Hagen. Der Energie-Riese Amprion wird die Brücke am Hengsteysee nicht an die Städte Hagen und Herdecke abgeben. Das hat weitreichende Folgen.
Über Jahre haben die Städte Hagen und Herdecke mit dem Energie-Riesen Amprion über die Brücke am Laufwasserkraftwerk am Hengsteysee verhandelt. Jetzt diese Botschaft: „Amprion hat uns gegenüber erklärt, dass man die Gespräche abbreche“, so Baudezernent Henning Keune. Damit ist ausgeschlossen, dass die beiden Anrainer-Kommunen die Brücke, über die hinweg der Ruhrtalradweg verläuft und auf der Bahnschienen verlegt sind, übernehmen.
Dabei war es bis zuletzt das Ziel der beiden Kommunen, die sanierte Brücke ohne garantierte Eisenbahnnutzung zu übernehmen. Dafür waren sie bereit, eine „erkleckliche“ Summe zu investieren. Daraus wird nun nichts.
Stadt plant Neubau der Brücke
Stattdessen greift für die Kommunen ein Plan B. Der sieht vor, dass neben der bestehenden Querung eine neue Brücke gebaut wird, die wiederum dann ausschließlich von Fußgängern und Radfahrern genutzt werden kann. „Vom Kostenansatz ist das vergleichbar mit unseren ursprünglichen Planungen“, erklärt Keune, ohne schon jetzt konkrete Zahlen zu nennen. Daneben hätten die Experten der Stadttochter Wirtschaftsbetrieb Hagen ohnehin immer wieder Bedenken in Bezug auf das bestehende Bauwerk geäußert. Tenor: hoher Aufwand bei Instandsetzung und Unterhaltung.
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Was die Amprion-Absage wiederum für die Öffentlichkeit bedeutet, ist zumindest formal offen. „Wir haben einen gültigen Vertrag mit Amprion. Darin ist geregelt, dass das Bauwerk öffentlich genutzt werden kann“, so Keune. „Wir gehen davon aus, dass ein möglicher Rechtsnachfolger daran gebunden ist.“
gGmbH verhandelt mit Amprion
Da rückt jetzt die neu gegründete Koepchenwerk-Anschlussbahn gGmbh in den Fokus, an der wiederum auch die Arbeitsgemeinschaft Koepchenwerk Anteile hält, in der sich aber auch einige Hagener Denkmalschützer und Technikinteressierte engagieren. Für diese gemeinnützige Gesellschaft spricht Peter Gerigk. Er bestätigt: „Wir stehen in Verhandlungen mit Amprion.“ Eine letzte Runde habe es Ende Juli gegeben. Ziel der gGmbH sei es auf jeden Fall, die Schienen auf der Brücke zu belassen.
„Für eine touristische Nutzung wäre das super“, sagt Gerigk. „Die alte Werkslok steht im Eisenbahnmuseum Dahlhausen an der Wupper.“ Als die Ende der 80er Jahre mit Personenwaggons zuletzt am See entlang gefahren sei, hätten tausende diesen Zug genutzt. Auch einen Draisinen-Verkehr könne man sich vorstellen.
Weiter öffentlich nutzbar
Die Übernahme des Bauwerks und die Nutzung der Schienen sieht Gerigk durchaus als „komplexes Unterfangen“. Gleichzeitig glaubt der Herdecker fest daran, dass beides für die gGmbH machbar sei. „Wir sind gut vorbereitet“, sagt er, „die Brücke ist tragfähig und nicht marode. Noch im Jahr 2021 ist darüber ohne Probleme ein schwerer Trafo transportiert worden.“
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Auf jeden Fall wolle die gGmbH dafür sorgen, dass die Brücke weiterhin öffentlich nutzbar sei. Schienen könne man abdecken, sodass Wege und vielleicht auch die Brücke selbst gefahrlos von Radfahrern genutzt werden könnten. Die werden mit Schildern bislang aufgefordert, an dieser Stelle abzusteigen. Für Gerigk ergibt daher eine Brücke neben der Brücke auch keinen Sinn: „Das wäre noch Geldverschwendung. Ich bin mir sicher, dass man sich in Gesprächen einigen kann, wie die Amprion-Brücke genutzt werden kann.“
Reparatur-Auftrag vergeben
Amprion wiederum erklärt mit Blick auf die Brücke lediglich: „Unser Unternehmen hat nach wie vor ein Interesse am Verkauf der Brücke am Hengsteysee. Dazu führen wir auch weiterhin Gespräche mit Interessenten. Zu den Verhandlungen gibt es derzeit keinen neuen Stand. Wir hoffen, in den nächsten Wochen eine einvernehmliche Lösung zu finden.“ In diesem Zusammenhang war und sei für Amprion wichtig, dass die Brücke auch weiterhin von der Öffentlichkeit genutzt werden kann. Vor diesem Hintergrund sei zwischenzeitlich eine Reparatur beauftragt worden, die zeitnah umgesetzt wird.