Herdecke/Hagen. Aus den Reihen der AG Koepchenwerk hat sich eine gGmbH formiert. Die Akteure aus Herdecke und Hagen wollen nun mit Eigentümerin Amprion verhandeln.

Immer wieder melden sich Passanten in der Redaktion und beklagen den schlechten Zustand der Brücke am unteren Hengsteysee. Bauzäune stehen bekanntlich seit Monaten auf dem Überweg vom Herdecker Schiffswinkel hinüber nach Hagen. Wer auf den Boden schaut, entdeckt einige Schäden. „Stolperfallen“ nennt ein Spaziergänger die Löcher und Unebenheiten an teils morschen Holzdielen, über die zumindest manche vorbildlich ihr Rad schieben. All das führt zur Frage: Wann herrscht endlich Klarheit, wie es mit dem Überweg weitergeht?

„Koepchenwerkanschlussbahn“ gegründet

Bekanntlich hat Eigentümerin Amprion angekündigt, die Brücke neben dem Hengstey-Wehr abgeben zu wollen. Das sollte eigentlich zum 31. März 2024 der Fall sein, doch die Übernahme-Verhandlungen mit den Stadtverwaltungen in Hagen und Herdecke kamen noch nicht zu einem finalen Ergebnis. Anfang April verkündete die Arbeitsgemeinschaft (AG) Koepchenwerk dann, dass das Bauwerk in den Besitz einer gemeinnützigen Gesellschaft mit beschränkter Haftung übergehen könnte. Diese gGmbh hat sich nun unter dem Namen „Koepchenwerkanschlussbahn“ gegründet und besitzt den Angaben zufolge gute Chancen, den Zuschlag zu erhalten.

Bemühungen vorantreiben

Während der Jahreshauptversammlung der AG Koepchenwerk hat Vorsitzender Peter Gerigk kürzlich neue Erkenntnisse mitgeteilt, zum Beispiel hat diese neue gGmbH bereits eine zweiköpfige Geschäftsführung. Das notwendige Stammkapital von 25.000 Euro kam „überraschend schnell durch Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft zusammen“. Einer Eintragung ins Handelsregister stehe nichts mehr im Wege. Somit kann diese Gruppe die Bemühungen intensivieren, um die Hengsteysee-Brücke und Anschlussbahnen zu übernehmen.

Mit Optimismus in Amprion-Verhandlungen

„Mit Amprion sind wir in Verhandlungen und ziemlich optimistisch“, so Gerigk, der von „spannenden Entwicklungen“ spricht. „Wir wollen dann auch herausfinden, wie wir an finanzielle Mittel zur Sanierung der Brücke herankommen und beispielsweise die Oberfläche neu gestalten können.“ Ein wesentliches Motiv für das Interesse der Gesellschaft lässt sich aus dem Namen „Koepchenwerkanschlussbahn“ ableiten: Die Beteiligten wollen die Gleise zwischen dem Herdecker und Hagener Ufer retten, damit dort womöglich eines Tages ein touristischer Museumszug oder eine Art Shuttle zum Pumpspeicher-Denkmal fahren kann. In Kürze wollen die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft das Eisenbahnmuseum „Wupperschiene“ besuchen, wo die auch mit Mitteln der AG aufgearbeitete ehemalige Lok des Koepchenwerks steht. 

Der Überweg neben dem Hengstey-Wehr war früher ein Betriebsweg, mittlerweile dominiert hier der Freizeitverkehr.
Der Überweg neben dem Hengstey-Wehr war früher ein Betriebsweg, mittlerweile dominiert hier der Freizeitverkehr. © WP | Elisabeth Semme

Damit zu weiteren Neuigkeiten aus dem Herdecker Verein und einem „Durchbruch“: Nachdem es bei der Wiederherstellung der historischen Beleuchtung des Koepchenwerks zuletzt Probleme gegeben hat, kann nun eine Firma mit der Wiederherstellung des Schriftzugs am Ufer des Hengsteysees beginnen. Gerigk: „Auch die AG hat ihren Beitrag dazu geleistet.“ Noch in 2024 sollen die zwölf Buchstaben an der Maschinenhalle wie früher wieder leuchten, dann in sparsamer LED-Technik.

