Haspe. Immer wieder gab es Gerüchte, aber in der Polsterei Schroeder geht es auf jeden Fall weiter. Ein Besuch in dem Hasper Familienbetrieb:
Nein, er kann nicht von heute auf morgen einfach so aufhören, sagt Martin Schroeder. Immerhin arbeitet er seit 1984 im Betrieb, den vor ihm sein Großvater und dann sein Vater mit viel Leidenschaft und Herzblut in Hagen aufgebaut haben. „Die Arbeit hat mir immer großen Spaß bereitet, aber ab dem 1. November möchte ich etwas kürzertreten“, sagt der Hagener, der seit 1990 den Betrieb leitet.
Mitarbeiterin übernimmt
Denn dann wird Martina Faust, die immerhin seit 25 Jahren in der Polsterei Schroeder mitarbeitet und somit für die Kunden ein bereits gut bekanntes Gesicht ist, ganz offiziell übernehmen.
„Darauf haben wir in den letzten zehn Jahren hingearbeitet“, sagt die Hagenerin nicht ohne Stolz und möchte damit auch ganz entschieden Schließungsgerüchten entgegentreten, die im Quartier zuletzt die Runde gemacht hatten. „Hier geht es auf jeden Fall weiter“, bestätigen beide und lächeln. Denn gerade bei kleinen oder mittelständischen Betrieben kann sich die Nachfolger-Suche in der heutigen Zeit bekanntlicher Weise durchaus schwierig gestalten.
Die Firmenhistorie
Damals - in den 1920er-Jahren - konzentrierte man sich im Betrieb hauptsächlich auf die Sattlerei (Pferdegeschirre für örtliche Fuhrgeschäfte). Als Sohn Erwin Schroeder 1956 den Betrieb übernahm, wurde neben der Autosattlerei die Polstermöbelanfertigung bzw. -überarbeitung ein immer wichtigerer Bestandteil der Arbeit.
1990 wurde der Betrieb dann in eine GmbH umgewandelt, mit Martin und Erwin Schroeder als Geschäftsführer. Ende der 90er-Jahre begannen dann große Umbaumaßnahmen, die 2002 mit dem Neubau der Werkstatt endeten. Ein Ladenlokal und ein Ausstellungsraum wurde in Haspe errichtet und die Werkstatt vergrößert.
Erster Azubi im Betrieb
Es geht also weiter in einem Handwerksbetrieb, der immerhin seit 1920 in Familienbesitz ist. Martin Schroeder möchte ab November zwar weiterhin im Betrieb mitarbeiten, aber peu à peu stundenmäßig kürzertreten. Gut aufgestellt sieht sich das Team um Martina Faust dennoch: Die Nachfrage sei da, und das Team eingespielt. „Mir ist eine familiäre und harmonische Atmosphäre hier wichtig“, betont die Hagenerin.
Seit dem vergangenen Jahr wird die Polsterei Schroeder von einem - und zwar dem ersten - Azubi unterstützt: Ferdinand Simons. „Meine Eltern haben vor einiger Zeit zwei Sofas hier aufbereiten lassen. Ich habe dann zunächst ein Praktikum im Betrieb gemacht und danach in der Ferienzeit noch mal ausgeholfen“, erinnert sich der Breckerfelder. Nach der Schule hätte er sich dann entschlossen, bei dem Hasper Betrieb eine Ausbildung zum Raumausstatter mit der Fachrichtung Polsterer zu machen.
„Das Schöne ist, dass der Arbeitsalltag sehr abwechslungsreich ist. Man arbeitet mit unterschiedlichen Möbeln, Stoffen, Schnitten. Jeden Tag sehen die Aufgaben anders aus“, erklärt der 18-Jährige, der noch zwei Ausbildungsjahre vor sich hat und im Anschluss auch eine Meisterprüfung ablegen will, begeistert. Auch Motorrad- oder Autositze werden in der Sattlerei aufgearbeitet, ebenso kümmert sich der Betrieb um Sessel, Couchgarnituren, Stühle und größere Aufträge von Unternehmen: „Beispielsweise arbeiten wir mit Seniorenheimen oder Krankenhäusern zusammen“, erklärt Martin Schroeder.
„Am Ende des Tages sieht man, was man geschafft hat. Das ist auch der Grund, warum ich immer gerne ins Handwerk wollte.“
Genug zu tun gebe es in der Werkstatt für das aktuell noch sechsköpfige Team auf jeden Fall. „Wichtig ist uns die persönliche Beratung. Das bedeutet: Wir holen, wenn die Entfernung es zulässt, die Teile ab, beraten vor Ort zu möglichen Stoffen und Aufbereitung“, so Martina Faust. Es sei aber auch schon vergekommen, dass es Aufträge aus Hamburg gegeben habe. „Da werden die Teile dann zu uns geschickt“, erklärt die Hagenerin, die zwar einst in einem anderen Betrieb ihre Ausbildung absolviert hat, sich aber seit Jahren nun schon in Haspe pudelwohl fühlt.
„Am Ende des Tages sieht man, was man geschafft hat. Das ist auch der Grund, warum ich immer gerne ins Handwerk wollte“, sagt Martina Faust, die optimistisch in die Zukunft blickt.