Breckerfeld. Nahezu jedes Jahr muss Breckerfeld für die Jugendhilfe ordentlich draufzahlen. Diesmal wieder. Es geht um 446.000 Euro.

Draußen nieselte es. Nass-graue Stimmung über dem Breckerfelder Marktplatz, den man aus dem eigentlich für den Breckerfelder Rat viel zu kleinen Raum in der Feuerwehrwache sehen kann. Die Szenerie passte zu der Nachricht, die Bürgermeister André Dahlhaus zu vermelden hatte. Er erklärte den Ratsherren- und Damen, dass eine Zahl im Rathaus „eingeschlagen“ habe. Die Stadt muss nämlich 446.958,64 Euro mehr bezahlen als geplant - und zwar im Bereich Jugendhilfe. Ein Schluck aus der Pulle, der auch für die schuldenfreie und einer über 20 Millionen Euro hohen Rücklage ausgestatteten Hansestadt nicht ganz ohne ist. Das Bittere ist: Das passiert nahezu jedes Jahr.

Die Stadt Ennepetal als große Kreisschwester übernimmt die Aufgaben der Jugendhilfe für die Stadt Breckerfeld mit, weil diese für den Aufbau einer solchen Personalstruktur schlicht zu klein ist. Ein vorteilhaftes Konstrukt für beide Seiten. Die Stadt Ennepetal hat der Stadt Breckerfeld bereits am 5. September eine Abrechnung geschickt. Für die geleistete Jugendhilfe im Jahr 2023. Das Problem daran: Eine detaillierte Auflistung über die geleisteten Positionen fehlt (noch). Und so weiß man bei der Stadt, dass statt 3,8 Millionen Euro - extra dafür im Haushalt verplant - nun 4,2 Millionen Euro fällig werden.

Muss jedes Jahr aufs Neue erklären, warum die Jugendhilfe teurer wird: Breckerfelds Bürgermeister André Dahlhaus.
Muss jedes Jahr aufs Neue erklären, warum die Jugendhilfe teurer wird: Breckerfelds Bürgermeister André Dahlhaus. © WP | Michael Kleinrensing

Neue Leiterin muss nach Breckerfeld kommen

Bürgermeister André Dahlhaus unternahm im Rat erste Erklärungsversuche nach loser Rücksprache mit dem Jugendamt in Ennepetal. Bei der „Ausfinanzierung der Kindergärten“ habe es eine Kostensteigerung von rund 200.000 Euro gegeben. Im Bereich der Betreuung seelischer behinderter Menschen um 300.000 Euro. Und beim Personal um 200.000 Euro. „Ich möchte das Jugendamt trotzdem gern nach Breckerfeld einladen, um uns erklären zu lassen, wo die genauen Kostensteigerungen herkommen“, sagt Dahlhaus, die neue Leiterin Ruza Kaltenbach könne sich auf diesem Wege direkt vorstellen.

„Das gibt es in keinem anderen Ressort“

Dass eine Extra-Zahlung auf die Stadt Breckerfeld zukommen würde, das war bereits bekannt. Da ging man aber noch von rund 300.000 Euro aus. „Das ist immens“, echauffierte sich FDP-Ratsherr Uli Ferron. „Eine solche Steigerung gibt es in keinem anderen Ressort. Ich würde gern genauer wissen, warum das so ist.“ CDU-Mann Axel Zacharias schlug in die gleiche Kerbe: „Fast die Hälfte noch mal drauf, ohne dass die Endabrechnung schon richtig vorliegt. Und trotzdem müssen wir froh sein, dass die Jugendhilfe über den Kreis abgefedert wird.“

Jedes Jahr außerplanmäßige Ausgaben

Das Staunen über die Kostensteigerungen im Bereich der Jugendhilfe ist nicht neu in Breckerfeld. Die Gesamtkosten sind in den vergangenen zehn Jahren jährlich gestiegen. Von einst 2,7 Millionen Euro im Jahr 2018 auf mittlerweile 4,5 Millionen Euro. Da musste die Stadt Breckerfeld sogar Mehrkosten von 800.000 Euro hinnehmen. In nahezu jedem Jahr geht es um außerplanmäßige Kostenüberschreitungen. Derweil baut die Stadt Breckerfeld für einen Bereich der Jugendhilfe ganz praktisch aus. Die Jugendräume im alten Breckerfelder Bahnhof erhalten einen über 30 Quadratmeter großen Anbau. Diese Kosten trägt die Stadt Breckerfeld.