Nichts Neues zur Zip-Line

Still ruht der Hengsteysee, was in den vergangenen Monaten das Thema Zip-Line anbetrifft. Bekanntlich gibt es konkrete Pläne, eine Seilrutsche vom Herdecker Koepchenwerk (Start ungefähr auf der Höhe der drei RWE-Buchstaben) hinüber zum Hagener Ufer zu installieren.

Die Stadt Hagen kümmert sich federführend um das Projekt und tauscht sich in dieser Hinsicht mit der Herdecker Verwaltung aus. Zum aktuellen Stand der Seilrutschen-Pläne teilt Michael Kaub als Leiter der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit in der Volmestadt mit: „Die Zip-Line ist ein Punkt der Planungen für den Seepark Hengstey, so dass wir auch das Thema Zip-Line erst mit einer gesicherten Finanzierung für den Seepark weiter vertiefen werden.“

Hinsichtlich der Reaktivierung der Standseilbahn am Koepchenwerk habe die Arbeitsgemeinschaft an zahlreichen Gesprächen mit Stiftung und Stadt teilgenommen. „Wir haben uns nach einem Vorschlag des TÜVs auf den Bau eines vollautomatischen Schrägaufzugs geeinigt. Dazu hat eine Schweizer Firma einen Bericht erstellt, der zum Beispiel die Eignung des alten Gleiskörpers auch für einen neuen Schrägaufzug bejaht. Jetzt muss die Stadt Herdecke schnellstmöglich eine Machbarkeitsstudie in Auftrag geben, die die Möglichkeiten etwa der Zuwegung untersucht. Diese Studie ist Voraussetzung für einen Förderantrag“, so Gerigk.

Jahresbilanz

Die AG Koepchenwerk hat auf ihrer Jahreshauptversammlung auf ein erfolgreiches Jahr zurückgeblickt. Heraus ragten demnach die Kunstausstellung in der Maschinenehalle und auch das Koepchenwerk als außerschulischer Lernort, das Denkmal werde in dieser Hinsicht immer besser angenommen. „Wir planen schon für 2025 die nächste Kunstausstellung“, so Vorsitzender Peter Gerigk.

Der neue Vorstand der AG Koepchenwerk: (von links) Peter Gerigk, Patrick Lausen, Matthias Hartmann und Hans Althaus
Der neue Vorstand der AG Koepchenwerk: (von links) Peter Gerigk, Patrick Lausen, Matthias Hartmann und Hans Althaus © WP | Privat

Der bekannte Herdecker wurde bei den Vorstandswahlen als Vorsitzender und Matthias Hartmann als Kassierer jeweils einstimmig wiedergewählt. Für „Vize“ Arndt Hartmann, der aus gesundheitlichen Gründen nicht wieder kandidierte, wurde der 68-jährige Hans Althaus zum stellvertretenden Vorsitzenden gewählt. Der Hagener Patrick Lausen (43) übernimmt das Amt des Schriftführers von Ludger Gochermann, der wiederum nun ebenso zum Beirat gehört wie die Mitglieder Achim Graumann, Frank Pickardt, Manfred Sievers und Elias Sturm.

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Letztgenannter kümmert sich weiterhin mit seinen Freunden um den Weinanbau neben den Rohren und hat auch einen Nebenjob bei der Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur (Eigentümerin des Koepchenwerks) angenommen. Der Architektur-Student aus Herdecke bereitet sich ebenso wie die Arbeitsgemeinschaft auch schon auf den Tag des offenen Denkmals vor. Am 8. September soll es dann unter anderem auch wieder eine Modelleisenbahnausstellung in der Maschinenhalle am Hengsteysee-Ufer geben.

Trauer und Freude

Der erfreulichen Entwicklung, dass die Zahl der AG-Mitglieder um 20 Prozent auf 52 stieg, stand eine traurige Nachricht gegenüber: Die Arbeitsgemeinschaft trauert um das mit 93 Jahren verstorbene Gründungsmitglied Gerhard Brune, den langjährigen Herdecker Stadtbaudirektor. „Gerd Brune war eng mit dem Koepchenwerk verbunden. Der Erhalt des Denkmals war für ihn ein wichtiges Anliegen“, so Gerigk.