Hagen-Mitte. Denkmalschutz ist wichtig. Aber diese Entscheidung ist überhaupt nicht nachvollziehbar. Und zwar aus zwei Gründen. Ein Kommentar.
Ich bin Denkmalschutz-Freund. Denkmäler verleihen unserer Stadt Kontext, Identität und Geschichte. Ich kann mich sogar mit dem für viele nicht nachvollziehbaren Gedanken anfreunden, dass man mittel- bis langfristig auch mal erdulden muss, dass Denkmäler vermeintlich vor unseren Augen verrotten und sie niemand betreten kann.
Zeitgeist, technischer oder baulicher Fortschritt oder andere Umstände können zwei, drei, vier Generationen später dafür sorgen, dass es eben doch wieder eine Reaktivierungsperspektive gibt und damit auch der Denkmalwert spürbar bleibt. Insofern werden Denkmalhüter auch dafür bezahlt, unpopuläre Entscheidungen zu treffen und das einfach auszuhalten.
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Aus zwei gründen nicht nachvollziehbar
Aber: den Arbeitsamts-Turm unter Denkmalschutz zu stellen, ist gleich aus zwei Gründen ein Fehler. Nie im Leben fragt in 50 Jahren jemand nach genau diesem Stück Verwaltungsbaukultur der 80er-Jahre in Hagen. Recherchen zeigen, dass die Baukultur der 80er-Jahre aktuell stark in den Fokus von Denkmalhütern und Architekturschaffenden geraten ist. In Frankfurt und Bremen beispielsweise sieht man imposante Bauten dieser Zeit. Kaum eine Dekade soll so viele Bauten geschaffen haben wie diese. Und gerade wegen der enormen Anzahl sollte es geboten sein, eine angemessene Auswahl an Denkmälern zu finden. Der funktionale und in keiner Weise betrachtenswerte Turm in Hagen muss da ignoriert werden.
Die andere Sache ist: Mit den Realitäten, Erfordernissen und Nöten unserer Stadt(weiter)entwicklung hat das gar nichts mehr zu tun. Die Baudezernate sind in den kommenden Jahrzehnten angehalten, die Innenstädte neu zu entwickeln. Mehr Aufenthaltsqualität, raus mit den Autos, mehr Klimaschutz, Öffnung wassernaher Räume. Das Bahnhofsumfeld wird neu geplant, Westside und Fußbereich der Philippshöhe sollen ein neues Quartier werden, Hochbrücke weg, Rampe weg, alles anders.
Und mittendrin leisten wir uns die Ewigkeit eines Büroklotzes aus den 80ern? Wir stellen uns selbst ein Bein.