Hagen. Wegen gelockerter Regeln wächst auch die Zahl der Anträge auf Einbürgerungen in Hagen. Dabei führen Syrer die Statistik mit Abstand an:
Um deutscher Staatsbürger zu werden, sind die Hürden seit diesem Sommer gesunken - und das macht sich auch in Hagen bemerkbar. Insgesamt 1.139 Anträge auf Einbürgerung wurden in Hagen von Januar bis Ende August in diesem Jahr bereits gestellt. Gleichzeitig stieg im Vergleich zu den Monaten Januar bis April, wo es durchschnittlich 110 Anträge pro Monat waren, ab Mai die Zahl auf durchschnittlich 170 Anträge je Monat. „Dabei ist zu berücksichtigen, dass in den Ferienwochen erfahrungsgemäß weniger Anträge gestellt werden“, so Kaub.
„In den Ferienwochen werden erfahrungsgemäß weniger Anträge gestellt“
Mehr als 1100 Anträge
Das neue Staatsangehörigkeitsrecht gilt seit Ende Juni. Es soll Einbürgerungen beschleunigen und macht seit Ende Juni den Weg für die doppelte Staatsbürgerschaft grundsätzlich frei. Bereits im Vorfeld rechnete die Stadt mit mehr Anträgen infolge des neuen Gesetzes - und die Prognose hat sich bestätigt, sagt Stadtsprecher Michael Kaub auf Anfrage und liefert aktuelle Zahlen für das Stadtgebiet.
Eingebürgert werden wollen in Hagen in diesem Jahr vor allem syrische Staatsangehörige (513), gefolgt von türkischen (94), irakischen (46), marokkanischen (31) sowie kosovarischen und griechischen Staatsangehörigen (je 29). Ein extremer Anstieg ist hier nur bei kosovarischen Staatsangehörigen festzustellen.
Hürden gesunken
Durch die Reform des Staatsangehörigkeitsrechts können Menschen aus dem Ausland, die schon länger in Deutschland leben, schneller die deutsche Staatsbürgerschaft bekommen. So ist eine Einbürgerung in der Regel nach fünf statt wie bisher nach acht Jahren möglich. Für Menschen, die sich besonders gut integriert haben, ist zudem eine Einbürgerung bereits nach drei Jahren möglich, so das Bundesinnenministerium. „Das gilt zum Beispiel, wenn sie im Job herausragende Leistungen erzielen oder sich ehrenamtlich engagieren, sehr gut Deutsch sprechen und den Lebensunterhalt für sich und ihre Familie eigenständig bestreiten können.“
Doppelte Staatsangehörigkeit möglich
Die Reform macht auch den Weg frei für die doppelte Staatsbürgerschaft. Alle in Deutschland geborenen Kinder ausländischer Eltern bekommen die deutsche Staatsangehörigkeit und können die Staatsangehörigkeit ihrer Eltern behalten, wenn mindestens ein Elternteil seit mehr als fünf Jahren rechtmäßig in Deutschland lebt und ein unbefristetes Aufenthaltsrecht besitzt.
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Zahl der Einbürgerungen steigt
Immer mehr Menschen stellen in Hagen einen Antrag auf Einbürgerung. So ist die Zahl der Einbürgerungen und Einbürgerungsanträge in den letzten drei Jahren förmlich explodiert. Wurden 2020 noch 269 Menschen eingebürgert, waren es vergangenes Jahr schon deutlich über 1000. Die Syrer führen dabei nicht erst in diesem Jahr die Liste an. Anträge von Staatsangehörigen aus Syrien oder der ehemaligen Arabischen Republik (Ägypten und Syrien) bildeten bereits in den Jahren 2020 (44), 2021 (149), 2022 (517) und 2023 (644) die größte Gruppe der Antragssteller, die die Stadt Hagen eingebürgert hat.
Interesse bei Syrern groß
Grund für den massiven Anstieg ab 2021 sind mitunter die zahlreichen zugewanderten Geflüchteten, die im Zuge des syrischen Bürgerkrieges in den Jahren 2014 bis 2016 nach Deutschland kamen. Viele der Geflüchteten von damals erfüllen mittlerweile die Voraussetzungen, um eingebürgert zu werden. Vom Antrag auf Einbürgerung bis zur unterschriftsreifen Urkunde dauert es derweil mindestens zwölf Monate. Wegen der deutlichen Zunahme an Anträgen, die die Behörde zu bearbeiten hat, könne es auch länger dauern, so die Stadt.