Hagen. Sie war noch nie im Urlaub, arbeitet 14 Stunden am Tag: Heidemarie König und ihr Imbiss sind in Hagen Kult.

Es kommt öfter vor, dass Heidemarie König (55) aus Hagen 14 Stunden durcharbeitet, von morgens um 8 bis abends um 22 Uhr. Macht 70 Stunden die Woche. Morgens schält sie Zwiebeln, bereitet das Gulasch vor, schnippelt Kartoffeln. Mittags um 12 Uhr öffnet sie ihren Kult-Imbiss und bedient die Kundschaft, die sich so zahlreich einstellt.

Und wenn sie um 21 Uhr die Rolläden herunterlässt, muss die Abrechnung noch gemacht und der nächste Tag vorbereitet werden. Dann fällt Heidemarie König todmüde ins Bett: „Aber ich mache es gerne. Das ist mein Leben.“

Kultimbiss König
Heidemarie König beim Zwiebeln schälen in der Küche, die sich im hinteren Teil des Imbisses befindet. © WP | Hubertus Heuel

Jeder Tag ist gleich und jeder Tag ist anders in dem Imbiss an der Weststraße in Vorhalle. Seit 35 Jahren verkauft Heidemarie König Currywurst und Pommes, Schnitzel, Frikadellen, Nudeln mit Gulasch, Schaschlik, Hamburger und Bratkartoffeln. Im Winter kommen Eintöpfe hinzu, demnächst vielleicht Reibeplätzchen. Traditionelle deutsche Küche eben. Und Qualität, darauf legt Heidemarie König Wert: „Fleisch und Wurst beziehe ich vom Metzger, die Brötchen vom Bäckermeister. Das kostet mich mehr, aber man schmeckt den Unterschied.“

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Idealer Standort für einen Schnellimbiss

Heutzutage ist man ja schnell geneigt, von Kult zu sprechen. Aber wenn ein Imbiss Kultstatus erlangt hat, dann dieser mit dem glanzlosen Retro-Image der 70er Jahre, an dem sich eigentlich bis heute nie etwas verändert hat. Hier herrscht Ruhrpott-Mentalität, Heidemarie König mag keine Schnörkel. Was sie gelernt hat, das hat sie von ihrem Vater gelernt.

Kultimbiss König
Ein Bild aus vergangenen Tagen: Heidi König, die Mutter von Heidemarie König, bei der Arbeit im Imbisswagen. © WP | Hubertus Heuel

Werner König gründete die Imbissbude 1967 in einem umgebauten Wohnwagen an eben der Stelle, an der sie sich heute noch befindet. Er erkannte, welch hervorragenden Standort die vielbefahrene Weststraße für ein kleines Schnellrestaurant abgab. Viele Pendler und Berufsfahrer kamen und kommen vorbei, sie parken auf dem Standstreifen, steigen aus und stehen nach zehn Schritten vor der Imbisstheke. Immer mit dabei: Königs Ehefrau Heidi, die zwischendurch auch mal eine Pizzeria und einen Spielsalon leitete.

Von morgens bis abends gearbeitet hätten die Eltern, erzählt Heidemarie König. Sie machte zunächst eine Ausbildung zur Bürokauffrau, arbeitete für die Michael Brücken GmbH, wechselte aber schon als junge Frau in den Familienbetrieb der Eltern. „Mein Vater wollte es so“, sagt sie. „Außerdem habe ich mehr verdient.“

Was der Vater sagt, ist Gesetz

Alles, was sie heute kann, habe sie von ihrem Vater gelernt, sagt sie. Wie man das Essen zubereitet. Wie man mit der Kundschaft umgeht. Und vor allem: dass das Leben harte Arbeit ist, vom frühen Morgen bis zum späten Abend. Heidemarie König hat noch nie im Leben Urlaub gemacht: „Vater hätte das nicht zugelassen.“ Noch bis 2021, er war mittlerweile 87 Jahre alt, stand Werner König in seinem Imbiss, zwei Jahre später verstarb er an den Folgen einer Corona-Erkrankung.

Kultimbiss König
Heidemarie König hat viele Stammkunden. © WP | Hubertus Heuel

Heidemarie König hat dieses Arbeitsethos geerbt, verinnerlicht. Doch die jahrzehntelange Kraftanstrengung, auch wenn sie sie nicht als Belastung empfunden hat, hat ihre Spuren hinterlassen. In den vergangenen Wochen war die Imbiss-Inhaberin häufiger krank, musste ihre Bude an manchen Tagen sogar schließen.

Mittlerweile hat sie für zwei Spätschichten pro Woche Aushilfen gefunden. Trotzdem: Zehn Jahre wolle sie noch weitermachen, sagt Heidemarie König. Ein Leben ohne ihren Imbiss, was wäre das für ein Leben? Das ist eine überraschende Frage, auf die sie keine Antwort weiß.

Kultimbiss König
Der Kult-Imbiss von Heidemarie König liegt direkt an der Weststraße in Vorhalle. © WP | Hubertus Heuel

An den Wochenenden ist der Imbiss geschlossen, das war schon immer so. Heidemarie König braucht diese beiden Tage. Den Samstag, um den Imbiss grundzureinigen, die Maschinen zu wienern, um zu bohnern, zu putzen, zu bürsten und abzuwischen. „Man muss es gerne machen“, sagt sie und fügt ohne Dünkel hinzu: „Man muss es nicht nur wollen, man muss es auch können.“

Den Sonntag zum Ausruhen.