Hohenlimburg. Von der Arrestzelle bis zum Treueeid: Die Hohenlimburgerin Sabrina Schiefelbein erzählt ihre Geschichte vom Auswandern in die USA.

Ihr erstes Erlebnis in den Vereinigten Staaten von Amerika brachte Sabrina Schiefelbein in die Zelle einer Polizeistation. Heute, zwölf Jahre später, steht die Hohenlimburgerin kurz davor, dem „Land der Freiheit“ ihre Treue zu schwören. Wir treffen die Auswanderin in ihrer alten Heimat Hohenlimburg, auf der Durchreise zum Münchener Oktoberfest.

Milchshake im Burgerladen

Als sie den Burgerladen in der Fußgängerzone betritt, fällt Sabrina Schiefelbein die Farbe der Lederbänke sofort ins Auge. Rot und Weiß. Diese Farben benutzt auch die amerikanische Burger-Kette „Five Guys“, sagt die Hohenlimburgerin. Eine Burger-Kette, die sie aus ihrer neuen Heimat allzu gut kennt. Sie setzt sich auf eine der Lederbänke, legt ihre Handtasche mit Sterne-und-Streifen-Muster der amerikanischen Flagge neben sich ab. Aus dem Lautsprecher im Burgerladen dudelt leise Pop-Musik. Die Hohenlimburgerin bestellt einen Erdbeer-Milchshake und schon bevor selbiger vor ihr auf dem Tisch steht, hat sie dem Reporter das „Du“ angeboten. Die locker-lässige Art aus ihrer Wahlheimat ist auf die 44-Jährige abgefärbt. „Ich bin schon sehr amerikanisiert.“

Sabrina Schiefelbein Hohenlimburg
Sabrina Schiefelbein (geborene Karl) ist vor zwölf Jahren in die USA ausgewandert. Sie wird bald ihren Eid auf die Verfassung ablegen und damit offiziell zur US-Bürgerin. © WP Hagen | Marcel Krombusch

Vor zwölf Jahren ausgewandert

Seit zwölf Jahren lebt sie in Cleveland, Ohio, einer gut 6.500 Kilometer entfernten Metropole im Mittleren Westen der USA. Dass es Sabrina Karl in die zweitgrößte Stadt im Bundesstaat Ohio verschlagen hat, ist ihrem hiesigen Arbeitgeber C.D. Waelzholz zu verdanken. Damals habe sie die Chance bekommen, eine Stelle im Service-Center des hiesigen Kaltwalzunternehmens in Cleveland zu übernehmen, sagt die gelernte Industriekauffrau. Ihren Einstand hätte sie sich jedoch schöner gewünscht, denn schon am ersten Tag landete sie im Gefängnis.

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Einstand im Gefängnis

Sabrina Schiefelbein lacht. „Diese Geschichte hat im ganzen Unternehmen die Runde gemacht“, sagt die Auswanderin und erzählt: Grund für den Gang in die Zelle war ein Auffahrunfall auf dem Highway. Blechschaden, keine Verletzten. Doch als die Polizistin hörte, dass sie Ausländerin ist, rief sie ihren Vorgesetzten auf der Polizeistation an, erzählt Schiefelbein. „Der hat ihr gesagt, sie muss mich mitnehmen.“ Rund 45 Minuten saß sie in einer Zelle. Ihr Chef zahlte die Kaution von 200 Dollar, dann kam sie frei. Ein unrühmlicher Start in ihr neues Leben im Land der Freiheit, den die 44-Jährige mit Humor nimmt. „Ich habe in der Zelle erstmal ein Selfie gemacht“, sagt sie und grinst. „Die Polizisten hat sich später noch zig Mal entschuldigt, ihr tat das auch Leid.“

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Ehemann hat deutsche Wurzeln

Inzwischen ist sie längst angekommen in ihrer neuen Heimat. Ihren Familiennamen Karl hat sie 2019 abgelegt, als sie einen Amerikaner heiratete. Dessen Nachname Russel-Schiefelbein erinnert übrigens an die deutschen Wurzeln seiner Vorfahren. Gemeinsam haben sie Wurzeln geschlagen und leben in einem Haus in Cleveland. Das neue Einbürgerungsrecht, das seit Sommer in Deutschland gilt, hat die Hürden für die doppelte Staatsbürgerschaft gesenkt. Im Frühjahr beantragte Sabrina Schiefelbein neben ihrer deutschen auch die amerikanische Staatsbürgerschaft. Danach musste sie erstmal pauken.

„Mein Mann ist studierter Lehrer, selbst er wusste zu vielen Fragen nicht die richtigen Antworten“

Sabrina Schiefelbein, Hohenlimburgerin, über den schwierigen US-Einbürgerungstest

Einbürgerungstest nötig

Denn bei dem US-Einbürgerungstest werden zehn Fragen zur amerikanischen Geschichte, Politik und Geografie gestellt., die aus dem Stegreif beantwortet werden müssen - und manche haben es in sich, wie Sabrina Schiefelbein berichtet. „Mein Mann ist studierter Lehrer, selbst er wusste zu vielen Fragen nicht die richtigen Antworten.“ Sie nennt drei Beispiele: „Warum hat die Flagge 13 Streifen?“, „Was haben die USA von Frankreich im Jahr 1803 gekauft?“, „Nenne 3 der 13 Gründerstaaten der USA“.

Wahl des Präsidenten

Entsprechend groß die Erleichterung, als der Test bestanden war. Der letzte Schritt zur US-Staatsbürgerschaft wird eine feierliche Zeremonie mit Treueeid auf die amerikanische Verfassung sein. Diese findet vielleicht noch vor der Wahlen am 5. November statt, wenn die USA ihren neuen Präsidenten wählen. Entweder wird es erneut der Republikaner Donald Trump oder die Demokratin Kamala Harris. Sabrina Schiefelbein würde für Kamala Harris stimmen.

Sabrina Schiefelbein
Text bestanden: Die Hohenlimburgerin Sabrina Schiefelbein (links) mit ihrer deutschen Freundin Julia in der amerikanischen Einbürgerungsbehörde. Nach bestandenem Test wurde im "Hofbräuhaus" in Cleveland gefeiert. © privat | Privat

Teures Gesundheitssystem

Doch würde Sie wieder nach Hohenlimburg auswandern, wenn Donald Trump der neue Präsident wird? „Ich denke nicht“, sagt sie. Sie fühle sich wohl in ihrer neuen Wahlheimat, sagt die Auswanderin, und schätzte doch weiter das Land, aus dem sie kommt. „Viele wissen gar nicht, wie gut es uns in Deutschland geht“, sagt sie. „Allein das Gesundheitssystem. In den Staaten gibt es keine Krankenversicherung wie in Deutschland. Ich hatte zum Beispiel mal einen Termin beim HNO-Arzt und musste 542 Dollar zahlen.“ Es werde ihr zu viel gemeckert von den Deutschen, aber so seien wir eben. „Ich kenne auch viele Deutsche in den USA, die meckern auch alle“, sagt sie und lacht.

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