Hohenlimburg. 50 Jahre später kehren Gymnasiasten zum Ort ihrer Schule in Hohenlimburg zurück, wo nun ein Pflegeheim liegt - und sehen bekanntes Inventar:

Fünfzig lange Jahre ist es her, die ersehnte „Reifeprüfung“ 1974 von vier Parallelklassen im mathematisch-naturwissenschaftlichen und nach einer Bildungsreform auch mit neusprachlichem Zweig des Gymnasiums Hohenlimburg. Damals noch am Schlossberg direkt vor der Bahnlinie. Wo kann sich eine Abiturienta zum goldenen Jubiläum treffen, wenn das alte Schulgebäude nicht mehr existiert? Gibt es doch noch einen Ort für Erinnerungen?

Wie gut, dass Harro Wist aus Bonn, einer der Organisatoren des 50. Jubiläumstreffens, noch guten Kontakt zu Willi Strüwer hat. Strüwer, ehemaliger CDU-Ratsherr und in Hohenlimburg bekannt wie ein „bunter Hund“, war damals selbst Mitschüler der Absolventen und später Einrichtungsleiter des Pflegeheims Wohlbehagen am Schlossberg.

50. Klassentreffen Abiturientia Hohenlimburg
Willi Stüwer lässt auf der Terrasse des Pflegeheims Wohlbehagen am Schlossberg die Erinnerung an das alte Gymnasium vor Ort wieder aufleben.  © WP Hagen | Winfried Hoppmann

Schule abgerissen

Das Pflegeheim steht genau an der Stelle, an der früher Schülerinnen und Schüler des alten städtischen Gymnasiums Hohenlimburg für ihr Abitur büffelten. Deshalb hatte Willi Strüwer die Idee, seine ehemaligen Klassenkameraden zu einer Zeitreise an alter Wirkungsstätte einzuladen. Zu dem Treffen im alten Pausenhof der Schule, heute das begrünte Atrium des Pflegeheims, kam rund die Hälfte der „goldenen“ Abiturienta aus ganz Deutschland zurück in die alte Heimat. Auch zwei frühere Lehrer, FranJo Schlotmann und Werner Vollmar, waren mit dabei. Sie alle waren gespannt, was aus ihrer alten Wirkungsstätte geworden ist.

„Am alten Bahnübergang vor der Schule hat der durchschnittliche Hohenlimburger rund drei Jahre seines Lebens beim Warten zugebracht. Tatsache.“

Willi Strüwer, Hohenlimburger, über den Schüleralltag am alten Gymnasium

Anekdoten aus Schulalltag

Strüwer erzählte den früheren Mitschülern die mehr als 170-jährige Geschichte des Schulstandortes, gespickt mit Schüleranekdoten. „Am alten Bahnübergang vor der Schule hat der durchschnittliche Hohenlimburger rund drei Jahre seines Lebens beim Warten zugebracht. Tatsache.“ Im 19. Jahrhundert seien von gut betuchten Hohenlimburgern in der alten Berufsschule an der Oberen Isenbergstraße zwei Räume angemietet worden. Aus dieser Rektoratsschule, die 1852 durch die königliche Regierung in Arnsberg anerkannt wurde, wurde später die städtische Realschule und 1938 eine Oberschule für Jungen. „Diese Schule hatte zwei gemeinsame Träger, einmal die Gemeinde Elsey und die Gemeinde Limburg.“

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Abbruchparty mit Lehrern

Die Entwicklung des Schulstandortes ging weiter, 1941 waren die ersten Abiturprüfungen. Es entstand im Laufe der langen Zeit durch mehrere Anbauten ein verwinkeltes Schulensemble, der Platz reichte jedoch bei weitem nicht aus. 1983 kam dann zunächst ein Teilumzug in das neu gebaute Gymnasium Hohenlimburg in Elsey. Erst 1998 erfolgte dann die endgültige Zusammenlegung am neuen Standort mit heute rund 700 Schülerinnen und Schülern. Das alte Gymnasium am Schlossberg stand danach lange Jahre leer und wurde bei einer großen Abbruchparty mit ehemaligen Lehrern, Schülern und Freunden am 4. September 2015 ehrenvoll verabschiedet.

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Neues Pflegeheim

Nach dem Abbruch der Schule entstand für rund neun Millionen Euro das schmucke Pflegeheim Wohlbehagen mit 80 komfortablen Zimmern und 10 Wohnungen. Die feierliche Eröffnung war 2017. Beruflich war das Pflegeheim Wohlbehagen ein Herzensprojekt von Strüwer, als Heimleiter war er dort bis zu seiner Pensionierung verantwortlich. „Die Einrichtung war innerhalb von acht Wochen ausgebucht. Das hatte auch was damit zu tun, dass viele Hohenlimburger mit dem entsprechenden Alter irgendeinen Bezug zu diesem Gebäude hatten.“ So wohnt jetzt auch der ehemalige Klassenlehrer der Abiturienta, Werner Vollmar, bei Wohlbehagen, sozusagen an alter Wirkungsstätte.

Schuluhr des Gymnasiums Hohenlimburg
Die alte Schuluhr des früheren Gymnasiums Hohenlimburg wurde gerettet und liebevoll restauriert. © WP Hagen | Winfried Hoppmann

Schuluhr blieb erhalten

Im neuen Pflegeheim gibt es noch eine besondere Erinnerung an das alte, abgerissene Gymnasium. Die Schuluhr. Beim Abriss der Gebäude wurde der alte „Zeitzeuge“ gerettet und die Uhr bekam beim Neubau des Pflegeheims einen Ehrenplatz an fast gleicher Stelle. Sie kann nun von der Sonnenterrasse aus bewundert werden.