Herdecke/Hagen. Schon lange laufen Verhandlungen, weder der Eigentümer noch Vertreter der Stadt Hagen und Herdecke äußern sich konkret. Ein kommentierender Bericht.

Zwei Daten, viele offene Fragen: Im Juni 2021 ist letztmals ein Trafo-Transport über die Hengsteysee-Brücke von Herdecke nach Hagen gerollt. Diese gehört dem Netzbetreiber Amprion, der das Bauwerk eigentlich im März 2024 abgeben und übertragen wollte. Seit Jahren laufen mittlerweile Gespräche zwischen dem Unternehmen und den zwei Stadtverwaltungen. Was da genau verhandelt wird, darüber will niemand Auskunft geben. An Transparenz ist niemand interessiert.

Gesellschaft gegründet

Durch die Gründung der neuen und gemeinnützigen Gesellschaft „Koepchenwerkanschlussbahn“, die ihr Interesse an einer Brücken-Übernahme öffentlich verkündet hat, kommt nun frischer Wind in die Debatte. Die Redaktion hat bei Amprion und in beiden Rathäusern um Stellungnahmen zu dieser gGmbH gebeten. Die Antworten: nichtssagend, auch in dieser Hinsicht herrscht weiter großes Schweigen.

Einvernehmliche Lösung angestrebt

„Zur Brücke am Hengstey-Wehr laufen nach wie vor die Verhandlungen, unter anderem mit den Städten Herdecke und Hagen. Dies schließt auch den weiteren Umgang mit den Schienen auf der Brücke mit ein“, teilt ein Projektsprecher von Amprion auf Anfrage mit und deutet zumindest an, dass besagte Gesellschaft auch eine Rolle spielen könnte. Zu den Unterredungen gebe es derzeit keinen neuen Stand. „Wir hoffen, in den nächsten Wochen eine einvernehmliche Lösung zu finden. Wir bitten um Verständnis, dass wir uns zu laufenden Verhandlungen nicht weiter äußern.“ Exakt diese Aussagen erhielt die Redaktion bereits in den vergangenen Monaten.

Nichts Konkretes aus den Rathäusern

Auch die Stadt Hagen will nicht konkret werden und kopiert Passagen aus dem vorigen Mailverkehr: „Wir befinden uns weiterhin mit Vertretern der Stadt Herdecke in Gesprächen mit Amprion und bitten daher um Verständnis, dass wir keine Auskunft aus laufenden Gesprächen geben können“, heißt es aus der Abteilung Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Ein Satz mehr lässt sich der Herdecker Pressestelle entlocken. „Die Gründung der Gesellschaft ändert nichts an der Sichtweise der Stadtverwaltung. Die Stadt Herdecke befindet sich weiterhin in Gesprächen mit den beteiligten Parteien. Bislang gibt es noch kein Ergebnis, das präsentiert werden könnte.“

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Dabei hatte die Redaktion eher allgemein unter anderem nach Aspekten gefragt, über die sich die Beteiligten schon seit langer Zeit austauschen. Keine Antworten hat es auch zu der Frage gegeben, welche Rolle RWE als voriger Eigentümer und der Ruhrverband in dieser Gesamtgemengelage spielen.

Zustand wird nicht besser

Offen bleibt vorerst auch der Status quo hinsichtlich Verkehrssicherheit. Spaziergänger beklagen Stolperfallen am Boden, Holzdielen verfallen, Löcher tun sich auf: Fühlt sich Amprion noch für diese Schäden verantwortlich, ist Amprion noch zuständig und in der Pflicht? Auch zu diesem Thema, das in einem Fragenkatalog der Redaktion auftaucht und vor zehn Tagen per Mail an den Netzbetreiber sowie die beiden Stadtverwaltungen gegangen ist, will sich niemand äußern.

Verschwiegenheitserklärung gefordert

All das passt zu einem seltsamen Vorgehen und Verständnis von Transparenz. Im Jahr 2023 beispielsweise berichtete die Redaktion über einen „Letter of intent“. Mit dieser Grundsatzvereinbarung lässt sich vor einem Vertragsabschluss lose die Willenserklärung der Verhandlungspartner klären. In dem Zusammenhang ging es um Akteneinsicht zum Zustand der Brücke. Damals forderte Amprion, dass die Vertreter der Verwaltungen eine Verschwiegenheitserklärung hinsichtlich der Unterlagen unterschreiben sollten.

Wichtig für Freizeitverkehr

Die Öffentlichkeit kann nur rätseln, wieso die Verantwortlichen „mauern“ und quasi nichts zur Zukunft einer wichtigen Verbindung von Hagen nach Herdecke sagen wollen. Es bleibt angesichts früherer Äußerungen die Hoffnung, dass diese Brücke für den Freizeitverkehr erhalten bleibt.