Hagen. 90-prozentiger Rückenwind für Richterin mit klarer Agenda. Parteichef Rehbein setzt auf Stärkung des Hagener Wirtschaftsstandortes.
Jetzt also auch ganz offiziell: Tijen Ataoğlu tritt bei der Bundestagswahl am 23. Februar für den Wahlkreises 137 (Hagen/Ennepe-Ruhr-Kreis I) für die CDU an. Die Delegierten beider CDU-Kreisverbände wählten die 35-jährige Richterin am Wochenende im Arcadeon mit mehr als 90 Prozent der Stimmen. Ihr Wahlkreis umfasst das Gebiet von Hagen, Schwelm, Ennepetal, Gevelsberg und Breckerfeld.
Zuversichtlich, so die Selbsteinschätzung der Union in einer Mitteilung, stimmte Ataoğlu ihre Parteifreunde auf einen kurzen und wichtigen Wahlkampf ein, der aus ihrer Sicht ganz unter der Überschrift „Gerechtigkeit“ stehe: „Normale Menschen müssen sich ein normales Leben leisten können. Wer hart und fleißig arbeitet, muss mehr in der Tasche haben als der, der nicht arbeitet“, so ihr Credo. Dazu gehört für Tijen Ataoğlu aus eigenen Lebenserfahrung auch das CDU-Versprechen des Aufstiegs durch Bildung: „Gerecht ist, wenn jedes Kind die gleichen Bildungschancen hat – unabhängig vom Elternhaus, dem Geldbeutel oder dem Familiennamen.“ Deshalb, so Ataoğlu, müsse die Bildung der Kinder von Kindergarten und Schule bis Beruf höchste Priorität haben.
Plädoyer für mehr Gerechtigkeit
Aus ihrer beruflichen Erfahrung als Richterin plädierte sie zudem dafür, Gerechtigkeit künftig konsequenter durchzusetzen: Für sie sei es deshalb nur gerecht, „wenn Kriminelle im Gefängnis sitzen und nicht mit Luxuskarossen durch unsere Innenstädte fahren“, „wenn Menschen, die unseren Staat betrügen, zur Verantwortung gezogen werden“ und „wenn kriminelle Clans konsequent bekämpft werden“. Entsprechend sprach sich Ataoğlu für starke Sicherheitsbehörden mit weitreichenden Befugnissen und bester Ausstattung aus.
Für Deutschland sieht die Kandidatin einen ausgeprägten Wunsch nach Verlässlichkeit: „Die Menschen in Deutschland sehnen sich nach einer stabilen und handlungsfähigen Regierung. Genau da kommen wir als CDU ins Spiel. Wir müssen jetzt Verantwortung für unser Land übernehmen. Das war immer schon die Stärke der CDU“, erinnerte sie an starke CDU-Kanzlerschaften unter Adenauer, Kohl und Merkel. Friedrich Merz habe das Zeug, „unser Land durch die aktuelle Krise zu einem wieder wettbewerbsfähigen und respektierten Deutschland zu lenken“, präsentierte sie sich schon voll im Wahlkampfmodus.
Rehbein setzt auf starke Unternehmen
Beim sich nahtlos anschließenden CDU-Kreisparteitag nutzte der Hagener Parteivorsitzende und designierte Oberbürgermeister-Kandidat Dennis Rehbein die Chance, die so zentrale Rolle der Wirtschaft in den Mittelpunkt seiner Rede zu stellen, um den Standort Hagen wieder zukunftsfähig zu machen: „Das produzierende Gewerbe und die Industrie sind wesentliche Faktoren für unsere Stadt. Viele Beschäftigte sind in diesen Bereichen tätig“, verdeutlichte Rehbein. Deshalb brauche es „mehr Gewerbeflächen und ein entsprechendes Flächenmanagement, eine stärkere Wirtschaftsförderung und mehr Initiative, um neue Unternehmen anzuziehen und bestehende Betriebe zu stärken.“ Notwendig sei, alle Standortfaktoren zu optimieren, insbesondere bei Verkehr und Energieversorgung. Nur so könne Hagen wieder Finanzkraft aufbauen. Dazu will Rehbein weiter penetrant bei Bundes- und Landesregierung die überfällige Altschuldenlösung einfordern.
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Von herausragender Bedeutung sei es laut Rehbein auch, das gesellschaftliche Klima wieder ins Lot zu bringen: „Gerade in einer Zeit, in der populistische Tendenzen und einfache Lösungen oft lauter und vermeintlich leichter zu sein scheinen, ist es wichtiger denn je, dass wir als CDU uns nicht von den schnellen, aber leeren Antworten verlocken lassen. Wir müssen an unseren Prinzipien festhalten, die großen Fragen anpacken, und aufrichtig mit den Menschen in Hagen kommunizieren.“
Grundlage dieser Kommunikation sei auch eine gemeinsame Sprache und ein gemeinsames Verständnis von Zusammenleben: „Integration und Migration müssen wir glaubwürdig gestalten, damit sowohl soziale Gerechtigkeit als auch klare Spielregeln gewährleistet sind“, so Rehbein mit Blick auf die konkrete Situation in Hagen. Diese Aufgaben wolle die CDU mit Mut und Entschlossenheit angehen, weil sich die Stadt hier ebenso wenig Stillstand leisten dürfe, wie bei der dringend notwendigen Digitalisierung von Verwaltungsdienstleistungen.
Auf der Tagesordnung des Parteitags stand auch die Nachwahl eines Schatzmeisters. Amtsinhaber Christian Nienhaus, der seinen Lebensmittelpunkt vollständig nach Süddeutschland verlegt hat, machte den Weg frei für Ex-Kämmerer Christoph Gerbersmann.