Hagen-Mitte. Mehr als drei Jahre nach der Flut: Dialysezentrum Nephrocare gibt Ärztehaus in Rathaus-Galerie Hagen auf. Tiefgarage noch immer Teil-Baustelle:
Ein Blick in die City: Nephrocare in der Rathaus-Galerie Hagen setzt sich kleiner. Wobei nicht das eigentliche Dialysezentrum gemeint ist, sondern die riesigen Flächen, die Nephrocare seit seinem Einzug vor fünfeinhalb Jahren (im Frühjahr 2019) im Shopping-Center angemietet hat. Der größte Teil der Fläche befindet sich in der 2. Etage und wird für Dialysezwecke genutzt, in der 3. Etage befand sich ein Ärztehaus. Doch der Bereich, in dem insgesamt neun Ärzte beschäftigt waren, wurde aufgegeben. Die 842 Quadratmeter großen Praxisräume möchte Nephrocare nun neu vermieten.
Auf Immobilienportal angeboten
„Fertig ausgebaute Praxisflächen zur Untermiete in Top-Lage“, ist auf einem Immobilienportal zu lesen. Es handele sich um ein Büro- und Geschäftsgebäude in der Innenstadt; die Fläche sei teilbar, es gäbe einen Personenaufzug, und der Bereich sei barrierefrei.
„Seit etwa drei, vier Monaten schauen wir uns mit Hilfe eines Maklers nach einem Untermieter um“, bestätigt Dr. Duaa Aresmouk, Ärztliche Leiterin des Dialysezentrums Nephrocare, auf Nachfrage der Stadtredaktion. Die Resonanz auf die Anzeige sei bislang positiv.
Rathaus-Galerie ist seit eineinhalb Jahren in Insolvenz
Zum Hintergrund: Die Rathaus-Galerie Hagen - seit April 2023 in Insolvenz - war von der Hochwasserkatastrophe im Sommer 2021 schwer getroffen und musste lange geschlossen bleiben. Das Dialysezentrum in der 2. Etage konnte eher wieder an den Start gehen. Duaa Aresmouk erläuterte damals: „Bei uns liegt eine Sondersituation vor, da wir ein Klinikbetrieb sind. Wir haben eine gesonderte Zuwegung und Stromversorgung sowie einen separaten Brandschutz.“ Das Dialysezentrum könne über die Hofeinfahrt angesteuert werden. Zwei Aufzüge im Hinterhof seien funktionsfähig.
Philip Stabenow, Center-Manager der Rathaus-Galerie, bestätigte das: „Es wurde eine Art Extra-Provisorium geschaffen, um den Betrieb des Dialysezentrums zu gewährleisten“.
Knackpunkt: Die in der 3. Etage untergebrachten Ärzte profitierten davon nicht; das Ärztehaus durfte nicht eher als die übrigen Geschäfte und Shops im Einkaufscenter öffnen. „Da in den Praxen über zwei Jahre nicht gearbeitet werden konnte, mussten wir die Ärzte freistellen und die Praxisräume aufgeben. Wir haben uns von dem Facharztsitz getrennt“, so die Ärztliche Leiterin. Vorher waren dort vier Diabetologen, ein Hausarzt sowie vier Psychotherapeuten beschäftigt.
Bei Nephrocare in der Rathaus-Galerie sind derzeit etwa 60 Mitarbeiter beschäftigt. Man fokussiere sich mittlerweile auf Nephrologie (Erkrankungen der Niere) und Lipidologie (Fettstoffwechselstörungen) in Ambulanz und Dialyse mit sämtlichen Blutreinigungsverfahren (zum Beispiel Cholesterinwäsche), erklärt die Expertin.
Die im Sommer 2021 komplett geflutete Tiefgarage der Rathaus-Galerie kann immer nicht vollständig genutzt werden. „Von den insgesamt 430 Parkplätzen stehen uns nur etwa 340 zur Verfügung. 100 Parkplätze sind durch Bauzäune abgetrennt“, erläutert Philip Stabenow. Etliche Arbeiten sind in der insolventen Einkaufspassage sowie in der Tiefgarage noch immer nicht abgeschlossen, noch immer bestimmen zahlreiche Sicherheitskräfte, provisorische Beleuchtungselemente und Absperrbänder das Bild in der Rathaus-Galerie.
„Dass eine barrierefreie Anfahrt für unsere Rettungsdienstfahrzeuge nach über drei Jahren noch immer nicht gegeben ist, das ist nur schwer zu ertragen“, sagt Dr. Duaa Aresmouk verärgert und erläutert: „Wir kommen von der Tiefgarage nicht direkt in unser Dialysezentrum in der 2. Etage. Unsere beiden Aufzüge liegen in dem abgesperrten Bereich. Der Transport der Liegen funktioniert nur über einen Umweg durch die Galerie.“
Und auch der Weg durch die Haupttür an der Mittelstraße 22 - also direkt in der Fußgängerzone - sei für die Fahrer und die Rettungskräfte umständlich. Ebenso unpraktisch sei es, die Patienten auf ihren Liegen über den Hofeingang an der Rathausstraße zu transportieren.
Krankenfahrdienst ist verärgert
Zum Thema „Andienung der Dialysepatienten“ äußert sich auch der Krankenfahrdienst Flagge, der Patienten zur Dialyse zu Nephrocare bringt, verärgert. „Seit der offiziellen Wiedereröffnung der Rathaus-Galerie durften wir die Patienten bis 9.30 Uhr direkt vor der Mittelstrasse 22 andienen, danach ausschließlich über die Marienstraße. Eine Einfahrt in die Fußgängerzone ist uns per Ausnahmegenehmigung unter Auflagen erlaubt.“ Anfang Oktober habe der Fahrdienst von der Stadtverwaltung eine E-Mail erhalten, dass die Fahrzeuge ab dem 1. November nicht mehr in der Marienstraße parken bzw. halten dürften.
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Ursprüngliche Regelung soll ab 1. November wieder gelten
Die Redaktion hat daraufhin bei der Stadt nachgefragt. „Es ist richtig, dass eine Andienung über die Marienstraße ab dem 1. November nicht mehr möglich ist. Hierbei handelte es sich um eine Ausnahmegenehmigung für Krankenfahrtransporte seitens der Stadt, solange der ursprüngliche Transportweg über die Rathausstraße in den Innenhof sowie die Tiefgarage der Rathaus-Galerie durch die Folgen der Flut nicht möglich war“, teilt Kommunikationsreferentin Charlien Schmitt mit. Und weiter: „Ab dem 1. November gilt nun wieder die ursprüngliche Regelung der Andienung der Dialyse über diese Wege“ (Zur Erläuterung: Im Juli hat die Stadt Hagen der Rathaus-Galerie eine Interims-Baugenehmigung bis Ende Mai 2025 neu erteilt.)
Auch der Center-Manager der Rathaus-Galerie hofft, dass bald wieder „alle Wege frei sind“: „Wir sind dabei, die Probleme zu klären und das abgesperrte Baufeld, auf dem sich die Aufzüge befinden, wieder frei zu geben“, so Philip Stabenow. Ähnliche Worte formuliert auch Dr. Duaa Aresmouk: „Derzeit laufen Gespräche mit dem Center-Management und der Stadt. Wir wünschen uns, dass wir eine für alle Beteiligten praktikable Lösung finden.“