Hagen-Mitte. Der Secondhand-Laden an der Schwenke ist umgezogen und nun zentraler in Hagens City zu finden. Chefin Tina Wagner spricht über Kunden und Preise.

Ein Blick in die Innenstadt: Der Laden ist groß. „Richtig schön groß, über 200 Quadratmeter stehen uns jetzt zur Verfügung“, strahlt Tina Wagner und schaut „durch ihr Reich“. In der Elberfelder Straße 111, in Nähe des Schwenke-Centers, wo der Kleiderladen des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) vorher ansässig war, musste sich das Team mit 100 Quadratmetern behelfen. „Aber unser neuer Standort hier an der Elberfelder Straße 68 ist nicht nur weitläufiger, sondern auch wesentlich zentraler gelegen für unsere Kundinnen und Kunden“, unterstreicht Tina Wagner.

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„Ich begegne jedem Menschen mit Würde und auf Augenhöhe. Und ich weiß den Wert von Kleidung zu schätzen“, unterstreicht Tina Wagner, Abteilungsleiterin im Secondhand-Treff „Sanduhr“. Die Chefin und ihr Team sind erst vor kurzem in die Elberfelder Straße 68 in Hagen umgezogen. © WP | Yvonne Hinz

„Sanduhr“ ist wie ein kleines Kaufhaus

Vor einer Woche hat der neue Secondhand-Laden, der den Namen „Sanduhr“ trägt, eröffnet. „Im Grunde sind wir ein kleines Kaufhaus“, sagt die Chefin, die sich selbst bescheiden Abteilungsleiterin nennt. Damen-, Herren- und Kinderkleidung gibt es dort für kleines Geld, außerdem Schuhe und Accessoires wie Handtaschen, Schals, Schmuck und Sonnenbrillen. „Und wir haben auch Dinge für den Haushalt wie Besteck und Geschirr“, zählt Tina Wagner auf.

Apropos kleines Geld: „Wir sind eine Sozialeinrichtung, unser Träger ist das DRK. Wir rufen für die Kleidungsstücke, die wir verkaufen, keine echten Preise auf, sondern nehmen einen Obolus. Wir haben schon ein Auge dafür, wer wie viel wofür bezahlen kann“, sagt die Chefin.

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„Unser neues Ladenlokal in der Elberfelder Straße 68  größer und zentraler gelegen“, sagt „Sanduhr“-Chefin Tina Wagner zufrieden. © WP | Yvonne Hinz

„Wir haben schon ein Auge dafür, wer wie viel wofür bezahlen kann.“

Tina Wagner
über den Second-Hand-Shop „Sanduhr“

Ihre Kollegin, die ehrenamtliche Helferin Daniela Fahl, nickt und zählt auf: „Normalerweise nehmen wir für Pullover zwei Euro, für Jeans je nach Modell zwei oder drei Euro, für Schuhe drei bis fünf Euro und für Kinderkleidung ein oder zwei Euro. Aber die Preise sind nicht in Stein gemeißelt.“

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„Für eine Jeans zahlt man bei uns je nach Modell zwei oder drei Euro“, erläutert Daniela Fahl, die als ehrenamtliche Helferin zum Team gehört. © WP | Yvonne Hinz

Wie eine Familie

Viele Kunden kennt Tina Wagner persönlich, „schließlich haben wir den Kleidermarkt an der Schwenke bereits vor sechs Jahren eröffnet. Wer ohne Not dreist versucht, uns um 50 Cent herunterzuhandeln, der bekommt von mir eine Ansage“, sagt Tina Wagner mit fester Stimme. Dann wird die Stimme der patenten Frau jedoch wieder milder, „der Laden ist schon besonders; wir sind hier wie eine Familie“. Tina Wagner ist die einzig Festangestellte im Secondhand-Treff; unterstützt wird sie von fünf ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern. „Jeder in meinem Team hat hier kleine oder größere Sorgen und Schwächen, doch wir unterstützen uns gegenseitig. Und deshalb bekommen wir hier auch alles gewuppt.“

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Und die Kunden? Breitgefächert. Frauen und Männer, Jung und Alt, bedürftig oder aus dem Mittelstand stammend, Ur-Hagener oder Flüchtlinge, auf Nachhaltigkeit bedacht oder nach Vintage-Sachen Ausschau haltend. „Der Bedarf nach erschwinglicher Secondhand-Garderobe wächst. Leider“, sagt Daniela Fahl. Das Geld, das durch den Verkauf der Kleidungsstücke eingenommen wird, geht übrigens an den Katastrophenschutz, u.a. werden davon Helme und Handschuhe angeschafft.

Öffnungszeiten des Ladens „Sanduhr“

Öffnungszeiten des Second-Hand-Ladens „Sanduhr“ in der Elberfelder Straße 68: montags bis donnerstags 10 bis 15.45 Uhr, Warenannahme bis jeweils 14 Uhr.

Ende Februar hat in der Innenstadt (im früheren Ladenlokal des Kleinmöbel-Anbieters JYSK in der Mittelstraße/ Ecke Dahlenkampstraße) das Geschäft Resales eröffnet, ebenfalls ein Laden für Garderobe aus zweiter Hand. Im gesamten Hagener Stadtgebiet gibt es einige Second-Hand-Shops.

Tina Wagner schüttelt einer Frau, die den Laden betritt, die Hand, „wir kennen uns seit Jahren“. Die Chefin zeigt der Kundin Winterjacken, die an einem Ständer hängen. Die Frau lächelt dankbar, probiert einige Jacken an.

Trauer und Freude liegen nah beieinander

„Wir sind ein Laden voller Emotionen. Morgens kommt ein weinender, alter Mann und gibt Kleidung seiner vor kurzem gestorbenen Frau bei uns ab. Zwei Stunden später stürzt ein überglücklicher junger Vater aus dem Krankenhaus hier herein und ruft aufgeregt, er bräuchte dringend Sachen für sein gerade geborenes Baby. Das ist schon manchmal verrückt, wie nah Trauer und Freude beieinander liegen.“

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„Wir sind hier in unserem kleinen Kaufhaus wie eine Familie“, sagen Tina Wagner (rechts) und Daniela Fahl.   © WP | Yvonne Hinz

Tina Wagner faltet T-Shirts zusammen und gesteht: „Alles, was hier abgegeben wird, können wir nicht waschen. Aber hochwertigere Garderobe und Bettdecken geben wir in die Wäscherei des DRK-Seniorenheims in der Lange Straße, dort wird für uns kostenlos mitgewaschen.“

Was ihr und ihren Kollegen wichtig ist? „Wir begegnen jedem Menschen, der zu uns kommt, mit Würde. Und wir wissen den Wert von Kleidung zu schätzen.“