laufe der Jahre habe man ihm vier bis fünf Millionen D-Mark ausgezahlt. Er fühle sich nun hintergangen, da diese Summe nur einem Bruchteil des tatsächlichen Wertes entspreche. Die Zeitschrift nimmt an: „Wenn er Recht bekommt, könnten die Schwestern Susanne und Frauke ihrem Bruder dreistellige Millionenwerte schulden.“
Das schwarze Schaf der Familie
Carl-Clemens Veltins gilt als schwarzes Schaf der Familie. Laut Information der Bunte lebt er heute in Berlin. Im dpa-Archiv findet sich eine Berichterstattung aus dem Jahr 2005. Damals wurde er wegen Kokain-Handels und Besitzes eines Maschinengewehrs vom Landgericht Paderborn zu einer zweijährigen Haftstrafe verurteilt.
Mehrfach verurteilt
Carl-Clemens Veltins selbst hatte damals alle Vorwürfe bestritten. Seit Beginn der 90er Jahre, so hieß es in dem Bericht des Kölner Stadtanzeigers, sei er mehrfach wegen Konkursverschleppung, Steuerhinterziehung, illegalen Waffenbesitzes und Betrugs zu Bewährungsstrafen verurteilt worden. Die Staatsanwaltschaft hatte eine vierjährige Haftstrafe gefordert. Ein Kokainverkauf sei zweifelsfrei von mehreren Zeugen bestätigt worden. Das Maschinengewehr habe der damals 42-Jährige zumindest zeitweise besessen, auch wenn es ihm möglicherweise untergeschoben worden sei.
Landgericht bestätigt Zivilklage
Im aktuellen Fall hat das Landgericht Arnsberg dieser Zeitung den Eingang der Zivilklage gegen die Familienmitglieder bestätigt. Man habe den Gerichtskostenvorschuss angefordert, bestätigte Pressesprecher Dr. Alexander Brüggemeier gegenüber der Westfalenpost. Diesen muss der Kläger nun aufbringen.
Gerichtskostenvorschuss von rund 17.000 Euro
Ein Gerichtskostenvorschuss richtet sich nach dem Streitwert, der Vorschuss soll - laut Informationen des Veltins-Anwalts Michael Falter 17.000 Euro betragen. „Die Rechnung ist jetzt eingegangen“, informierte Falter am Montag (25.3.) „und wird direkt überwiesen.“ (In einem ersten Text war hier von 45.000 Euro die Rede gewesen.) Wie hoch die geforderte Summe letztlich sein wird, werde im Moment noch ermittelt.
Sobald die Summe hinterlegt ist, wird die Klage an die beklagten Schwestern zugestellt. Vor diesem Hintergrund ist nachvollziehbar, dass Unternehmen und Familie bisher offiziell von der Angelegenheit noch nichts wissen. Dies dürfte sich in den kommenden Tagen ändern. Die Rechnung des Landgerichts ist nach Aussagen der Anwälte von Carl-Clemens Veltins am Donnerstagmittag in der Kanzlei Grant Thornton in Köln eingegangen. „Ich gehe davon aus, dass der Gerichtskostenvorschuss kurzfristig von Herrn Veltins angewiesen wird“, erklärte Rechtsanwältin Julia Mau von Grant Thornton, die den Veltins-Sohn gemeinsam mit Michael Falter vertritt. Bevor es zu einer Verhandlung kommt, können beide Parteien Stellung nehmen. Der Zivilprozess wäre öffentlich.
Seit Jahrzehnten nicht mehr in Grevenstein
Im Ort Grevenstein ist Carl-Clemens Veltins vor allem Älteren noch bekannt. Seit Jahrzehnten wurde er dort nicht mehr gesehen. Dass er als junger Mann in die Villa seiner Mutter eingebrochen war, weiß man dort. Im Handelsblatt erinnert sich Veltins daran, Jagdwaffen aus dem elterlichen Besitz gestohlen zu haben, um diese zu verkaufen.
Kneipe im Kreis Soest
Darüber hinaus erinnert man sich, dass er später im Kreis Soest eine Kneipe betrieb und dass er nach Öffnung der Grenze im Osten eine große Diskothek eröffnete, mit der er scheiterte. All das bestätigte Veltins jetzt noch einmal gegenüber dem Handelsblatt. Seit 2005 war es um ihn in der Öffentlichkeit still geworden.
Das stärkste Jahr der Veltins-Geschichte
Die Brauerei Veltins hat rund 700 Mitarbeiter und ist seit 1824 im Privatbesitz. Bei der Vorstellung der Jahresbilanz 2023 hatte das Unternehmen erklärt, dass der Umsatz um 5,3 Prozent auf 441 Millionen Euro zugelegt habe. Das sei im Jahr des 200-jährigen Bestehens das umsatzstärkste Geschäftsjahr der Unternehmensgeschichte.