Elsey. Fast ein Vierteljahrhundert hat „Milka“ die Hagener mit Currywurst und Gyros versorgt. Zum Jahresende ist Schluss - doch die Nachfolge steht
Sie schmeckt leicht tomatig, die Soße über der Bratwurst, doch die genauen Zutaten sind ein Geheimnis. Die Rede ist von der „alten Soße“, die Milka Grdur seit mehr als zwei Jahrzehnten in ihrem Euro-Grill zubereitet und schon von Vorgängern und Vor-Vorgängern an diesem Imbiss-Standort in Elsey zubereitet wurde. Auch Milka Grdur wird das Rezept bald weitergeben, denn zum Ende dieses Jahres 2024 räumt sie den Grill.
Treue Kundschaft
Für die 67-Jährige ein Abschied, den sie mit ihrem fortgeschrittenen Alter begründet, der ihr aber dennoch nicht leicht fällt. „Es war immer eine schöne Zeit und mit den Kunden zu sprechen, das hat mir Freude bereitet“, betont Milka Grdur, die alle nur als „Milka“ kennen. Sie bedankt sich für die Treue ihrer Kunden, die zum Teil schon viele Jahre die ehrliche Imbiss-Küche um Currywurst, Pommes und Schnitzel („Diese Klassiker waren die beliebtesten Gerichte der Elseyer“) im Euro-Grill unterstützen.
In Fabrik gearbeitet
Heute kaum vorstellbar, dass ein Urgestein wie „Milka“ einst als Neuling eher zufällig in die Elseyer Gastroszene rutschte. Am 2. Januar 2002, vor fast 23 Jahren, übernahm die gebürtige Kroatin den Imbiss an der Möllerstraße. Zuvor hatte sie nicht weit entfernt für die traditionsreiche Elseyer Elektro- und Gas-Armaturen-Fabrik (EGA) gearbeitet, die knapp vor den 2000er-Jahren insolvent ging. „Ich hatte keine Ahnung von Gastronomie“, sagt sie und lacht. Ihr Mann erfuhr, dass der Imbiss unter ihrer Wohnung frei wird - und brachte seine Frau für die Nachfolge ins Spiel.
Familie Grdur und der Euro-Grill - das sollte sich als eine erfolgreiche Kombination herausstellen, die fast ein Vierteljahrhundert in Elsey bestand hatte. Vieles habe sich in den vergangenen Jahren rund um den Grill an der Möllerstraße verändert, erinnert sich Grdur zurück. „Früher war neben unserem Grill noch eine Bäckerei“, erzählt die 67-Jährige, „und wo heute der Center Shop ist, da war mal ein Rewe.“
Kaum Freizeit
Der Imbiss war eine Konstante, dank Familie Grdur und ihren Mitarbeitern. „Wir haben immer viel gearbeitet.“ In den aktivsten Jahren hatte der Euro-Grill fast täglich bis 22 Uhr geöffnet, berichtet sie. Urlaubstage kann sie an einer Hand abzählen. Im Imbissbetrieb packten auch ihre zwei Kinder mit an. Zuletzt blickte die Familie Grdur allerdings auf schwierige Jahre zurück.
In der Corona-Pandemie stellten sie auf Außer-Haus-Verkauf um, wie viele andere Gastronomien auch, um trotz Kontaktsperren noch Geld verdienen zu können. In dieser Zeit erkrankte auch ihr Mann. Er verstarb vor drei Jahren. Bis heute blieb der Außer-Haus-Verkauf im Euro-Grill bestehen.
„Sie war immer für mich da, auch in den schwierigen Zeiten.“
Als wichtige Stütze im Betrieb in den vergangenen Jahren erwies sich Mitarbeiterin Aneta Ciszewska. „Sie war immer für mich da, auch in den schwierigen Zeiten“, sagt Milka. In der treuen Mitarbeiterin fand sie eine für sie ideale Nachfolgerin. Zum Jahresanfang 2025 wird Aneta Ciszewska den Euro-Grill übernehmen.
Was sich nach dem Wechsel künftig im Euro-Grill ändert? Nicht viel. Die Öffnungszeiten bleiben gleich, nur Preise werde sie zum Teil erhöhen müssen, mit Blick auf die allgemein gestiegenen Kosten, sagt sie. Dafür wird es künftig nicht mehr nur Außer-Haus-Verkauf geben. Gäste sollen wieder wie früher Platz nehmen können im Imbiss, um dort ihre Currywurst und ihr Gyros zu essen. „Im Sommer werden wir auch Tische draußen vor dem Imbiss aufbauen.“
„Alte Soße“ weiter im Angebot
Und was wird Milka Grdur künftig machen? Sie bleibe über dem Imbiss wohnen, sagt sie, und wird anfangs auch ihre Nachfolgerin noch im Betrieb unterstützen. Darüber hinaus will sie ihren Ruhestand genießen und mehr Zeit mit ihren Enkelkindern verbringen.