Breckerfeld. Alle vier Jahre werden an der Grundschule Breckerfeld Kinder zu Artisten - in diesem Jahr erstmals in einem richtigen Zirkuszelt.
Einen Fuß vor den anderen. Langsam. Schritt für Schritt. Ein Stab, den einer seiner Mitschüler senkrecht nach oben hält, hilft Jan dabei, das Gleichgewicht zu halten. Was nicht einfach ist. Jan, neun Jahre alt, der die Klasse 4 c der Grundschule Breckerfeld besucht, trägt einen Mitschüler auf den Schultern. Und balanciert dabei über ein Seil.
Manege frei im Zirkus Proscho. Der hat sein riesiges Zelt auf dem Sportplatz zwischen Grundschule und Kindergarten aufgeschlagen. 250 Zuschauer finden darin Platz. 1000 werden es in Summe am Donnerstag und Freitag sein.
Seiltänzer und Raubtiere
Jan hat ein Kind über das Seil getragen: „Sich auf darauf zu halten, ist gar nicht so leicht“, sagt er und Alia nickt. Sie ist auf dem Seil in einen Ring und wieder hinaus gesprungen. Sie rudert mit den Armen. Und Pierre, der Zirkus-Mitarbeiter, hat all das im Auge. Während die Seiltänzer die Rollen für die Premiere verteilen, proben nebenan die Raubtiere. Keine echten - die Schüler der ersten Klasse schlüpfen in diese Rollen und feilen an der Choreografie.
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Es sind Grenzerfahrungen, die die Kinder hier machen. „Wir als Lehrer kennen sie nur in den immer selben Gruppen“, sagt Martina Alpers-Merz, die das Zirkusprojekt an der Grundschule organisiert und koordiniert, „hier erleben wir, wie die Kinder über sich hinauswachsen. Sie tun Dinge, die ihnen vorher niemand zugetraut hätte. Sie feiern Erfolgserlebnisse. Das ist unheimlich wichtig für ihr Selbstvertrauen.“ Dazu kommen all die Dinge, die in der Gruppe wichtig sind. Warten, bis man dran ist. Anderen zuschauen. Rücksicht nehmen.
330 Kinder in der Manege
Rund 330 Kinder nehmen an dem Projekt teil. Aufgeteilt sind sie in zwei Trainingsgruppen. Während die einen im Zirkuszelt, im Foyer und in der Turnhalle üben, beschäftigen sich die anderen in den Klassen mit dem Thema Zirkus. Alle vier Jahre bietet die Grundschule dieses außergewöhnliche Format. „Damit jedes Kind, das unsere Grundschule besucht, einmal in seiner Grundschulzeit an diesem Projekt teilnehmen kann“, sagt Martina Alpers-Merz.
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So ganz aufgegangen ist dieses Konzept in diesem Jahr aber nicht. „Der Zirkus, den wir eigentlich für vor den Sommerferien engagiert hatten, hat uns kurzfristig abgesagt. Wir sind froh, dass der Zirkus Proscho so kurzfristig eingesprungen ist und in dieser Woche noch Kapazitäten hatte.“
Lehrer nur im Hintergrund
Ein Zirkus, der ein Familienunternehmen ist, und sich auf die Projektarbeit spezialisiert hat. Und: Einer, der im Grund die Arbeit vor Ort leistet. „Wir Lehrer halten uns da ganz bewusst im Hintergrund“, sagt Martin Alpers-Merz, „die Kinder haben im Vorfeld Wünsche angegeben, was sie gern ausprobieren wollen. Eine Auswahl aber haben wir nicht getroffen. Das ist Sache des Zirkus.“
Dieses Ergebnis zählt: „Die Kinder kommen nach dem Training mit strahlenden Augen zurück in die Klasse“, sagt Martina Alpers-Merz. „Ganz ehrlich: Eine andere Reaktion habe ich bislang noch nicht gesehen.“
Vorstellungen ausverkauft
Finanziert wird das Breckerfelder Projekt durch die Einnahmen der Vorstellungen. „Eltern, Großeltern und Geschwister müssen für die Tickets zahlen. Auch der Förderverein unterstützt das Projekt“, sagt Martina Alpers-Merz. Eine Rechnung, die am Ende aufgehen wird: Die vier Vorstellungen sind allesamt ausverkauft.