Hagen. Der Kinderzirkus Quamboni in Hagen erhöht ab 2025 seine Beiträge teils drastisch. Unzumutbar? Unchristlich? Nein, findet Yvonne Hinz. Die Gründe:
Ein Ausflug in die Zirkuswelt: Eigentlich ist es nicht verwunderlich, dass Quamboni knapp bei Kasse ist. Schließlich wurde der Kinder- und Jugendzirkus vor fast 40 Jahren vom evangelischen Kirchenkreis Hagen ins Leben gerufen und seitdem auch zu großen Teilen finanziert. Dass mittlerweile aber immer weniger Menschen in die Kirche gehen und immer weniger Kirchensteuer eingenommen wird, ist kein Geheimnis.
Jeder Begünstigte muss Federn lassen
Wenn der Kuchen, der verteilt werden kann, peu à peu schrumpft, muss jeder Begünstigte Federn lassen. Und genau das betont auch der Kirchenkreis, wenn auch in weniger klaren Worten. „Wir haben grundsätzlich weniger Geld zur Verfügung. Bei der Finanzierung müssen wir Anpassungen vornehmen“, sagt Superintendent Henning Waskönig.
Alle verdienen Aufmerksamkeit
Dass das leider notwendige Rasenmäherprinzip in allen Bereichen zum Tragen kommt, finde ich richtig. Natürlich verdienen Kinder und Jugendliche besondere Aufmerksamkeit und Unterstützung. Aber alte Menschen nicht? Oder behinderte Menschen? Oder auf welche Art und Weise auch immer eingeschränkte und gehandicapte Menschen?
Wenn die Quamboni-Geldspritze künftig kleiner wird und infolgedessen die Jahresbeiträge und die Beiträge, die Eltern für das Sommercamp aufbringen müssen, höher ausfallen, ist das nicht angenehm, aber auch nicht der Untergang des Abendlandes. Und es bedeutet auch nicht (wie in einem anonymen Brandbrief behauptet), dass christliche Werte mit Füßen getreten werden.
Auch interessant:
- Quamboni am Limit - drastische Beitragserhöhung
- Warum das Windrad in Breckerfeld immer wieder stillsteht
- Neuer Secondhand-Shop: „Wir sind ein Laden voller Emotionen“
- Neuer Fahrplan: Das ändert sich für Bahn-Reisende in Hagen
- Stadt kassiert grünen Pfeil an Hohenlimburger Ampel wieder ein
- Hagen: Was Juden drei Jahre nach vereiteltem Anschlag bewegt
Die Erhöhung für das Feriencamp gerade in der unteren Einkommensklasse heftig - nämlich um 70 Prozent - anzuheben, klingt dramatisch, doch in Zahlen gesprochen weniger wild. Bislang mussten besagte Familien 50 Euro, im kommenden Jahr 150 Euro berappen. Und Familien, die diese Summe finanziell überfordert, können unbürokratisch (so lautet das Versprechen der Verantwortlichen!) Diakonie-Mittel beantragen.
Betreuung für kleines Geld
Und mal ehrlich: In welcher Ferienfreizeit in Hagen werden Kinder und Jugendliche vollumfänglich betreut (auch über Nacht) und beköstigt? Die Jungen und Mädchen schnuppern Abenteuerluft in der Manage und im Bauwagen - und das ganze zweieinhalb Wochen lang für wirklich kleines Geld. Ich finde, das Angebot klingt (trotz des erhöhte Beitrags) noch immer attraktiv.
Was weniger attraktiv, aber dennoch notwendig erscheint: Quamboni will in Sachen Sponsoring Gas geben, sprich, offensiver potenzielle Geldgeber ansprechen und ihnen adäquate Werbung anbieten. Wenn Firmen oder Gastrobetriebe ihren Namen auf Programmflyern, Plakaten oder Bannern lesen möchten, kommen sie mit Quamboni sicherlich ganz leicht ins Geschäft.