Hagen. Bau-Ärger in Garenfeld: Zwar freuen sich viele Bürger über einen Glasfaseranschluss, doch die Straßen wurden bei den Arbeiten arg ramponiert.
„Glasfaser ist die Schlüsseltechnologie unserer digitalen Gesellschaft“, hatte Hagens Oberbürgermeister Erik O. Schulz Anfang Juli beim ersten Spatenstich für den Glasfaserausbau in Garenfeld gejubelt: „Das neue Netz steigert die Attraktivität unserer Stadt. Ich freue mich, dass Westconnect jetzt Gas gibt und die Zukunftsfähigkeit von Hagen als Wohn- und Wirtschaftsstandort sichert.“
Tatsächlich hat das Unternehmen aus Essen vor zwei Monaten damit begonnen, Glasfaserleitungen in Garenfeld (und auch in Berchum) zu verlegen. Doch die Euphorie, mit der OB Schulz das Projekt begrüßte, ist so manchem Bürger vergangen. Denn in vielen Straßen - beispielsweise „Im Braucke“, „Zur Heimke“ oder „In den Eichen“ - wurden zwar Bürgersteige und Straßenränder aufgerissen und Glasfaserröhren verlegt, doch die Straßendecke anschließend nicht ordentlich wieder hergestellt. „Stattdessen wurden die Gräben und Löcher nur locker mit Schotter verfüllt“, schimpft Thomas Reitz (72).
Dauerhafte Beeinträchtigungen möglich
Für Mütter mit Kinderwagen und Senioren mit Rollator sind manche Bürgersteige kaum noch begehbar, auch auf Fahrradfahrer lauern jetzt Gefahrenstellen im Asphalt. Das alles wäre vielleicht nicht weiter erwähnenswert, wenn es sich um ein vorübergehendes Problem handeln würde. Doch wie die Stadtverwaltung in Hagen auf Anfrage unserer Zeitung mitteilte, müssen sich die Bürger in Garenfeld dauerhaft auf Beeinträchtigungen einstellen: „In einigen Bereichen, bedingt durch das Alter und den schlechten Zustand der Verkehrsflächen, wird keine vollumfängliche Herstellung möglich sein. Auch hier wird es Kompromisse geben müssen.“
Bauaktivitäten dieser Größenordnung, so ist aus dem Rathaus zu hören, führten immer zu Beeinträchtigungen, Gehwege und Querungen würden oftmals nur provisorisch mit Schotter verfüllt. Aus wirtschaftlichen Gründen könnten die Telekommunikationsunternehmen die Verkehrsflächen nicht sofort endgültig herstellen, da die Kosten für eine partielle Asphaltierung viel zu hoch wären.
Gewährleistungsfrist beträgt fünf Jahre
Allerdings müsse Westconnect Wege und Straßen dauerhaft verkehrssicher halten, was vom Wirtschaftsbetrieb Hagen im Rahmen der personellen Möglichkeiten auch kontrolliert werde. In der letzten Woche habe es im Bereiche Zur Heimke und angrenzenden Straßen einen Ortstermin mit der Westconnect und dem beauftragten Baupartner, nach unseren Informationen die Firma Tzanidis, gegeben. „Hierbei sind die von der Baumaßnahme tangierten Verkehrsflächen provisorisch in Schotter hergestellt worden“, so die Stadtverwaltung weiter.
Westconnect sei sehr an einer fachgerechten Herstellung gelegen, da die Arbeiten sonst nicht vom Wirtschaftsbetrieb Hagen abgenommen würden. Die Gewährleistungsfrist nach der Abnahme betrage gemäß Telekommunikationsgesetz fünf Jahre. Der Wirtschaftsbetrieb Hagen habe kürzlich noch einmal Kontakt mit Westconnect bzw. Tzanidis aufgenommen und ausdrücklich darum gebeten, dass die ordnungsgemäße Wiederherstellung präferiert und noch vor dem Winter fertiggestellt wird, um Probleme beim Winterdienst oder auch witterungsbedingte Verzögerungen zu vermeiden.
Das alles hört sich jetzt nicht unbedingt so an, als würden die Menschen im Garenfelder Unterdorf bald wieder den altgewohnten Zustand ihrer Straßen vorfinden. Dabei hatte Sandra Etterichretz, Managerin für Regionale Kooperationen bei Westconnect, ihr Unternehmen als „zuverlässigen Partner“ beschrieben, wenn es um den „zügigen Ausbau der zukunftsfähigen Infrastruktur“ gehe.
Grundsätzlich sollen die Tiefbauarbeiten in Garenfeld, so die Stadt Hagen, voraussichtlich bis Ende dieses Jahres abgeschlossen sein. Nicht nur Thomas Reitz ist gespannt darauf, wie Straßen und Bürgersteige dann aussehen. Westconnect hat auf eine Anfrage der Redaktion bislang nicht reagiert.