Schmallenberg. Ralf Blümer gibt nicht auf: Dieses Konzept soll den Schmallenberger Rat von der Jugendherberge als Flüchtlingsunterkunft überzeugen.
Die Tiny Houses, die die Stadt Schmallenberg in der Nähe des Neubaugebiets Viehbahn und der Handweiser Hütte aufstellen will, sind weiterhin umstritten. In der Ratssitzung hat Handweiser-Hütten-Geschäftsführer Ralf Blümer jetzt einen neuen Versuch gestartet, um die Tiny Houses zu verhindern. Seine Idee: Im Westflügel der Jugendherberge, die ebenfalls der Handweiser Hütte OHG gehört, sollen insgesamt fünf Wohnungen für geflüchtete Familien entstehen, die er der Stadt Schmallenberg dann vermietet. Während der Bürgerfragestunde präsentiert er ein vollständiges Konzept - und genaue Vorgaben von Vermieterseite.
Was in der Jugendherberge entstehen soll
Die Jugendherberge, so Ralf Blümer, eigne sich perfekt zur Unterbringung von Flüchtlingen: Die Zufahrt sei bereits versiegelt, die umliegenden Grünflächen mit dem alten Baumbestand eignen sich perfekt zum Aufenthalt, zum Spielen, aber auch zur Anlage eines eigenen Nutzgartens - Möglichkeiten, die den Geflüchteten rund um die Tiny Houses nicht in der Form gegeben wären. „Wenn wir die Flüchtlinge dort unterbringen, müssten wir keine neuen Flächen versiegeln - das ist eine deutlich nachhaltigere Variante“, plädiert der Geschäftsmann vor dem Stadtrat.
Ralf Blümers Plan: Im Westflügel der Jugendherberge sollen fünf eigenständige Wohneinheiten entstehen, drei im Erdgeschoss und zwei im ersten Obergeschoss. Sie sollen jeweils aus zwei bis drei Schlafräumen bestehen, einer großen Wohnküche und eigenen Badezimmern. „Die Wohnflächen bewegen sich zwischen 62 und 72 Quadratmetern, deutlich mehr als die geplanten Tiny Houses bieten könnten“, so Ralf Blümer.
Um das umsetzen zu können, müssten einige neue Wände gezogen, andere Wände abgerissen werden - außerdem muss der Westflügel aus Brandschutzgründen von den anderen Flügeln getrennt werden. Ein Brandschutzgutachten liegt mittlerweile vor: Die Bausubstanz ist gut, an Decken und Wänden muss nichts getan werden; einige Fenster und Türen müssten erneuert werden. Außerdem soll der Innenbereich, so Blümer, einen neuen Anstrich bekommen. Auch die Elektro- und Sanitäranlagen hat er prüfen lassen - auch hier ergeben sich nur wenige Baumaßnahmen. Die gesamten Investitionen sollen durch die Handweiser Hütte OHG übernommen werden.
„Wenn wir die Zusage zur Miete haben, können die nötigen Bauarbeiten in zehn bis zwölf Wochen abgeschlossen sein.“
Welche Bedingungen Ralf Blümer stellt
Die Vermietung der Jugendherberge soll aber auch an bestimmte Bedingungen geknüpft sein. „Wir wollen die Jugendherberge zu den gleichen Bedingungen vermieten, wie die Tiny Houses bewohnt werden dürfen“, macht Ralf Blümer klar. Das heißt: Erstmal würde der Mietvertrag für drei Jahre geschlossen, mit der einmaligen Option auf Verlängerung um weitere drei Jahre. Spätestens aber 2030 würde der Mietvertrag auslaufen.
Sollte einer Nutzung der Jugendherberge als Flüchtlingsunterkunft zugestimmt werden, fordert Ralf Blümer allerdings, dass auf der Fläche neben dem Neubaugebiet keine weiteren Flüchtlingsunterkünfte entstehen. Eventuell könnte man sogar über einen Kauf der Fläche durch die Handweiser Hütte OHG sprechen, so Blümer.
Aber auch an der Jugendherberge möchte er weiter arbeiten. „Parallel zur Unterbringung der Geflüchteten möchten wir ein Bebauungsplanverfahren angehen, um in Abstimmung mit Politik und Verwaltung die zukünftige Entwicklung der Flächen rund um die ehemalige Jugendherberge zu planen“, sagt Ralf Blümer - er sei positiv gestimmt, dass das funktioniere, das habe es bei seinen bisherigen Projekten schließlich auch immer.
Einen Preisvorschlag zur Miethöhe erarbeite derzeit sein Steuerberater, so Blümer weiter - diesen werde er mit den Kostenvoranschlägen für die Investitionen so bald wie möglich nachreichen. Eins macht er aber schonmal deutlich: „Die Mieten werden günstiger sein als der Kauf der Tiny Houses.“
Wie der Bürgermeister reagiert
Dieses Konzept hatte Ralf Blümer auch schon dem Bürgermeister Burkhard König bei einem Besuch in der Jugendherberge vorgestellt, der am Mittwoch vor der Ratssitzung stattfand. Die beiden nennen es ein „konstruktives Gespräch“, der Bürgermeister sagte im Rat, man könnte sich „das Ganze mal ansehen“. Das Problem: Ohne die Kalkulation der Mietpreise könne man derzeit nicht weitermachen.
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Trotz des Angebots von Ralf Blümer hält die Stadtverwaltung weiter an dem Ratsbeschluss über die Tiny Houses fest: Derzeit liefen die Genehmigungsverfahren, in der nächsten Woche ende die Ausschreibung und die Angebote würden bekannt gemacht. „An die Ausschreibung ist die Stadt gebunden, sie kann nicht einfach aufgehoben werden“, so Bürgermeister König.
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