Hagen. In der Innenstadt von Hagen sind gepflasterte Busspuren völlig ramponiert. Der damalige Bauleiter kritisiert die Maßnahme grundsätzlich.
Das Pflaster auf den Busspuren in der Innenstadt von Hagen befindet sich in einem erbärmlichen Zustand. Jetzt soll es durch Beton ersetzt werden. Dass es allerdings Anfang der 2000er-Jahre überhaupt verlegt wurde, ruft den damaligen Bauleiter auf den Plan. Er übt massive Kritik an der damaligen Entscheidung.
„Die schriftlich vorgetragenen Bedenken der Firma gegenüber der Amtsleitung des damaligen Straßen- und Brückenbauamtes der Stadt Hagen wurden allerdings zurückgewiesen.“
Eberhard Grobe hat seinerzeit für die Firma Bamberger gearbeitet. Heute sagt er: „Wie man es richtig macht, haben wir zuvor ja am Zentralen Omnibusbahnhof vor dem Hauptbahnhof gezeigt.“ Dort waren die Flächen, über die die Linienbusse rollen, betoniert worden. „Das hält bis heute.“
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Bedenken vom Tisch gewischt
Aber: „Pflastersteine entsprachen auch damals schon nicht den einschlägigen Vorschriften und Richtlinien“, sagt Grobe und wird noch deutlicher: „Die schriftlich vorgetragenen Bedenken der Firma gegenüber der Amtsleitung des damaligen Straßen- und Brückenbauamtes der Stadt Hagen wurden allerdings zurückgewiesen. Bei der Belastung durch Busse war von vornherein klar, dass das Pflaster nicht lange halten würde.“
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Ausschlaggebend seien letztlich optische Gründe gewesen: „Mit der Verwendung von Pflaster im gesamten Innenstadtbereich unter Beteiligung von namhaften Architekten wurde die damalige Innenstadt enorm aufgewertet. Das war von allen Seiten gewollt“, erinnert sich Grobe. Seit der Verlegung im Jahr 2003 seien seiner Kenntnis nach allerdings auch keine Ausbesserungen vorgenommen worden. So hätte man den jetzt vorliegenden Schaden verhindern können.
WBH gegen neues Pflaster
Zumindest was die Verlegung von Pflaster betrifft, teilt der mittlerweile zuständige Wirtschaftsbetrieb Hagen diese Einschätzung. In einer Stellungnahme zu den Maßnahmen in der Innenstadt heißt es: „Der WBH weist ausdrücklich darauf hin, dass eine Pflasterbauweise nicht mehr den Richtlinien für die Standardisierung des Oberbaus von Verkehrsflächen entspricht.“
Was auch daran liegt, dass nach Angaben der Hagener Straßenbahn 2523 Busse täglich über die Pflastersteine rollen. 948 auf der Elberfelder Straße, 769 auf der Körnerstraße und 806 auf der Holzmüllerstraße. Das übersteigt die Belastungsgrenze für Pflastersteine gleich um ein Vielfaches. Die gibt es tatsächlich, und sie liegt bei umgerechnet 65 bis 130 Bussen pro Tag.
Hohe Verkehrsbelastung
All das hat natürlich Auswirkungen: weggebrochene Pflastersteine, scharfe Kanten, tiefe Spurrillen. „Im Laufe der Zeit sind die Pflasterflächen aufgrund der hohen Verkehrsbelastung abgesackt, wodurch bis zu zehn Zentimeter hohe Kanten zwischen Pflaster und Betonflächen entstanden sind“, schreibt der Fachbereich Verkehr der Stadt Hagen und sieht hierin eine Gefahr für Fußgänger und Radfahrer. Außerdem führt die Hagener Straßenbahn an, dass die hohen Kanten den Reifen der Busse zusetzten.
Die Maßnahmen in der Innenstadt werden sich - so der Plan - über drei Jahre hinziehen. Start ist 2025 zwischen Körnerstraße und dem Kreisverkehr Badstraße. 2026 und 2027 folgen dann Elberfelder und Karl-Marx-Straße sowie die Hohenzollernstraße.
Kritik an Vorgehen in Halden
Ex-Bauleiter Grobe verweist übrigens noch auf eine Baumaßnahme in Halden. Auch dort sind einst auf der Berchumer Straße Pflastersteine verlegt worden - um den dörflichen Charakter zu erhalten. Allerdings ist auch dieser Teil der Straße zu einer Rumpelpiste verkommen. Lkw auf Ausweichrouten und Busse haben dafür gesorgt. Nun soll nach dem Willen der Politik wiederum Pflaster verlegt werden. „Völliger Quatsch“, sagt Eberhard Grobe.
Eine Einschätzung übrigens, die der Wirtschaftsbetrieb Hagen teilt.