Herdecke/Hagen. Die AG Koepchenwerk denkt an eine gemeinnützige Gesellschaft, die den Überweg am Schiffswinkel zwischen Hagen und Herdecke übernehmen könnte.

Die eigentliche Frist ist seit wenigen Tagen abgelaufen, eine Einigung haben die Beteiligten aber nicht kommuniziert. Somit herrscht weiter Rätselraten, wie es mit der Brücke am Schiffswinkel weitergeht und wer künftig die Verantwortung für das Bauwerk am Ende des Hengsteysees übernimmt. Kurze Bestandsaufnahme: Der Überweg gehört dem Netzbetreiber Amprion, das Unternehmen will die Konstruktion abgeben und verhandelt darüber seit Monaten mit den Stadtverwaltungen aus Hagen sowie Herdecke.

Frist Ende März abgelaufen

Ende März 2024 wollte der Übertragungsnetzbetreiber mit Sitz in Dortmund eigentlich seine Schiffswinkel-Brücke übertragen und „eine Lösung finden“, so Amprion-Sprecher Andreas Lehmann vor einigen Wochen. Zuletzt hieß es, dass es in dieser Hinsicht (wie berichtet) „gute Gespräche“ mit Vertretern der beiden Städte gebe. Doch nun kommt von anderer Seite Bewegung in die Sache: Die AG Koepchenwerk macht sich Gedanken, ob eine neu zu gründende Gesellschaft als künftige Eigentümerin des Bauwerks infrage kommt. Bei einer Mitgliederversammlung des Vereins haben die Akteure der Herdecker Arbeitsgemeinschaft grünes Licht für einen Vorstoß erhalten.

Alternativ-Lösung

Es handelt sich um eine Art Alternativ-Lösung, um die Brücke und vor allem die dort im Umfeld liegenden Schienen zu erhalten. Peter Gerigk als Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft befürchtet angesichts von verschiedenen Wortmeldungen aus beiden Städten, dass die Gleise zwischen Hagen und Herdecke im Falle einer Übernahme durch die Kommunen verschwinden könnten. Damit wäre die Idee, eines Tages einen Museumszug zum denkmalgeschützten Koepchenwerk fahren zu lassen, vom Tisch. „Wir sehen angesichts der vorhandenen Infrastruktur Chancen auf einen Shuttle-Betrieb mit einer Bahn. An anderen Orten wie etwa an der Dortmunder Kokerei Hansa wird so etwas derzeit auch geprüft, wir wollen unsere diesbezüglich früh entstandenen Gedanken für den Schiffswinkel weiter vorantreiben.“

Gründung einer gGmbH wird unterstützt

Daher entstand bei der Mitgliederversammlung des Vereins ein Antrag: „Die AG Koepchenwerk unterstützt die Gründung einer gGmbH, die die Übernahme der Anschlussbahn inklusive Schienen und Schiffswinkel-Brücke von der Firma Amprion zum Ziel hat.“ Bei einer Enthaltung gab es Zustimmung, so dass nun weitere Schritte für solch eine gemeinnützige Gesellschaft mit beschränkter Haftung erfolgen können. Dafür bräuchte es ein Stammkapital von 25.000 Euro. „Wir befinden sich uns jetzt in der Phase, wo wir Finanzielles abklären. Wir sind in dieser Hinsicht aber schon recht weit“, berichtet Gerigk von mehreren Leuten, die zu einer Spende bereit wären. Die Arbeitsgemeinschaft hatte zuvor beschlossen, dass sie sich als Verein selbst mit einer Einlage von 2500 Euro beteiligen wolle.

Städte bekennen sich zum Bauwerk

Die Blicke der heimischen Beteiligten richten sich vor allem auf die Internationale Gartenausstellung (IGA) 2027. Durch Fördergeld sollen am Hagener Hengsteysee-Ufer und am Herdecker Koepchenwerk, also gegenüber, neue Angebote entstehen.

Hagens Oberbürgermeister Erik O. Schulz hat kürzlich in einem Interview den Kollegen der Stadtredaktion gesagt, dass „wir die Amprion-Brücke natürlich dringend brauchen, sie steht nicht zur Disposition. Wir werden uns da verständigen: Wir brauchen sie, und Herdecke braucht sie, um eine attraktive touristische und gastronomische Entwicklung rund um den See hinzubekommen. Da gibt es keine Konkurrenz.“

Wichtig: Die AG Koepchenwerk und die zu gründende gGmbH wären zwei getrennt voneinander agierende Einrichtungen. Dabei befürwortet der Vereinsvorstand eine mehrheitliche Beteiligung als Gesellschafter, um Einfluss auf diese möglicherweise neue Eigentümerin der Brücke und der Gleise nehmen zu können. „Amprion kennt diese Überlegungen und sieht darin eine Art Zweitbewerbung. Wir wollen zudem noch das Gespräch mit beiden Stadtverwaltungen suchen“, kündigt Peter Gerigk an. Für welchen Betrag der Netzbetreiber übrigens das Bauwerk plus Schienen abgeben würde, ist unbekannt. Beteiligte gehen aber von einer symbolischen Summe oder gar Schenkung aus.

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Eine Übernahme schreckt Mitglieder des Herdecker Vereins seit einer Akteneinsicht nicht ab. Anfang des Jahres konnten Vorstandsvertreter (wie auch Fachleute aus den Stadtverwaltungen) in die Unterlagen schauen und ließen danach ein eigenes Gutachten anfertigen. Ergebnis: Der Überweg befinde sich in einem Zustand, wonach „kurzfristig nur geringe Maßnahmen zur Ertüchtigung der gesamten Brückenfahrbahn notwendig sind.“ Also sei die Lage rund um statische Fragen und Unterhaltungsreparaturen besser, als es lange angenommen wurde.

Um Radfahrer mancherorts vor Stürzen in den Schienen zu bewahren, befinden sich am Herdecker Schiffswinkel herausnehmbare Gummiverfüllungen in den Gleisen.
Um Radfahrer mancherorts vor Stürzen in den Schienen zu bewahren, befinden sich am Herdecker Schiffswinkel herausnehmbare Gummiverfüllungen in den Gleisen. © WP | Steffen Gerber

Die AG Koepchenwerk hofft, diese ursprüngliche Eisenbahnbrücke als solche nicht nur zu erhalten, sondern auf den vorhandenen Schienen eines Tages Züge zum Denkmal fahren zu lassen. Peter Gerigk verweist auf einen Antrag der Hagener Grünen, die vor einigen Monaten das touristische Potenzial auch durch solche Infrastrukturmöglichkeiten prüfen lassen wollten. Für Amprion wäre die Übergabe der Schienen aus seiner Sicht zudem von Vorteil, um diese nicht womöglich auf eigene Rechnung auszubauen. Unklar wiederum ist die Rolle von RWE: Der Essener Energieriese gehört ebenfalls zu den Verhandlungspartnern, dabei gehe es um Grundstücksfragen und frühere Zuständigkeiten.

Das sagt Amprion zum Stand der Dinge

Amprion-Sprecher Lehmann hat auf eine aktuelle Anfrage der Redaktion am Montag erklärt, dass die Gespräche über das Bauwerk am Hengstey-Wehr nach wie vor mit den Städten Herdecke und Hagen laufen. „Dies schließt auch den weiteren Umgang mit den Schienen auf der Brücke mit ein. Zu den Verhandlungen gibt es derzeit keinen neuen Stand. Wir hoffen, in den nächsten Wochen eine einvernehmliche Lösung zu finden.“