Hagen. In Hagen entsteht in den nächsten Jahren der erste Schnellladepark für Elektrofahrzeuge. Wir verraten, welcher Platz dafür ausgeguckt wurde.
Jetzt soll auch in Hagen der erste High-Power-Schnellladepark (siehe Infobox) für Elektro-Fahrzeuge entstehen. Der Hagener Rat hat in seiner jüngsten Sitzung entschieden, für ein entsprechendes Angebot an der Berchumer Straße das notwendige Bebauungsplanverfahren einzuleiten. Im Fokus steht dabei eine Parkplatzfläche neben dem Pflegeheim Wohlbehagen (ehemalige Frauenklinik). Von dem zurzeit teilweise geschotterten, aber auch asphaltierten Areal in äußerst mäßigem Zustand, werden für die Anlage etwa 1000 Quadratmeter von der überschaubar frequentierten Fläche benötigt, sodass zugleich genügend Stellplätze für sonstige Parker übrig bleiben.
Der ursprüngliche Impuls für das Projekt kommt vom Bundesverkehrsministerium, das bereits im Jahr 2021 eine üppig geförderte Ausschreibung zum Aufbau eines bundesweiten Netzes von Hochleistungsladestationen (High Power Charging/HPC) auf den Weg brachte. Für die Stadt Hagen wurden dabei zwei Suchräume identifiziert, die den Berlinern für Schnellladeparks förderungswürdig erscheinen: einer rund ums Hagener Kreuz, ein weiterer im Hagener Norden entlang der A1.
Das können die Ladestationen
High Power Charging (HPC) ist eine Ladetechnologie, die ultraschnelles Laden von Elektrofahrzeugen ermöglicht. Die Technologie unterscheidet sich in puncto Leistung und Effizienz deutlich von den herkömmlichen Schnellladesäulen.
HPC-Ladestationen bieten Ladeleistungen von 100 bis über 350 kW. Durch diese hohe Leistung können Elektrofahrzeuge in sehr kurzer Zeit aufgeladen werden. Beispielsweise kann ein Fahrzeug an einer HPC-Ladestation mit einem HPC Charger in etwa 15 bis 30 Minuten zu 80 % aufgeladen werden. Traditionelle Schnellladesäulen bieten typischerweise Ladeleistungen von bis zu 50 kW. Dies bedeutet, dass das Aufladen eines Elektrofahrzeugs an diesen Stationen länger dauert, oft sogar Stunden, um eine vollständige Ladung zu erreichen.
Fortschrittliche Kühltechnologien, um die hohen Ströme sicher und effizient zu handhaben, sichern die Funktionsweise der HPC-Ladesäulen. Diese Technologie sorgt dafür, dass die Ladestation und die Batterie des Fahrzeugs nicht überhitzen, was die Lebensdauer der Batterie verlängert und die Sicherheit erhöht. Schnellladesäulen verwenden wiederum oft einfachere Technologien ohne spezielle Kühlung, was bei längeren Ladezeiten zu einer höheren Wärmeentwicklung führen kann.
Aufgrund ihrer hohen Leistung und der damit verbundenen Kosten sind HPC-Ladesäulen meist an stark frequentierten Standorten wie Autobahnraststätten, Verkehrsknotenpunkten und öffentlichen Parkplätzen zu finden. Sie sind ideal für Reisende und gewerbliche E-Flotten, die schnelle Ladezeiten benötigen. Weiter verbreitet sind natürlich Schnellladesäulen, beispielsweise an Einkaufszentren, Parkhäusern oder bei privaten Haushalten. Sie bieten eine gute Lösung für das tägliche Laden über längere Zeiträume.
Keine weißen Flecken auf der Karte
Ziel des sogenannten „Deutschlandnetzes“ des Bundesverkehrsministeriums ist es, eine flächendeckende, bedarfsgerechte und nutzerfreundliche Ladeinfrastruktur zu etablieren und zugleich die weißen Flecken von der Landkarte verschwinden zu lassen. Dafür sind Tausende zusätzliche Schnellladepunkte für E-Autos angedacht. Sie entstehen in Regionen, in Städten und an unbewirtschafteten Autobahn-Rastanlagen. Wenn im Jahr 2026 alle Standorte fertiggestellt sind, finden Autofahrerinnen und Autofahrer deutschlandweit schnell und ohne Umwege die nächste Schnellladesäule, so das Ziel des Ministeriums.
Private Unternehmen bauen zurzeit mehr als 1000 Standorte des Deutschlandnetzes im Auftrag des Bundes. Dabei sollen die Ladeparks stets folgende Kriterien erfüllen: Erreichbarkeit rund um die Uhr, jeder Ladepunkt muss 200 kW Ladeleistung pro Fahrzeug bereitstellen – selbst bei Hochbetrieb, alle Standorte bieten den europäischen Standard mit CCS-Steckern, moderne Displays führen auf Deutsch und Englisch durch den Lade- und Bezahlvorgang und es wird entweder per App, Ladekarte oder kontakt- und bargeldlos direkt vor Ort bezahlt.
Keine Bedenken im Rathaus
Für den Schnellladepark an der Berchumer Straße hat das Konsortium „EWE Go Hochtief Ladepartner GmbH & Co. KG“ den Zuschlag erhalten und verfügt somit über die Chance, die Projekt-Förderung bei den Investitions- und Betriebskosten abzugreifen. Wesentliche Voraussetzung: Das Konsortium muss gegenüber dem Ministerium bis Mai 2025 einen Vertrag über die Nutzung der Fläche nachweisen und im Sommer noch einen Bauantrag zu dem Vorhaben nachschieben. Doch das scheint keine nennenswerte Hürde mehr zu sein, denn nach der Prüfung von einem Dutzend Alternativ-Standorten erfüllt das Areal unweit der Feithstraße und damit in direkter Nähe zum Autobahnkreuz Hagen (A45/A46) alle wesentlichen Kriterien. Die federführenden Fachbereiche der Hagener Verwaltung haben bereits signalisiert, keine grundsätzlichen Bedenken gegen die ausgeguckte Fläche zu haben. Ganz wichtig aus Sicht des Rathauses: Das Konsortium übernimmt jegliche Investitionskosten und Risiken von der Planung, über die Projektierung bis hin zur langfristigen Betriebsführung.
Der Hagener Schnellladepark, so die aktuelle Planung, soll aus zwölf überdachten Ladeplätzen mit einer jeweiligen Mindestleistung von 200 kW bestehen. Zwei der Ladeplätze werden barrierefrei angelegt. Zudem gehören zu dem Angebot eine Toilette, ein Essensautomat und Sitzmöglichkeiten für die Reisenden. Die Planungsverwaltung betont mit Blick auf den Klimaschutz und die eingefädelte Mobilitätswende, dass sie in dem Vorhaben einen Beitrag zum Aufbau eines leistungsstarken, flächendeckenden Ladenetzes sehe.