Hagen. Acht Millionen Deutsche sahen den Olympia-Sensationssieg der 3x3-Basketballerinnen von Coach Samir Suliman. Warum er jetzt in Hagen war.
Noch 32 Sekunden auf der Uhr. Es steht 15:15 im olympischen Finale gegen die Spanierinnen. Sonja Greinacher wird hinter der Zwei-Punkte-Linie alleine gelassen und trifft. 17:15 für Deutschland. Aber Spanien bleibt dran, verkürzt auf 17:16, noch 15 Sekunden. Schrittfehler Deutschland, also noch eine Chance für die Spanierinnen. Ein letzter Wurf, die Schlusssirene ertönt, der Ball landet auf dem Ring und springt tatsächlich wieder raus. Dirk Nowitzki springt von seinem Sitz und reißt die Arme hoch - die deutschen 3x3-Basketballerinnen jubeln und holen sensationell Gold. Mittendrin in der Jubeltraube: der Trainer des Erfolgs, Samir Suliman (50). Nur ein paar Wochen später war der Bundestrainer jetzt beim Herbstcamp der BBA Hagen in der Sporthalle Helfe zu Gast.
Unerwarteter Erfolg und große Resonanz
BBA-Geschäftsführer Kosta Filippou hat Samir Suliman für einen Tag ins Camp lotsen können. Sulimans Besuch war das Highlight für die jungen Basketballerinnen und Basketballer. „Ich hab‘ früher mit Kosta jahrelang 3x3 gespielt“, erzählt der gebürtige Herscheider Suliman. Den Hype um die diesjährigen olympischen Spiele und die spezielle Atmosphäre von Paris hat Suliman gar nicht so sehr wahrgenommen, sagt er im Gespräch mit dieser Zeitung. Man sei im Tunnel gewesen. Der Erfolg des Teams kam für viele unerwartet - auch für die Mannschaft selbst.
Nach der verpassten Qualifikation für Olympia 2020 in Tokio hatten sich die 3x3-Frauen um Marie Reichert, Elisa Mevius, Sonja Greinacher und Svenja Brunckhorst zum Ziel gesetzt, die Favoriten zu ärgern. „Wir haben nicht damit gerechnet, dass wir so eine Welle auslösen in Deutschland“, gibt der Trainer zu. Auf dem Weg ins Finale schlägt Deutschland Basketballnationen wie die USA, Kanada und Gastgeber Frankreich. Acht Millionen Deutsche sehen den Sensationserfolg im Fernsehen. Erst später wird Suliman und seinen Spielerinnen klar, was sie da eigentlich geleistet haben.
Faktoren für den Erfolg
Auf die Frage nach den Gründen für den Olympiasieg betont Suliman, dass es nicht einen einzelnen ausschlaggebenden Faktor gab. „Der Erfolg ist nicht an einem konkreten Hebel festzumachen“, erklärt er. Stattdessen hebt er die herausragenden Leistungen einzelner Spielerinnen hervor: „Als Beispiel gilt da Sonja Greinacher, die über das gesamte Turnier 59 Prozent Zweierquote hat. Da hab ich keine Worte für.“ Für einen einfachen Korb gibt es beim 3x3 nämlich nur einen Punkt, ein Wurf von hinter der Dreipunktelinie gibt also auch nur zwei Punkte. Suliman sieht den Olympiasieg als Teil eines größeren Trends im deutschen Frauenbasketball. „Der deutsche Frauenbasketball ist gerade krass unterwegs. Viertelfinale im Fünf-gegen-fünf, wir holen Gold. Sabally und Fiebich holen Titel“, zählt er auf und geht damit auch auf den WNBA-Titel der deutschen Spielerinnen Nyara Sabally und Leonie Fiebich für die New York Liberty ein.
Suliman, der hauptberuflich als Arzt beim Deutschen Roten Kreuz tätig ist, hofft eines: dass die Erfolge zu einem Aufmerksamkeitsschub führen und mehr Mädchen für den Sport begeistert werden können. Dass es dabei auch im Basketball deutliche Unterschiede zwischen der finanziellen und strukturellen Förderung von Männern und Frauen gibt, ist für den 50-Jährigen nicht entscheidend. „Da trenne ich nicht so hart. Da geht es am Ende um Basketball, wobei wir natürlich auch Förderung brauchen. Da geht es um institutionelle Dinge, die ausgeglichen sind und der Rest ist Arbeit. Und das passiert gerade. Es ist Arbeit, wenn wir Gold holen. Es ist Arbeit, wenn zwei deutsche Spielerinnen den WNBA-Titel holen.“
„Es ist Arbeit, wenn wir Gold holen. Es ist Arbeit, wenn zwei deutsche Spielerinnen den WNBA-Titel holen.“
Großes Potenzial im 3x3
Nicht nur aufgrund der letzten Erfolge blickt der Bundestrainer optimistisch in die Zukunft. „Es ist ganz viel in Bewegung durch den Olympia-Sieg“, sagt er. Mit einem jungen Team sieht er gute Chancen für die kommenden Jahre: „Wir haben noch jüngere Spielerinnen, die bei bester Gesundheit noch lange spielen können. Daher haben wir einen guten Grundstein und wollen uns für Los Angeles qualifizieren.“ Bis dahin hofft Suliman noch viele Kinder vom 3x3-Basketball begeistern zu können. Er sieht in dieser Variante des Sports großes Potenzial. „Die Entscheidungen pro Zeit sind viel höher. 3x3 ist also ein tolles Tool, um Basketballer zu entwickeln“, geht er besonders auf die nur zwölf Sekunden Spielzeit pro Angriff beim 3x3 ein. „Dadurch haben wir auch ein bisschen mehr Drama und es ist spielerischer.“
Und gerade das dürfte den noch recht unbekannten Sport für viele Kinder und Jugendliche interessant machen.
Mehr zum Sport in Hagen
- Deutsche Damen in Hagen: Ticket kaufen und Zeichen setzen!
- Deutsche Basketball-Heldinnen in Hagen gegen Griechenland
- Wie einst Shaquille O‘Neal: Hagener lässt Körbe zerbrechen
- Siegesserie gerissen: Phoenix Hagen verliert in Tübingen
- Regionalliga: BBA bleibt an Spitze, Haspe holt Arbeitssieg
- Kurios: LA Lakers entlassen Murphy nach nur einem Tag