Hagen. Die Richterin Tijen Ataoğlu (35) will im Herbst 2025 dem Bundestagsabgeordneten Timo Schisanowski das Direktmandat wieder abluchsen.
Mit einer Volljuristin, die als Richterin auf Lebenszeit am Landgericht Hagen angestellt ist, zurzeit jedoch an der Spitze der CDU-Landtagsfraktion in Düsseldorf agiert, wird die heimische CDU als Spitzenkandidatin in den Bundestagswahlkampf 2025 ziehen: Tijen Ataoğlu tritt somit gegen Timo Schisanowski (SPD) an, der zuletzt das Direktmandat für den Wahlkreis Hagen/Ennepe-Ruhr I eroberte.
Die 35-Jährige wurde am Mittwochabend in der Kreisvorstandssitzung in einer Stichwahl mit klarer Mehrheit nominiert. Mit 7:3 Stimmen konnte sich die eloquente Kandidatin bei einer Enthaltung gegen Darlyn Buchwitz (27) durchsetzen, die im Ortsverband Emst/Eppenhausen politisch beheimatet ist.
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CDU-Parteichef Dennis Rehbein, der im kommenden Jahr selbst bei der Kommunalwahl für das Amt des Hagener Oberbürgermeisters kandidiert, zeigte sich im Gespräch mit der Stadtredaktion erleichtert, dass es damit gelungen sei, für diese wichtige Personalie im bevorstehenden Wahljahr die Weichen zu stellen: „Tijen Ataoğlus Vita hat mich wirklich überzeugt. Diese Kandidatin ist in meinen Augen ein Vorzeigebeispiel für gelungene Integration.“
Bereits 1963 fand der Großvater der CDU-Politikerin den Weg ganz klassisch als Gastarbeiter nach Deutschland, etablierte sich schnell, heiratete eine deutsche Frau und gründete hier eine Familie. „Sie ist somit eine Zuwanderin in dritter Generation, in einem Umfeld mit deutschen Werten in einem katholisch geprägten Umfeld aufgewachsen, ist aber selbst konfessionslos“, lässt Rehbein keinen Zweifel, dass Tijen Ataoğlu ideal die Sozialstrukturen und Interessen von Hagen auf dem Berliner Parkett vertreten kann.
An der Schaltstelle im Landtag
Aktuell agiert Tijen Ataoğlu als Büroleiterin von CDU-Landtagsfraktionschef Thorsten Schick und füllt somit die zentrale Scharnierfunktion zwischen Landesregierung und Landtagsfraktion aus. Die ledige Juristin stammt ursprünglich aus Wipperfürth im Bergischen Land, wohnt aufgrund ihrer beruflichen Aufgaben zurzeit jedoch in der Landeshauptstadt: „Nachdem ich von 2010 bis 2015 Rechtswissenschaften an den Universitäten in Köln und Istanbul studiert habe, schloss ich 2016 mit dem Master of Laws im Wirtschaftsrecht ab. Mein Referendariat führte mich vom Oberlandesgerichtsbezirk Köln über den NRW-Landtag bis zum Auswärtigen Amt und zur deutschen Botschaft in Washington.“
Seit 2019 agiert sie am Landgericht Hagen und ist zugleich Doktorandin der Rechtswissenschaften an der Uni Köln auf dem Gebiet des Verfassungsrechts.
„Als Partei des Rechtsstaates und der inneren Sicherheit liegt uns als CDU, und insbesondere mir als Richterin, die Sicherheit unserer Bürgerinnen und Bürger besonders am Herzen“, skizziert Tijen Ataoğlu ihren politischen Fokus und spricht sich für eine Stärkung der Polizei- und Sicherheitsbehörden mit weitreichenden Befugnissen und optimaler Ausstattung aus. „Rechtsstaatlichkeit darf nicht nur ein Lippenbekenntnis sein. Wir müssen unsere Justiz personell und technisch stärken, damit Strafen auf dem Fuß folgen.“ Weitere Akzente möchte sie auf den politischen Terrains von Wirtschaft und Bildung setzen.
Enge Abstimmung mit EN-Kreis
Vor der Nominierung am Mittwochabend hatte der Hagener Parteichef Rehbein bereits im engen Austausch mit den CDU-Verbänden in Breckerfeld, Ennepetal, Gevelsberg und Schwelm das facettenreiche Bewerberfeld der Kandidaten erörtert. Dabei war neben der Hildegardis-Schülerin Darlyn Buchwitz, die nach einem Studium der Politikwissenschaften sich zurzeit in Brüssel im Europäischen Parlament im Team des ehemaligen niedersächsischen CDU-Ministerpräsidenten David McAllister engagiert, auch noch ein Jurist im Rennen, den NRW-CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak den Hagenern angedient hatte.
Doch dieser fiel bei den EN-Unionisten gleich durchs Raster, sodass die Hagener mit ihrem Vorschlagsrecht sich jetzt lediglich noch zwischen zwei Kandidatinnen entscheiden mussten. Die offizielle Kandidatinnen-Kür von Tijen Ataoğlu erfolgt dann im Dezember im Rahmen einer CDU-Vertreterversammlung – diesmal gemeinsam mit den Parteifreunden aus dem EN-Kreis.