Hagen. Das Blutbad von Eilpe wird ab Montag vor dem Schwurgericht Hagen verhandelt. Der Angeklagte soll auf mehrere Menschen geschossen haben.
Der 35-Jährige wollte seine Frau und einen vermeintlichen Nebenbuhler töten und richtete ein Blutbad an: Insgesamt 13 Schüsse fielen am 1. Juni in der gemeinsamen Wohnung in der Innenstadt von Hagen, im Hausflur und kurz darauf in einem Friseursalon. Vier Menschen wurden schwer verletzt.
Am Montag beginnt vor dem Schwurgericht der zwölftägige Strafprozess gegen den mutmaßlichen Schützen. Er gilt wegen einer psychischen Störung als erheblich vermindert schuldfähig.
Mann soll Friseursalon ausspioniert haben
Die Ermittlungen hatten ergeben: Schon Wochen vor der Tat soll der Mann mit türkischer Staatsangehörigkeit vor dem Friseursalon an der Eilper Straße gelauert und die Situation im Salon ausspioniert haben. Von draußen beobachtete er zwei Brüder beim Haareschneiden. Einer der beiden, da war er sich sicher, hatte ein außereheliches Verhältnis mit seiner Frau. Deshalb müsse er sterben - und sie auch.
Der Angeklagte, davon geht Staatsanwältin Miriam Polk aus, wollte mit den späteren Schüssen „seinen Besitzanspruch auf die Ehefrau zum Ausdruck bringen“. Die Vorwürfe in der Anklageschrift lauten auf versuchten Mord in zwei Fällen, versuchten Totschlag, schwere und gefährliche Körperverletzung.
Das geschah am 1. Juni
Rückblende auf den Tattag, morgens in der gemeinsamen Wohnung in der Hochstraße: Die Ehefrau bereitet sich mit den Kindern auf einen Moscheebesuch vor. Dabei kommt es zu einem handfesten Streit, als der Angeklagte das Thema „Fremdgehen“ anspricht. Die Eheleute schubsen sich gegenseitig, die Frau stürzt zu Boden.
Diese Situation habe der Angeklagte ausgenutzt, eine Pistole „Savage - 1907“ ergriffen und geschossen, so die Anklage. Um 10.34 Uhr fallen zwei Schüsse. Eine Kugel trifft die Frau direkt an der linken Schläfe in den Kopf und dringt in die Pupille ein. Sie wird auf dem linken Auge dauerhaft blind bleiben.
Der Angeklagte sei dann ohne Schuhe, aber immer noch mit der Pistole in der Hand, in den Hausflur gerannt. Ein Stockwerk höher habe er dann sechs weitere Schüsse auf die geschlossene Wohnungstür eines Nachbarn abgegeben. Von dort aus rannte er auf Socken nach unten, wo sein Mercedes im Hof stand, setzte sich in den Wagen und fuhr los - direkt zum Friseursalon an der Eilper Straße, wo er den vermeintlichen Nebenbuhler vermutete. So lautet der Vorwurf. Die ermittelnde Staatsanwältin ist sich auch sicher, dass der Angeklagte während der Fahrt die Waffe nachgeladen haben muss, um weitere Schüsse abgeben zu können. Denn das Magazin fasst nur zehn Patronen.
Weitere Schüsse vor dem Salon
11.26 Uhr. Vor dem Salon fallen weitere Schüsse, die beiden Brüder flüchten aus dem Herrenbereich in den Salon für die Damen. Der Angeklagte stürmt hinein, schießt weiter. Eine Kugel trifft den vermeintlichen Nebenbuhler in den Brustkorb, dringt in das Zwerchfell und den Dickdarm. Der Schwerverletzte muss von Notärzten versorgt werden. Ebenso sein Bruder, den eine Kugel in den Rücken trifft, eine linke Rippe durchschlägt und im Lungenflügel stecken bleibt. Auch eine völlig unbeteiligte Kundin wird durch einen Bauchschuss lebensgefährlich verletzt.
Soweit die Vorwürfe. Nach der Tat war der Angeklagte mit seinem Mercedes zur Selbecker Straße geflüchtet, hatte das Fahrzeug auf dem Netto-Parkplatz abgestellt und war mit Waffe und Munition verschwunden. Nach einer intensiven Fahndung der Polizei konnte er am nächsten Tag in einem Waldgebiet südlich von Gut Struckenberg von Einsatzkräften festgenommen werden. Eine Spaziergängerin hatte ihn auf Socken erkannt, von hinten fotografiert und den Beamten den entscheidenden Hinweis gegeben.
47 Tage lang saß der von Andreas Trode (Iserlohn) verteidigte Angeklagte zunächst in Untersuchungshaft. Seit vier Monaten ist er in einem psychiatrischen Therapiezentrum untergebracht. Das Urteil soll erst am 27. Januar nächsten Jahres fallen.