Hagen. Ein Projekt der Caritas bringt in Hagen Generationen zusammen. Was Kita-Kinder im Altenheim und Senioren im Kindergarten erleben.

Eva Erichsen und Theologia trennen 85 Jahre. Bei Erika Meißborn und Clara sind es 75 Jahre. Und trotzdem gibt es da sofort diese Vertrautheit, diese besondere Begegnung zwischen den Mädchen aus der Kindertagesstätte und den beiden Damen aus dem Seniorenheim.

Und genau um diese Begegnungen geht es bei „Hand in Händchen“, einem intergenerativen Projekt des Caritasverbandes Hagen. Im Rahmen der „In Führung gehen“-Fortbildung ist Annika Schmedding die Idee zu dem Projekt gekommen: „Wir haben schon oft den Gedanken gehabt, dass unsere Kindertagesstätte mit einem unserer Pflegeheime etwas Gemeinsames auf die Beine stellen könnte. Aber im Alltag fehlten uns oft die Zeit und das Personal. Mit dieser Fortbildung gab es jetzt die Möglichkeit dazu“, so Annika Schmedding, Leiterin der Caritas-Einrichtung St. Paula.

Kinder und Senioren profitieren

Sofort begeistert von der Idee ist auch Ramona Schmitt, Leiterin des Caritas-Pflegeheims St. Franziskus. Sowohl die Kinder als auch die Senioren würden gegenseitig voneinander profitieren, weiß Ramona Schmitt: „Wir begrüßen die Idee total, die Verbindung zu den Senioren wird als etwas ,normales‘ erlebt und trägt dazu bei, dass die Kinder, die Senioren und Seniorinnen nicht nur am Rande der Gesellschaft wahrnehmen.“

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Haben gemeinsam Spaß: Die Kita-Kinder der Kindertagesstätte St. Paula in Hagen und die Bewohner des Pflegeheims St. Franziskus der Caritas. © Caritas Hagen | Caritas Hagen

„Die Kinder machen es einem so einfach. Es ist so schön zu sehen, wie frei sie sind und wie losgelöst sie handeln.“

Erika Meißborn
Bewohnerin des Pflegeheims St. Franziskus

Etwas skeptisch sind die Kinder beim Betreten des St.-Franziskus-Pflegeheims an der Lützowstraße, aber schon nach wenigen Minuten ist das Eis zwischen den Seniorinnen und den Kindern gebrochen. Schnell freuen sich alle auf die gemeinsamen Stunden und die Abwechslung. „Die Kinder machen es einem so einfach. Es ist so schön zu sehen, wie frei sie sind und wie losgelöst sie handeln“, sagt die 81-jährige Erika Meißborn.

Ein Grund zur Freude

Ein Ziel des Projektes sei es, die älteren Männer und Frauen wieder in Aktion zu bringen und ihnen etwas zu bieten, worauf sie sich freuen, erklärt Annika Schmedding. „Wir haben auch einige Kinder in unserer Einrichtung, die keine Großeltern in Deutschland haben. Durch den Besuch im Pflegeheim haben sie die Möglichkeit, Kontakt mit älteren Menschen zu bekommen und mögliche Hemmschwellen abzubauen.“ Es werden gemeinsam Spiele gespielt, Lieder gesungen und zusammen Pizza gegessen.

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Hand in Hand unterwegs: Kinder und Senioren bei einem Projekt der Caritas Hagen. © Caritas Hagen | Caritas Hagen

Der besondere Höhepunkt ist ein digitaler Aktivitätstisch. Bei interaktiven Spiele, lernen und lachen Kinder sowie Senioren gemeinsam, und schnell wird allen klar, dass das Alter kein Hindernis für gemeinsame Interessen ist. „Mir gefällt es hier so gut, ich würde auch gerne hier wohnen“, sagt die fünfjährige Theologia nach ihrem Besuch.

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Gegenbesuch in der Kita

Nur wenige Tage später machen sich vier Seniorinnen mit dem Bus und in Begleitung von Gabriele Hannah vom Sozialen Dienst auf den Weg Richtung Kita St. Paula an der Voswinckelstraße. Bei diesem Treffen gibt es keine Scheu oder anfängliche Skepsis mehr. Wortwörtlich „Hand in Händchen“ führen die Kinder die Seniorinnen in die kleine Turnhalle. Gemeinsam schneiden sie Erdbeeren, um anschließend Marmelade zu kochen.

„Es ist schon eine tolle Abwechslung für mich, die Kinder zu beobachten.“

Eva Erichsen
Bewohnerin Pflegeheim St. Franzuskus

„Ich habe mich sehr gefreut, dass ich bei diesem Projekt dabei sein kann. Es ist schon eine tolle Abwechslung für mich, die Kinder zu beobachten“, sagt Eva Erichsen. Die 90-Jährige lebt seit drei Jahren in der Caritas-Einrichtung an der Lützowstraße. Die Leichtigkeit der Kinder sei ansteckend und wecke gleichzeitig die Erinnerungen an die eigenen Kinder oder andere Momente im Leben: „Ich habe mein Leben lang als Krankenschwester im Allgemeinen Krankenhaus gearbeitet und da auch immer viel mit kleinen Kindern zu tun gehabt“, erinnert sich Erika Meißborn. Sie habe immer gern Kinder um sich gehabt.

Zusammen im Kita-Garten

Während die Erdbeermarmelade in den selbst gestalteten Gläsern noch einen Moment abkühlt, zeigen die Kita-Kinder den Seniorinnen stolz ihren Außenbereich und die Hochbeete. Gemeinsam überlegen sie, was dort alles blüht und wächst. Clara hat Erika dabei immer fest an der Hand. Die Kinder schieben Bänke und Sandspielzeug zur Seite, damit keine der Damen stolpert. „Möchten Sie noch etwas trinken“, fragt Clara Eva Erichsen und reicht ihr den gelben Plastikbecher mit Mineralwasser.

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„Bei dem Projekt geht es auch darum, das Verständnis für die unterschiedlichen Generationen zu stärken. Wir haben den Kindern vorher erklärt, dass die Damen teilweise einen Rollator als Unterstützung benötigen und auch mal Hilfe brauchen“, berichtet Annika Schmedding. „Ich habe außerdem im Vorfeld mit den Kindern das Thema erarbeitet. Was ist eigentlich ein Seniorenheim? Was benötigen Senioren im Alltag? Mobilität, Versorgung und andere Themen - die Kinder waren Feuer und Flamme. Sie haben sich sofort auf diese Situationen eingestellt und alles auf ihre Art und Weise umgesetzt“, berichtet Carla Flüs, Mitarbeiterin der Kindertagesstätte St. Paula.

Weitere Besuche sollen folgen

Nach zwei Projekttagen ziehen die Einrichtungsleiterinnen Ramona Schmitt und Annika Schmedding mit ihren Kolleginnen eine positive Bilanz: „Wir sind total begeistert, wie schön diese Begegnung für alle Beteiligten war. Damit haben wir überhaupt nicht gerechnet.“ Für alle steht fest, dass es nicht nur bei diesen zwei Tagen bleiben soll: „Wir können uns vorstellen, dass wir uns unter anderem an Feiertagen besuchen oder zu besonderen Anlässen.“