Hagen. Mit moderner Technik können Hagener bald zurück in die goldenen 20er-Jahre reisen. Was hinter dem Projekt steckt:
Hagen hat keine Altstadt. Das unterscheidet unsere Stadt beispielsweise von Hattingen oder Herdecke. Nicht auszudenken, wenn die Innenstadt nicht bei drei großen Bombenangriffen in Schutt und Asche gelegt worden wäre. Die Bausubstanz der Vorkriegszeit, all das, was zwischen dem Ende des 19. Jahrhunderts und dem Beginn der NS-Zeit hier entstanden ist, würde fein saniert Touristen locken: prächtige Fassaden, eine historische Straßenbahn, Kaufhäuser, die für eine aufblühende Stadt stehen, dazu der Hagener Impuls.
Nichts davon existiert mehr. Und doch will ein in dieser Form wohl einzigartiges Virtual-Reality-Projekt die Goldenen 20er wieder erlebbar machen. „Hagen Zeitreisen“ heißt es - und weil über die Metropole-Ruhr nun 269.169 Euro an Fördermitteln fließen (20 Prozent Eigenanteil verbleiben bei der Stadt), kann es Wirklichkeit werden.
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23 Projekte erhalten Zuschlag
„Wir sind sehr glücklich“, sagt Kirsten Fischer, bei Hagen-Wirtschaftsentwicklung zuständig für den Bereich Tourismus, „darauf haben wir wirklich lange hingearbeitet.“ 23 Projekte haben in einem ersten Aufruf des Förderprogramms den Zuschlag erhalten. Eine Jury hat darüber befunden. Und Hagen hat den Zuschlag erhalten.
„Es ist in der Stadt viel historische Bausubstanz verloren gegangen. Die kann nun virtuell zurückgeholt werden.“
„Weil es letztlich ein sehr authentisches Thema ist“, sagt Axel Biermann, Vorsitzender der Geschäftsführung der Ruhrtourismus GmbH, „es ist in der Stadt viel historische Bausubstanz verloren gegangen. Die kann nun virtuell zurückgeholt werden. Die Hagener oder die Gäste bekommen ein Gefühl dafür, wie Hagen vor 100 Jahren ausgesehen hat.“
Virtuelle Wirklichkeit
Zurückgeholt wird sie jetzt schon - diese Zeit. Bei Führungen beispielsweise, die über Hagen-Touristik angeboten werden. Oder immer dann, wenn Fotos aus dem riesigen Archiv der Stadt Hagen veröffentlicht werden. Oder künftig bei einem Besuch im Stadtmuseum, wo der aufblühenden Großstadt ein eigener Bereich gewidmet ist. All das bildet eine Art Basis für das neue Projekt, dass die Bilder zumindest virtuell Wirklichkeit werden lässt.
„Wenn man auf das heutige Hagen blickt und dann diese Zeitreise antritt - das ist ein echter Wow-Effekt, den man erleben kann.“
Bei den 2,5 Kilometer langen Führungen, die am „M 12“ in der oberen Elberfelder Straße starten, suchen die Teilnehmer acht Punkte in der Stadt auf, erfahren dort mehr über das, was sich dort einst befand. Dann können sie künftig eine Virtual-Reality-Brille aufsetzen. „Darauf läuft quasi ein 360-Grad-Film mit bewegten Bildern, der genau jenen Bereich in den 20er zeigt“, beschreibt Kirsten Fischer. Bilder, die aus den Beständen des Stadtarchivs stammen. „Wenn man auf das heutige Hagen blickt und dann diese Zeitreise antritt - das ist ein echter Wow-Effekt, den man erleben kann.“
Projekt soll über Grenze hinaus strahlen
So hofft sie, dass dieses Projekt eines ist, das Touristen nach Hagen lockt und weit über die Stadtgrenzen hinaus strahlt. „Auf der anderen Seite bietet es auch den Hagenern die Möglichkeit, ihre Stadt auf eine andere Art kennenzulernen“, so Fischer. „Es kann Identität stiften, den Zusammenhalt stärken.“
Mit dem Förderbescheid wird das Projekt nun ausgeschrieben. Gesucht wird ein Anbieter, der technisch-inhaltliche das umsetzen kann, was in Kooperation mit Stadtmuseum und Osthausmuseum zusammengestellt wird. „Wenn alles so läuft, wie wir uns das vorstellen, sind wir in einem Jahr schon einen erheblichen Schritt weiter“, so Kirsten Fischer. Zwar habe man laut Förderbescheid zwei Jahre Zeit für die Umsetzung, letztlich sei es aber das Ziel, so schnell wie möglich an den Start zu gehen.
Weitere Rundgänge können folgen
Dabei ist die Reise in die 20er Jahre ein Pilot, ein erster Aufschlag. Weitere können folgen. „Das Equipment haben wir ja“, sagt Fischer mit Blick auf 50 Brillen, die angeschafft werden. „Wir könnten ebenso gut Rundgänge zur neuen deutschen Welle oder zum Hagener Impuls anbieten - es gibt in der Stadt viele Themen, die man den Menschen auf diese besondere Weise näherbringen kann.“