Hagen. Die Nullzinsphase ist längst vorbei. In Hagen werden bald drei neue Baugebiete erschlossen. Der Traum vom Eigenheim ist aber teuer.

Die Hagener Erschließungs- und Entwicklungsgesellschaft (HEG) wird im kommenden Jahr drei neue Baugebiete in der Stadt ausweisen. „Alles in allem können wir auf diesen Flächen weit über 100 Baugrundstücke zur Verfügung stellen“, freut sich HEG-Geschäftsführer Hans-Joachim Bihs.

Seit dem Ende der Null-Zins-Phase im Jahr 2022 ist die Zahl der Bauwilligen in Hagen merklich gesunken. Im Jahrzehnt davor war die Warteliste endlos lang, viele Familien wollten die günstigen Konditionen zum Bau eines Eigenheimes nutzen, doch die meisten Wünschen blieben unerfüllt, weil es nicht genug bebaubare Flächen gab. Nachdem die Zinsen wieder stiegen, flaute das Interesse merklich ab. „Es ist natürlich mittlerweile viel schwieriger, ein Haus zu finanzieren als vor fünf Jahren“, so Bihs.

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Ein Beispiel: Wer sich in dem kleinen Baugebiet an der Buschstraße, wo die Vermarktung vor zwei Wochen begonnen hat, den Traum vom Einfamilienhaus erfüllen will, muss allein 150.000 Euro für den Erwerb eines Grundstücks aufbringen (der Quadratmeterpreis beträgt 300 Euro, die meisten Parzellen sind rund 500 Quadratmeter groß). Anschließend muss man mindestens 500.000 Euro für den Bau des Hauses veranschlagen. „Wer Sonderwünsche hat oder etwas ausgefallen bauen will, für den wird es noch teurer“, sagt HEG-Prokurist Patrick Bänsch.

Liste von Kriterien für Bauwillige

Bei der Vergabe sollen vor allem Familien zum Zuge kommen, die meisten Grundstücke werden unter sozialen Gesichtspunkten vergeben. Der Hagener Stadtrat hat eine Liste von Kriterien festgelegt, die zwingend beachtet werden müssen. „Punkte gibt es vor allem für Kinder, aber auch pflegebedürftige oder behinderte Personen in einer Familie finden Berücksichtigung“, so HEG-Prokurist Patrick Bänsch. Ein weiterer Faktor sind Pendler: Wer in Hagen arbeitet, aber nicht wohnt, hat ebenfalls gute Chancen auf ein Grundstück.

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Das kleine, aber feine Wohngebiet in bester Lage wird eben unter ganz anderen Bedingungen vermarktet als das noch zu Null-Zins-Zeiten der Fall war. Die enormen Baukosten hätten dazu geführt, dass sich viele Bauwillige die Errichtung eines Eigenheims inzwischen nicht mehr leisten könnten, so Hagens Baudezernent Henning Keune: „Wir haben es sogar erlebt, dass Leute ihre Grundstücke zurückgegeben haben, weil sie sie nicht mehr finanzieren konnten.“

Wald soll nicht geopfert werden

Ein Hausbau ist also heutzutage - nicht zuletzt aufgrund der zahlreichen bürokratischen und politischen Auflagen - schwerer denn je zu realisieren. Die Verantwortlichen der HEG sind denn auch gespannt, wie groß das Interesse der Hagener an den neuen Baugrundstücken sein wird. Diese liegen Im Langen Lohe auf Emst, an der Kuhlenhardt auf dem Kuhlerkamp sowie auf dem ehemaligen Sportplatz am Quambusch in Haspe. Geplant sind sowohl Einfamilien- als auch Doppel- und Mehrfamilienhäuser. „Ich denke, für die nächsten drei Jahre werden wir damit den Bedarf in Hagen abdecken können“, sagt Bihs.

Und was passiert danach? Weitere Erschließungsgebiete seien derzeit nicht in Sicht, sagt Bihs, der sich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen will: „Es ist Aufgabe der Politik, neue Baugebiete auszuweisen.“ Zugleich weist er darauf hin, dass es in Hagen noch viel Altsubstanz gebe, die ersetzt werden müsse: „Viele Häuser sind einfach nicht mehr zeitgemäß.“

Von den riesigen Waldflächen in Hagen einen kleinen Teil für die Erschließung neuer Wohngebiete abzuknapsen, davon hält der Chef der Hagener Erschließungs- und Entwicklungsgesellschaft nicht viel: „So etwas tun wir in Hagen nicht. Die Umwandlung von Wald in Bauland steht bei uns nicht auf der Agenda.“