Breckerfeld. Uwe Brüggemann aus Breckerfeld hat rund 40 Jahre für die Polizei gearbeitet. Jetzt klärt er Senioren auf. Denn er kennt fast alle Tricks.
Er kennt nicht alle Tricks. Aber viele. Also vielleicht fast alle. Denn dieser Ex-Polizist sagt auch: „In diesem Moment, in dem wir hier sitzen, denkt sich irgendwo irgendjemand wieder eine neue Masche aus.“ Zumindest die Wahrscheinlichkeit, dass er damit einmal Erfolg haben wird, wollen Uwe Brüggemann und seine Mitstreiter senken. Sie wollen Senioren wappnen.
„In diesem Moment, in dem wir hier sitzen, denkt sich irgendwo irgendjemand wieder eine neue Masche aus.“
Seniorenlotse ist er, Brüggemann, der - bei allem Respekt - selbst das Seniorenalter erreicht hat. Ehrenamtlich, denn Brüggemann, der sich politisch für die Grünen in Breckerfeld engagiert, ist Ex-Polizist. Lange Jahre hat er beruflich die Abteilung Prävention bei der Kriminalpolizei im Ennepe-Ruhr-Kreis geleitet. Könnte es also eine bessere Besetzung für dieses Ehrenamt geben?
Bei akuten Fällen bleibt Polizei zuständig
„Dabei bin ich nicht für akute Fälle zuständig“, sagt Brüggemann. Das sei und bleibe Aufgabe seines ehemaligen Arbeitgebers und seiner ehemaligen Kolleginnen. Denn die haben sich nicht etwas gänzlich aus dem Bereich Prävention zurückgezogen. Kirsten Gehrisch und Bettina Frauenstein sind die Ansprechpartnerinnen bei der Polizei.
„Aber schon zu meiner aktiven Zeit sind die Anfragen gerade älterer Menschen oder von Gruppen und Einrichtungen mehr geworden“, sagt Brüggemann. Am Ende seien es so viele gewesen, dass die Hauptamtlichen kaum nachgekommen wären - was auch mit der Zunahme an Tätern und Fällen zu tun haben dürfte. „Die Möglichkeiten und die Ideen scheinen manchmal grenzenlos“, sagt auch Brüggemann.
Besserer Zugang
Das Amt der Seniorenlotsen hat an Bedeutung gewonnen: Menschen, selbst im Seniorenalter, die sich fortbilden lassen und sich des Themas annehmen. Niederschwellig, im privaten Umfeld, in Gesprächen, vielleicht auch mal - so sie es sich zutrauen - bei Vorträgen oder Veranstaltungen. Dabei müssen sie nicht wie Uwe Brüggemann in Diensten der Polizei gestanden haben.
„Ich glaube einfach, dass Gleichaltrige einen besseren Zugang finden.“
„Ich glaube einfach, dass Gleichaltrige einen besseren Zugang finden“, sagt Brüggemann, selbst 62 Jahre alt, mit Blick auf seine Zielgruppe. Vielleicht erst recht, wenn sie über einen solchen Erfahrungsschatz verfügen wie der Ex-Polizist, der die unglaublichsten Fälle berichten kann.
Professor fällt auf Lotto-Trick herein
Zum Beispiel über einen Hochschulprofessor, der eines Tages bei ihm Anzeige erstattet hat. „Der hatte einen Anruf erhalten, dass er bei einer Lotterie einen Millionenbetrag gewonnen habe. Als er einwandte, dass er niemals Lotto spiele, haben die Betrüger ihm erklärt, dass es sich um eine europäische Lotterie handele, bei der einmal im Jahr alle nicht abgegriffenen Lottogewinne ausgespielt würden. Er, der Professor, sei zufällig ausgelost worden.“
„Die Täter sind geschult. Sie wissen genau, wann sie was sagen müssen.“
Was unglaublich klingt, glaubte der Akademiker irgendwann: „Man hat ihm dann erklärt, dass das Geld auf einem Konto in London läge und Steuern bei einer Überweisung anfallen würden“, so Brüggemann weiter. „Alternativ könne man gegen eine Gebühr von 5000 Euro einen Kurier schicken. Der Professor hat gezahlt, die Millionen sind aber nie angekommen.“
Täter sind geschult
Für Brüggemann kein außergewöhnlicher Fall: „Die Täter sind geschult. Sie wissen genau, wann sie was sagen müssen. Sie können freundlich sein, reagieren aber auch mal wütend. Und sie haben gelernt, wie man Menschen am Telefon unter Druck setzen kann.“
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Diese Tricksereien sind ein Schwerpunkt seiner Präventionsarbeit. Gefahren an der Haustür zählen ebenso dazu wie Gefahren unterwegs oder im Internet. Auch bei den Themen Pflege und Vollmachten gebe es immer wieder Betrüger, die Senioren in den Fokus nehmen.
Netzwerk für Breckerfeld
In Breckerfeld ist Brüggemann jetzt dabei, ein Netzwerk aufzubauen. Kontakte zu „Senioren helfen Senioren“ und zu „Gesund in Breckerfeld“ hat er bereits geknüpft. Dazu kommt eine zweitägige Veranstaltung zum Thema Sicherheit im Alter, die am 18. und 19. November, 8.45 Uhr bis 16 Uhr, mit Kirsten Gehrisch und Bettina Frauenstein im Rathaus stattfindet.
Bürger und Gruppen, die sich für das Thema Prävention interessieren, können sich entweder telefonisch an Bettina Frauenstein, Tel. 02333/9166-9211, oder Kirsten Gehrisch, Tel. 02333/9166-9212 wenden. Per Mail ist dies unter bettina.frauenstein@polizei.nrw.de oder kirsten.gehrisch@polizei.nrw.de möglich.