Hagen. Schauspieler und Autor Sabin Tambrea liest aus seinem Buch „Vaterländer“ dort, wo alles begann: im Theater Hagen. Ein Abend voller Emotionen.
Das Licht geht aus. Dunkelheit legt sich über das Publikum und den Saal, die Gespräche verstummen. Das Theater Hagen: ausverkauft. Leise, zaghafte Töne der Klaviermusik heben die Stille auf und erschaffen eine innige Atmosphäre.
Sabin Tambrea betritt die Bühne. Die Zuschauer kennen den Schauspieler und Autoren wohl eher aus dem Fernsehen durch Rollen in Filmen und Serien wie „Babylon Berlin“, „Ku´damm“ oder als Kafka in „Die Herrlichkeit des Lebens“. An diesem Samstagabend aber steht der wohl „talentierteste und meistbeschäftigste Schauspieler jüngerer Generation“, wie das Theater Hagen den Schauspieler und Autoren beschreibt, vor ihnen auf der Bühne, auf der seine Karriere in den 90er Jahren begann.
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Die harte Realität
Abrupt versetzt Samin Tambrea seine Zuhörer in die harte Realität der Charaktere seines zweiten Buches „Vaterländer“. Seine deutliche Stimme erfüllt den Raum, emotional und berührend, die Zuhörer an das ergreifende Schicksal seiner rumänisch-ungarischen Familie fesselnd. Das Schicksal einer Familie, die - gezeichnet durch die Ungerechtigkeit des Unterdrückungsregimes in Rumänien nach dem zweiten Weltkrieg - Ohnmacht erlebt und einem Neuanfang in einem fremden Land sucht.
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Die Geschichte einer Familie, erzählt aus drei Perspektiven: aus der seines Vaters Bela, seines Großvaters Horea und aus seiner eigenen.
Abend der Emotionen
Es ist der Beginn eines Abends, der den Theatersaal mit Emotionen füllen wird, und anders als üblich scheinen die Emotionen auf der Bühne dieses Mal nicht gespielt zu sein.
Mit klarer Stimme liest Tambrea ausgewählte Passagen aus dem Buch vor. Als Autor und Schauspieler weiß er genau, wie das Geschriebene vorgetragen werden muss, um das Publikum direkt zu fesseln.
+++ Hier geht es direkt zum Podcast von Radio Hagen mit Sabin Tambrea +++
Schicksal wird greifbar
Passagen, die das Schicksal, die erdrückende Ohnmacht der Charaktere gerade zu greifbar machen, wechseln sich mit humoristischen Erzählungen ab, die das Publikum zum Lachen bringen.
Edvardas Armonas am Cello, Yannik van de Velde am Klavier und Alina Armonas Tambrea – die das Publikum nicht nur als Musikerin an der Geige, sondern auch als die große Schwester Sabins kennen lernen – spiegeln den Ritt der Gefühle zwischen den Passagen mit Werken von Felix Mendelson, Johannes Brahms und Dimitri Schostakowitsch auf eindrucksvolle Art und Weise wider.
Besondere Textpassage für Hagen
Für den besonderen Auftritt in Hagen hat sich der Autor eine ganz besondere Textpassage herausgesucht. Sie spielt genau dort, an der Stelle, wo sie vorgetragen wird, an dem Ort, an dem die künstlerische Karriere des Autors begann. „Hier zu stehen bedeutet mir so viel, dass ich es gar nicht in Worte fassen könnte, ohne in Tränen auszubrechen“.
„Es ist unglaublich wieder hier auf der Bühne zu stehen. Hagen ist Heimat geworden, es ist Teil meiner Identität, sowohl meiner künstlerischen als auch privaten.“
Ihm sei sofort klar gewesen, dass die Buchvorstellung auch in Hagen stattfinden müsse, an dem Ort, an dem er seine Leidenschaft entdeckt habe, dort, wo er Schauspieler und Regisseur Werner Hahn kennengelernt hatte, der die Initialzündung für seine Karriere gegeben hatte, erklärt Sabin Tambrea. „Es ist unglaublich wieder hier auf der Bühne zu stehen“, beschreibt der Schauspieler das Gefühl wieder in Hagen vor Publikum aufzutreten. „Hagen ist Heimat geworden, es ist Teil meiner Identität, sowohl meiner künstlerischen als auch privaten.“
Mit der Familie auf der Bühne
Zum Schluss steht die ganze Familie gemeinsam auf der Bühne. Die letzten Zeilen liest Sabin Tambrea Hand in Hand mit seinen Eltern vor, Tränen sind kaum noch zurückzuhalten.
Und auch das Publikum ist begeistert, die anhaltenden Standing-Ovations bringen dies nur zum Teil zum Ausdruck.
Publikum begeistern
„Wirklich toll. So ergreifend, ein gelungener Abend“, beschreibt Ulla Ziemba-Minkievicz und ehemalige Kostümbildnerin des Theaters die Darbietung. Sabin Tambrea kennt sie schon seit Kindertagen. „Er hat einfach diese besondere Verbindung zum Haus, und das spürt man einfach“, führt sie weiter aus.
„Genial“, beschreibt es Jochen Jandek, der gerade eine signierte Ausgabe des Romans verstaut. „Ich musste selber schlucken“, gesteht er und lobt das Zusammenspiel zwischen Text und Musik.
Ein Abend, der die Lust zum Lesen erweckt.