Hagen. Die 19-jährige Marissa Hamm aus Hagen macht eine Ausbildung zur Bestattungsfachkarft. Warum sie sich für diesen besonderen Job entschieden hat.
Trostengel liegen in einem Körbchen auf dem Tisch. Daneben steht eine Packung mit Papiertüchern. Es ist ein Raum, an dem Tränen fließen dürfen. Ein Raum, in dem es aber bei aller Trauer auch um die schönen Dinge geht. Vor allem darum, gemeinsam mit Angehörigen einen schönen Abschied zu planen.
Marissa Hamm, einst Abiturientin am Fichte-Gymnasium, 19 Jahre jung, sitzt an diesem Tisch. Sonst mit Familien, die gerade einen lieben Menschen verloren haben und jetzt, weil sie von dem Beruf erzählt, für den sie sich entschieden hat. Ein besonderer Beruf, so scheint es. Vor allem für eine junge Frau, die selbst mitten im Leben steht. Marissa Hamm aus Hagen will Bestatterin werden. Oder Bestattungsfachkraft, wie es offiziell heißt.
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Bestattungen Voeste expandiert
Sie erlernt diesen Beruf bei Bestattungen Voeste, einem Unternehmen, das Carsten Laatsch und sein Neffe Sebastian Laatsch übernommen haben und das jetzt mit einer weiteren Filiale ab dem 1. Oktober in der Fußgängerzone von Herdecke (Hauptstraße 41a) expandieren wird. „Uns ist es wichtig, auszubilden“, sagt Carsten Laatsch, „das hat Voeste schon immer getan. Marissa hat ihre Ausbildung in einem anderen Unternehmen begonnen und ist dann gewechselt - sie bringt schon so viel mit, was man für diesen Beruf braucht.“
„Anderen zu helfen - das war mir wichtig, als ich mich in der Berufswelt umgesehen habe. Das kann ich hier.“
Empathie gehört dazu. Einfühlungsvermögen. Die Gabe, mit Menschen umzugehen, die man so vermutlich in keinem Seminar erlernen kann. „Anderen zu helfen - das war mir wichtig, als ich mich in der Berufswelt umgesehen habe“, sagt Marissa Hamm. „Das kann ich hier.“
Keine Chance auf Studienplatz
Dabei - und auch das hat ja durchaus etwas mit ihrem Beruf zu tun - wollte sie nach dem Abitur eigentlich Psychologie studieren. „Aber der NC war zu hoch, ich hatte keine Chance auf einen Platz“, sagt Marissa Hamm, „also habe mich um eine Ausbildungsstelle beworben.“
Um eine, die im Freundeskreis durchaus für Diskussionen sorgt. Und das - so sagt auch Carsten Laatsch - werde sich nicht ändern. „Egal, wo ich privat hinkomme“, sagt er, „wenn ich dort von meinem Beruf erzähle, wird das immer zum Thema.“
Menschen in Ausnahmesituationen
Was daran liegen mag, dass er und seine Kollegen mit den Toten und den Lebenden zu tun haben. „Menschen, die zu uns kommen, erleben ja gerade eines Ausnahmesituation“, sagt Marissa Hamm. Und Carsten Laatsch ergänzt: „Es kommt oft vor, dass sie sich nach einer Beisetzung bei uns melden und sich noch einmal bedanken, weil alles so schön gewesen sei. Dieses sehr direkt Feedback erhalten wir oft. Mehr können wir uns nicht wünschen.“
„Es sind Menschen, auch wenn sie tot sind. Der Umgang mit ihnen hat sehr viel mit Pietät zu tun.“
Neben der Ausbildung besucht Marissa Hamm eine spezielle Berufsschule in Wermelskirchen, das Bergische Berufskolleg. „Es geht um wirtschaftliche Aspekte, es geht um die Friedhofsordnung, um Grabmachertechniken“, sagt Marissa Hamm. „Unseren Beruf zeichnet eine große Vielfalt aus. Am Ende muss man sogar einen Bagger bedienen können.“
Kontakt hilft den Trauernden
Dazu ist sie eingebunden in den Alltag bei Voeste: „Ich bin bei Überführungen dabei, ich dekoriere für Trauerfeiern, ich bin in die Büroarbeit eingebunden und sitze mit in Trauergesprächen“, erzählt Marissa Hamm, „daneben bereite ich die Verstorbenen vor, bahre sie schön auf, schlage die Särge aus. Unser Ziel ist es, dass die Angehörigen am Ende ein schönes Bild mitnehmen.“ Und Carsten Laatsch ergänzt: „Gleichzeitig ist es wichtig, dass die Trauernden begreifen, dass da ein Mensch verstorben ist. Und das meinen wir durchaus wörtlich. Es kann helfen, ihn noch einmal anzufassen, ihn zu streicheln. Das ist wichtig.“
Für Marissa und ihre Kollegen geht es auch darum, die Toten würdig zu behandeln. „Es sind Menschen, auch wenn sie tot sind“, sagt Marissa Hamm, „der Umgang mit ihnen hat sehr viel mit Pietät zu tun.“