Hagen. Dort, wo die Stadt ein Quartier entwickeln will, ist nun ein riesiges Areal im Angebot. Doch die Stadt kann damit nichts anfangen.

Zuletzt berichtete die Stadtredaktion, dass die Stadt von 42 Potenzial- und Entwicklungsflächen zur Ansiedlung für Gewerbe nur eine auf dem Markt anbietet. Nun steht direkt an der Grenze zu dem Gebiet, das die Stadt als „Hagen Valley“ in die Zukunft entwickeln will (Brachfläche „Westside“ hinter dem Bahnhof sowie Zusammenfluss von Volme und Ennepe) die Fläche des ehemaligen TWB-Werks für unter Markt-Kennern verhältnismäßig schmale 5,5 Millionen Euro zum Verkauf. Ein Grundstück von 60.000 Quadratmetern in jenem Bereich, den die Stadt als Quartier der Zukunft anpreist. Doch Hagen will die Fläche nicht haben.

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Das Portal „Brownfield 24“ bietet die Fläche an. Die reine Nutzfläche des alten TWB-Werks beträgt rund 35.000 Quadratmeter. 30.0000 davon als Produktions- und Lagerfläche, 4000 für Büros und 8000 Quadratmeter Freiflächen. Die ältesten Gebäudeteile sind von Anfang der 1970er-Jahre, die neuesten von 2002. Das Grundstück ist von Süden her erschlossen, und es grenzen in der Sedanstraße mehrere Gewerbebetriebe und große Firmen an.

Im Zwangsversteigerungsverfahren

Nach dem Produktionsende bei TWB bzw. der Presswerk Hagen GmbH war das Zwangsversteigerungsverfahren gegen die Grundstücksgesellschaft Prevent Real Estate GmbH & Co. KG, Grundstücksgesellschaft der TWB-Betriebsfläche, beim Amtsgericht Hagen (Az.: 031 K 069/22) eingeleitet worden. Damit bestand auch für Hagen bei erfolgreichem Mitbieten die konkrete Chance, sich in Zukunft ein prominentes Industrie-Areal mit Gebäuden in einem sofort nutzbaren Zustand sich für die Weitervermarktung zu sichern.

Hagen
Bei dem Westside-Areal an der Rückseite des Hagener Hauptbahnhofs handelt es sich nach Einschätzung der Stadt Hagen um ein innerstädtisches „Filet-Grundstück“. Doch trotz dieser vermeintlichen Attraktivität geben sich bislang die Interessenten nicht gerade die Klinke in die Hand. © Stadtredaktion Hagen | Martin Weiske

Stadtbaurat Henning Keune erklärte dazu im vergangenen Herbst gegenüber dieser Zeitung, dass die Fläche „für die allgemeine Stadtentwicklung von einiger Bedeutung ist, unter anderem auch für die Gestaltung des Volmeufers“. Hier hatte die Umweltverwaltung auch mit Blick auf die Dreiecksfläche am Fuße der Philippshöhe am Zusammenfluss von Ennepe und Volme einige Retentionsfläche zu bewahren, um in diesem Bereich nach der Jahrhundertfluterfahrung bei künftigen Hochwasserlagen besser gewappnet zu sein. Dieser Plan besteht auch weiterhin.

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Eine „Sünde“, die Fläche nicht anzufassen

Burkhard Schwemin, im vergangenen Jahr noch Prokurist bei Hagen-Areal (hat Hagen aber mittlerweile verlassen), betrachtete die Entwicklung im vergangenen Herbst ebenfalls als Chance für den Standort: „Es wäre eine Sünde, sich nicht mit dem Gelände zu beschäftigen“, erwartet er angesichts des Zustandes der Produktionshallen durchaus Interesse bei Industrieunternehmen. „Natürlich muss auch der Preis passen, aber das Gelände verfügt ja sogar über einen eigenen Bahnanschluss“, skizziert Schwemin das Zukunftspotenzial des Standortes.

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Das große, alte TWB-Werk im Zentrum des Bildes befindet sich in einem Zwangsversteigerungsverfahren und wird aktuell zum Kauf angeboten. © FUNKE Foto Services | Hans Blossey

Ein attraktiver Gewerbestandort

Die Stadt und ihre Wirtschaftsförderung aber - das zeigt sich nun - sind aus der Sache raus. „Bei der TWB-Fläche an der Sedanstraße handelt es sich um einen intakten Gewerbestandort, der keinen Entwicklungs- oder Sanierungsbedarf aufweist. Ein Kauf und anschließender Verkauf würde erhebliche zusätzliche Kosten verursachen, die die Immobilie verteuern würden. Die ,Hagen.Areal GmbH‘ (Anm.: zuständig für die Flächen-Vermarktung) greift nur dann aktiv in den Markt ein, wenn es einen Entwicklungs- oder Sanierungsbedarf gibt oder wenn die Vermarktung gesteuert werden muss, um die am besten geeigneten Nutzer zu gewinnen. Aus heutiger Sicht ist dies nicht der Fall“, sagt Christopher Schmitt, Geschäftsführer der Hagener Wirtschaftsentwicklung, auf die Frage, ob die Stadt kein Interesse daran hätte.

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„Hagen Valley“ hört kurz vorher auf

„Wir sind dennoch mit der Fläche befasst und haben sie bereits einem Interessenten empfohlen. Gleichzeitig sind wir mit dem Vermarkter der Fläche im Gespräch, um ihn bei seinen Bemühungen zu unterstützen, einer Fortführung des Zwangsversteigerungsverfahren durch einen freihändigen Verkauf auszuweichen“, beschreibt Schmitt, dass das gerichtliche Verfahren noch laufe. Damit ist aber auch klar, dass alle Gedanken um „Hagen Valley“ an der Dreiecksfläche enden, wo Volme und Ennepe zusammenfließen. Zu Hagen Valley, dem sogenannten „Tal der Möglichkeiten“ gehören auch Teile der Innenstadt und die Varta-Insel. Die Wirtschaftsförderung beschreibt den Bereich selbst so: „Hagens neues urbanes Innovations- und Entwicklungsquartier mit den Themenschwerpunkten Mobilität, Energiewende und Kreislaufwirtschaft“.