Hagen-Haspe. Die Hagener Stadtverwaltung verspricht, die Sanierung der maroden Grundschule in Haspe endlich systematisch angehen zu wollen.
Trotz der zunächst offenkundig verschwundenen 4,25 Millionen Euro für die Sanierung der maroden Friedrich-Harkort-Grundschule am Quambusch in Hagen-Haspe gibt es jetzt eine realistische Perspektive, dass der Bau aus den 70er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts ab dem Jahr 2026 von Grund auf modernisiert werden kann. Oberbürgermeister Erik O. Schulz und sein Verwaltungsvorstand haben in der jüngsten Ratssitzung unmissverständlich signalisiert, dass das überfällige Projekt jetzt tatsächlich mit dem gebotenen Nachdruck angegangen werden solle.
Nachdem kurz vor den Herbstferien anlässlich stärkerer Regenfälle auch noch ein Wassereinbruch dem arg in die Jahre gekommenen Gebäude zugesetzt hatte, bei dem Deckenplatten herabstürzten und in mehreren Räumen Wassereimer das herabtropfende Nass sammelten, machte die SPD-Ratsfraktion die ausstehende Sanierung noch einmal zum Thema. Schließlich hatte zuletzt der Rat bei den Haushaltsberatungen ausdrücklich entschieden, das seit Jahren überfällige Projekt dringend anzugehen. Doch die dafür explizit bereitgestellten Mittel waren aus zunächst unerklärlichen Gründen im Doppeletat 2024/25 nirgendwo auffindbar.
Verwaltung räumt Fehler ein
Um irgendwelchen Verschwörungstheorien entgegenzuwirken, redete Schuldezernentin und Interimskämmerin Martina Soddemann daher im Rat Klartext: „Bei der Haushaltsaufstellung ist ein Fehler passiert.“ Es habe sich um ein Eingabeproblem bei einem neuen System gehandelt: „Das war weder böse Absicht noch die Idee, die Sanierung womöglich gar nicht erst angehen zu wollen.“
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Natürlich habe man innerhalb der Verwaltung die Ressourcen noch einmal hinterfragt und einen Blick auf den bereits vorliegenden Umsetzungsentwurf aus dem Jahr 2019 geworfen. Dessen Architekt sei inzwischen jedoch verstorben und die Realisierung aus dem damaligen Förderprogramm längst herausgefallen. Darüber hinaus habe die Verwaltung bei einem Ortstermin zusammen mit Vertretern der Schulleitung, der Elternschaft sowie der Lokal- und Landespolitik feststellen müssen, dass der Zustand des Gebäudes zuletzt falsch eingeschätzt worden sei. Obwohl die auftauchenden Schäden der vergangenen Jahre immer wieder in Richtung Gebäudewirtschaft offiziell gemeldet wurden, ist es im Rathaus offenkundig bei Knicken, Lochen und Abheften geblieben – jedenfalls klafften zuletzt die Aktenlage und die Realität weit auseinander.
Blick in alle Ecken
Um den Sanierungsstau neu zu bewerten, wird die Stadt jetzt erneut einen Bausachverständigen mit der Aufgabe betrauen, nicht bloß an Dach und Fassade, sondern in sämtlichen Bereichen des Gebäudes den technischen und energetischen Zustand zu bewerten. Der Auftrag soll zu Beginn des kommenden Jahres vergeben werden.
Seit 2010 mahnen die Eltern sämtlicher Grundschulgenerationen mal verbal, mal in Form von Protest-Unterschriften regelmäßig an, dass der Zweckbau bloß noch eine Zumutung sei. Das Spektrum der immer wieder angesprochenen Mängel reicht von defekten Türen, Fenstern, Toiletten und Oberlichtern über fehlendes Glasfasernetz, kaputte Beleuchtung und lose Deckenplatten bis hin zu verrotteten Aluminium-Außenrollos und Schwitzwasser-Pfützen auf den Fußböden. Mal abgesehen von fehlender Gebäudedämmung ziehe es durch die Fensterritzen so heftig, dass die Heizung selbst unter Volllast im Winter kaum eine angemessene Raumtemperatur schaffe, so die Bilanz der Schulfamilie.
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Angesichts dieser Zustände geht auch die Stadt längst davon aus, dass das ursprünglich angedachte Sanierungsbudget von 4,25 Millionen Euro kaum ausreichen dürfte. Bei dem Ortstermin sollen durchaus Beträge von sieben Millionen Euro Plus genannt worden sein – abzuwarten bliebt, was der Gutachter jetzt für konkrete Zahlen liefert. Baudezernent Henning Keune erwartet, dass der entsprechende Bericht noch im ersten Quartal 2025 vorliegt. Dann gilt es abzuwägen, ob eine Sanierung des Hasper Schulgebäudes wirtschaftlich überhaupt noch sinnvoll erscheint oder gar über einen Neubau nachgedacht werden muss.
OB sagt zu: Geld ist da
Oberbürgermeister Schulz machte im Rat noch einmal ausdrücklich deutlich, dass die Mittel für eine derartige Investition auch ohne Förderkulisse durchaus vorhanden seien. Zugleich versicherte er, dass durch den Fehler bei der Haushaltsaufstellung rein gar nichts verhindert oder blockiert worden sei. Daher habe er es auch nicht für notwendig erachtet, die Fraktionen über die Millionen-Panne zu informieren. Ein Verhalten, das bei SPD-Fraktionsvize Werner König erhebliches Befremden auslöste und als Respektlosigkeit gegenüber dem Rat verstanden wurde.
„Ihre Darstellung sprengt mein Vorstellungsvermögen“, zeigte sich Grünen-Ratsfrau Nicole Pfefferer ebenfalls empört, mit welcher Leichtigkeit im Verwaltungsvorstand das Verschwinden eines Millionenbetrages abgewickelt werde: „Schließlich handelt es sich nicht um eine schlichte Schulbuchbestellung, da erwarte ich schon deutlich mehr Aufklärung.“ Schulz betonte, dass eine Wiederholung eines solchen Vorgangs unmöglich sei, weil die Systemumstellung inzwischen abschließend erfolgt wäre. Haspes Bezirksbürgermeister Horst Wisotzki ließ es sich dennoch nicht nehmen, daran zu erinnern, dass durch die Buchungspanne erneut fünf Monate ungenutzt ins Land gegangen wären, in denen die Harkort-Grundschule bereits die volle Aufmerksamkeit der Gebäudewirtschaft und der Bauverwaltung verdient gehabt hätte.
Schulpflegschaftsvorsitzende Bianca Kirchhoff zeigt sich nach dem jüngsten Ortstermin zunächst einmal erleichtert, dass wieder ein konstruktiver Gesprächsfaden aufgenommen worden sei. Gemeinsam mit der Elternschaft hat sie jedoch keine Illusionen: Vor dem Jahr 2026 wird die dreizügige Schule keinen einzigen Handwerker für die überfälligen Sanierungsarbeiten sehen. Und sollte am Ende tatsächlich ein Abriss und Neubau im Raum stehen, was die Schulfamilien angesichts der räumlichen Möglichkeiten des Gebäudes auf keinen Fall favorisiert, wird die Terminfolge noch einmal ganz neu gemischt.